Früher hat Kathleen Corradi Grundschulkinder unterrichtet. Mittlerweile jagt sie hauptberuflich Ratten. Im April 2023 wurde sie vom New Yorker Bürgermeister Eric Adams zur "Direktorin für die Eindämmung von Nagetieren" ernannt. In der Stellenausschreibung wurde explizit nach einer "blutdürstigen" Person mit "Killerinstinkten" gesucht, die massenhaft Ratten umbringen könne.
"Es ist ein neuer Sheriff in der Stadt", erklärte Corradi zu ihrem Amtsantritt. Ihr Versprechen: "Sie werden viel von mir sehen und viel weniger Ratten." Die Rattenfängerin von Harlem.
Schon vieles wurde versucht, um das Problem einzudämmen, mit dem sich New York seit rund 60 Jahren umher schlägt: Gift und Fallen, Ersticken durch Trockeneis und Ertränken in Alkohol.
Ratten-Reservoirs wurden gezielt attackiert und in einer Rattenakademie wurden Menschen geschult, wie mit den schädlichen Nagern umzugehen ist. Alles erfolglos.
Ein Schädlingsbekämpfungsunternehmen gibt an, dass es in der Stadt mittlerweile etwa drei Millionen Ratten gibt. Noch im Jahr 2010 seien es demnach zwei Millionen gewesen. Ratten vermehren sich rasend schnell, ein Paar kann in einem Jahr 15.000 Nachkommen zeugen.
Wie die "New York Times" berichtet, wurde nun eine neue Gesetzesvorlage eingebracht, die vorsieht, dass die Gesundheitsbehörde der Stadt im Rahmen eines Pilotprogramms in zwei Stadtvierteln salzhaltige Pellets einsetzt, die sowohl männliche als auch weibliche Ratten sterilisieren.
Die Pellets sollen in sogenannten Rattenbekämpfungszonen eingesetzt werden, die mindestens zehn Stadtblöcke umfassen.
Der Ansatz ist an sich nicht neu, nun soll aber unter Berufung auf Fortschritte bei der Geburtenkontrolle von Nagetieren und der Mülllagerung ein neuer Versuch gestartet werden. Antragsteller Shaun Abreu meint, dieser Versuch werde effektiver sein als frühere Bemühungen – vor allem in Verbindung mit dem umfassenderen Vorstoß der Stadt zur Rattenbekämpfung, bei dem Müll in Containern gelagert und die Kompostierung ausgebaut wird.
Anders als in Deutschland wird der Müll in den USA vielerorts an den Straßenrand gestellt, statt ihn in Containern zu lagern. Darüber hinaus wurde die New Yorker Bevölkerung in einem im vergangenen Jahr verabschiedeten Gesetz dazu verpflichtet, ihre Lebensmittelabfälle vom normalen Müll zu trennen.
Die Hoffnungen ruhen nun auf "ContraPest", einem Rattenbekämpfungsmittel, das nach Angaben der Verkehrsbetriebe vielversprechende Ergebnisse beim Einsatz in der U-Bahn gezeigt habe.
Der Köder enthalte Wirkstoffe, die bei weiblichen Ratten auf die Eierstockfunktion abzielen und bei männlichen Ratten durch Störung der Spermienproduktion zu Unfruchtbarkeit führen.
Loretta Mayer, eine Wissenschaftlerin, die an dem Mittel mitgearbeitet hat, sagte laut "New York Times" in einem Interview, dass die Pellets voller Fett und Salz so lecker seien, dass die Ratten sie dem Durchwühlen des Mülls vorzögen. Sie seien ihr zufolge "besser als Pizza".