Vorurteile und Klischees über Deutschland gibt es zuhauf. Sie begegnen einem im Urlaub, bei Tiktok und bei Instagram und sind oft Anlass für Witze oder Smalltalk.
So sind die Deutschen bekannt fürs Reservieren von Sonnenliegen, fürs Tragen von weißen Socken in Sandalen, für Überpünktlichkeit und für Pedanterie. Auch um die Autobahn geht es oft, um Lederhosen und ums strenge Mülltrennen.
Einem etwas kreativeren Klischee hat sich nun die US-Journalistin Sarah Maslin Nir gewidmet. Sie schreibt für die renommierte "New York Times" und setzt sich in einem jüngsten Artikel mit einer ganz besonderen deutschen Leidenschaft auseinander.
Anlass für den Text ist der virale Hit "Barbaras Rhabarberbar" von Bodo Wartke und Marti Fischer. Der ist durch zahlreiche Memes bekannt geworden und stand auch in den USA in einigen Streaming-Charts zeitweise vor Songs von Beyoncé und anderen etablierten Künstler:innen.
Die US-Journalistin Nir beschäftigt sich in ihrem Text mit dem Song – und weitet dabei den Blick auf andere liebste Saisonprodukte der Deutschen.
Denn egal ob Erdbeeren, Spargel oder eben Rhabarber, Deutschland sei im Gegensatz zu den USA ein Land, "in dem der Konsum noch immer dem Rhythmus der Jahreszeiten unterliegt" und in dem zur jeweiligen Saison stets ein Hype um das betreffende Obst beziehungsweise Gemüse aufkomme.
Für Nir ist all das "Ausdruck einer Frühlingsfixierung, Teil eines landesweiten Fanatismus, eine kleine Gruppe bestimmter Produkte genau passend zur Saison zu essen".
Als einen der Beweise für ihre These führt die Journalistin den großen Erdbeerhändler Karls Erdbeerhof an. In ihren Worten ein "unternehmerischer Beerenzüchter, der aus der Begeisterung mit einem halben Dutzend Vergnügungsparks mit Erdbeermotto im Nordosten Deutschlands Kapital schlägt".
Doch auch die Spargelliebe der Deutschen wird in dem Artikel thematisiert. Dieser sei "der wahre Star des deutschen Frühlings", schreibt Nir.
Ihren Besuch im Beelitzer Spargelhof Winkelmann beschreibt die US-Amerikanerin wie folgt: An drei Meter hohen, aus Sand geformten Spargeln habe sie ihr Weg vorbei an Frauen geführt, die an Spargelmaschinen die grünen Gemüsestangen schälen. Auch hier hat sie "eine Art Freizeitpark" ganz im Namen des Spargels erlebt. Es gebe Spargeleis und Spirituosen, in denen Spargelstangen schwimmen.
In dem Artikel kommt zudem der deutsche Musiker Tobias Hagge zu Wort. Und dieser bringt es wie folgt auf den Punkt: "Wir Deutschen haben eine ganz, ganz besondere Beziehung zum Spargel, viele Ausländer verstehen uns nicht."