Schockierende Bilder von der Francis Scott Key Bridge in Baltimore sind am Dienstag um die Welt gegangen. Mitten in der Nacht ist ein Containerschiff mit der Brücke kollidiert und brachte den gesamten, über dem Wasser befindlichen Teil der mehr als 2,5 Kilometer langen Überführung zum Einsturz.
Warum das Schiff die Brücke rammte, war zunächst unklar. Es hätten sich zu dem nächtlichen Zeitpunkt Arbeiter auf der Brücke befunden, die Beton-Ausbesserungen vorgenommen hätten, sagte der Verkehrsminister von Maryland. Es sei jedoch nicht bekannt, wie viele Menschen dort waren, als die Brücke einstürzte.
Mindestens zwei Menschen wurden nach Angaben der Feuerwehr aus dem Wasser gerettet. Ein Mensch ist in ernstem Zustand in ein Krankenhaus gebracht worden. Nach mindestens sieben weiteren Menschen werde weiterhin gesucht. Die Zahl der Vermissten sei vorläufig und könne noch steigen, hieß es.
Die Rettungsarbeiten seien im Gange, auch Taucher seien vor Ort. Berichte über etwaige Tote gab es zunächst nicht. Ein Sonar-Gerät der Rettungskräfte stellte nach Feuerwehrangaben Fahrzeuge im Wasser fest, wie viele, war allerdings ebenfalls noch unbekannt. Der Sender CNN berichtete, das Wasser am Unfallort habe eine Temperatur von etwa 9 Grad Celsius.
Auf Videos einer Überwachungskamera, die in sozialen Netzwerken verbreitet wurden, war zu sehen, wie das Schiff einen der Stützpfeiler rammte und daraufhin große Teile der Brücke ins Wasser stürzten. Auch mehrere Fahrzeuge, die zum Zeitpunkt des Einsturzes auf der Brücke standen, stürzten demnach in den Fluss.
Jenes Video ist es, das Baltimores Bürgermeister Brandon Scott einige Stunden nach dem Unglück scharf kritisierte. Er zeigte sich gegenüber dem Sender CNN zu einem drastischen Schritt bereit.
Von der Moderatorin gefragt, was seine ersten Gedanken waren, als er das Video sah, antwortete Scott: "Es war etwas aus einem Actionfilm. Es ist etwas, von dem man nie gedacht hätte, dass man es sehen würde. Und wenn ich jetzt hier bin, ist der Anblick noch surrealer."
Seine Gedanken seien bei den Familien und bei den Menschen, die auf der Brücke waren, sowie bei der Besatzung des Schiffs. "Denn niemand sollte so etwas ertragen müssen", sagte Scott. Dann wurde er deutlich: "Und ich werde der Erste sein, der CNN und alle anderen auffordert, das Video nicht mehr zu zeigen. Niemand muss die Möglichkeit sehen, dass sein Familienmitglied schwer oder anderweitig verletzt wird. Immer und immer wieder, weil es unsere Gemeinschaft nur traumatisiert."
Laut dem Polizeipräsidenten von Baltimore liegen "absolut keine Hinweise" darauf vor, dass das Schiff die Brücke absichtlich gerammt habe. Auch deutete nichts auf einen terroristischen Hintergrund hin. Das FBI hat ebenfalls Ermittlungen aufgenommen.
Die Besatzung des Schiffs sei wohlauf, berichtete die "New York Times" unter Berufung auf eine Mitteilung der Eigentümer. Es gebe keine Verletzten auf dem Schiff. Das Schiff mit dem Namen "Dali" sollte unter der Flagge Singapurs von Baltimore nach Sri Lanka fahren, berichteten "New York Times" und CBS News unter Berufung auf die Küstenwache. Das Schiff sei knapp 290 Meter lang.
(mit Material von dpa)