Drei Menschen wurden am Freitagabend bei einem Stadtfest mit einem Messer getötet. Acht weitere wurden verletzt, vier davon schwer. Tatverdächtig ist ein 26 Jahre alter Syrer, der seit Sonntagabend unter anderem wegen des Verdachts der Mitgliedschaft in der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) und wegen Mordverdachts in Untersuchungshaft ist.
Nun kocht einmal mehr die Debatte um ein verschärftes Waffenrecht und schleppende Abschiebungen hoch. Wie konnte es zu dem Anschlag kommen, fragen sich viele.
Die unbequeme Antwort: In öffentlichem Raum kann ein solcher Anschlag nicht komplett verhindert werden.
Das Perfide: Terrorismusexperte Peter R. Neumann sagte noch am Freitag im Interview mit der Schweizer Zeitung "NZZ" über den Terrorismus in Europa: "Es gibt genügend Hinweise, dass sich etwas Größeres ankündigt." Anschläge würden häufiger und kämen näher. "Aber wir haben es in der Hand, eine neue Welle abzuwenden, wenn wir das Richtige tun. Auch frühere Wellen kündigten sich an", sagte Neumann.
Nur wenige Stunden nach Veröffentlichung des Interviews folgte dann der Anschlag in Solingen.
Im Gespräch mit "Focus Online" erklärte der Experte dann am Montag, woher seine Prophezeiung kam.
Es sei offensichtlich gewesen, erklärte Neumann und zeichnete nach:
Diese Entwicklung ist für den Experten "möglicherweise Teil einer neuen Terrorwelle in Westeuropa und auch in Deutschland", wie er erklärt. Denn solche Terrorwellen begännen oft nicht mit dem ganz großen Anschlag. "Das war in den frühen 2000er und 2010er Jahren ähnlich. Wir sind nun wieder an einem Punkt, an dem die Dschihadisten sehr viel aktiver werden. Das war nur eine Frage der Zeit."
Tatsächlich hat der IS zuletzt 2016 in Berlin am Breitscheidplatz einen Anschlag für sich deklariert. Neumann erklärte in dem Zusammenhang, dass der IS in den vergangenen Jahren in einer Krise steckte, im Westen kaum aktiv war.
Doch der Angriff der Hamas auf Israel im Oktober 2023 hätte an dieser Dynamik etwas geändert, führt Neumann aus. Denn der sei für viele Dschihadisten ein Motivationsschub gewesen. Zwar habe die Hamas mit dem IS nicht viel zu tun, dennoch versuche der IS den Konflikt für sich zu instrumentalisieren. "Nach dem Motto: Wir führen einen globalen Glaubenskrieg gegen alle Ungläubigen auf der ganzen Welt. Diese Art von Aufruf wurde virtuell überall verbreitet."
Diesem Aufruf sei der Attentäter von Solingen offensichtlich gefolgt, meint Neumann.