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Restaurant in Davos schockiert mit antisemitischem Aushang

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An einem Bergrestaurant in Davos schockiert eine Erklärung an der Tür seit dem Wochenende ganz Europa. Bild: imago images / imagebroker
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Bergrestaurant schockiert mit antisemitischem Aushang und verteidigt sich

12.02.2024, 18:56
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Für Jüdinnen und Juden weltweit bedeutete der Angriff der Terrororganisation Hamas auf Israel am 7. Oktober 2023 einen brutalen Eingriff in die eigene Lebensrealität. Nicht nur die schrecklichen Schicksale in Israel selbst, auch die global zunehmenden antisemitischen Haltungen belasten die Menschen seitdem schwer.

Allein zwischen Oktober und Januar kam es in Deutschland laut Bundeskriminalamt (BKA) zu mehr als 2000 antisemitisch motivierten Straftaten. Zum Vergleich: Im gesamten Jahr 2022 wurden 2600 entsprechende Delikte gemeldet. In der Schweiz hingegen schockiert aktuell vor allem ein Vorfall, der statt Gewalt enorme Diskriminierung an den Tag legt.

Betreiber verteidigen antisemitischen Aushang bei Bergbahn in Davos

Konkret geht es um einen Aushang, der am Wochenende an einer Bergbahn im Skigebiet Pischa bei Davos entdeckt und seitdem auf Social Media vielfach geteilt wurde. Auf der Plattform X teilte zunächst der Züricher Gemeinderat Jehuda Spielman (FDP) ein Bild mit der Übersetzung des darauf gedruckten hebräischen Textes.

"Aufgrund verschiedener sehr ärgerlicher Vorfälle, darunter der Diebstahl eines Schlittens, vermieten wir keine Sportgeräte mehr an unsere jüdischen Brüder", heißt es demnach vonseiten der Betreiber:innen des Restaurants in Pischa. Ein 21-jähriger Besucher der dazugehörigen Verleihstation bestätigte, dass ihm und seinen Begleiter:innen am Sonntag die Ausleihe von Airboards verweigert worden sei.

Auf eine Anfrage des Magazins "20 Minuten" bestätigt auch das Bergrestaurant Pischa selbst die Vorfälle. "Wir machen von unserem Recht Gebrauch, zu entscheiden, wer unser Eigentum mieten kann und wer nicht", erklären die Betreiber:innen der Station.

Als Begründung führt man an, dass jüdische Gäste die Geräte in der Vergangenheit nicht wie gefordert zurückgebracht hätten. Man wolle unterstreichen, dass die neue Regelung "nichts mit Glauben, Hautfarbe oder persönlichen Neigungen zu tun" habe.

Polizei in Davos leitet Ermittlungen wegen Diskriminierung ein

Der Schweizerische Israelitische Gemeindebund hat indes rechtliche Schritte gegen die Einrichtung angekündigt. Die zuständige Kantonspolizei Graubünden hat demnach bereits Ermittlungen zu den Vorfällen eingeleitet.

Sowohl die Eigentümerin der Sportbahnen Pischa AG als auch der zuständige Tourismusdirektor der Region Reto Branschi distanzierten sich auf Anfrage von der Haltung der Restaurantbetreiber.

Laut einem Bericht von "Blick.ch" hatte aber auch Branschi in der Vergangenheit antisemitisches Gedankengut verbreitet. In dem X-Beitrag von Spielman wird ebenfalls von weiteren diskriminierenden Aushängen in der Bergregion Pischa gesprochen.

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Auf Social Media löst vor allem dieses Zusammenspiel an Vorfällen in der Schweiz breite Empörung aus. "Davos hat echt ein Problem", kommentiert etwa eine Nutzerin auf X das Bild des Aushangs. Andere ziehen Vergleiche zu antisemitischen Gesetzen zur Zeit des Nationalsozialismus.

Die Stiftung gegen Rassismus und Antisemitismus (GRA) sprach sich in diesem Zusammenhang nun für allgemeine Regelungen an der Bergbahn aus, die keine Personengruppe explizit diskriminiere. Als Beispiel nannte man die Hinterlegung eines Ausweises zum Schutz vor Missbrauch. Allein das Vertrauen jüdischer Bürger:innen dürfte aber in ohnehin für sie schweren Zeiten für den Moment zerstört sein.

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