Kanaren-Fähre deckt Sitze für Migranten ab – Reederei reagiert auf Kritik
Für Tourist:innen sind die Geflüchteten auf den Kanaren, einer beliebten Urlaubsregion, kein ungewohntes Bild. Rund 47.000 Geflüchtete kamen 2024 auf den Kanaren an: Die Atlantik-Route zu den Kanaren ist beliebt – aber sie ist auch die tödlichste Route. Im vergangenen Jahr starb jeder Fünfte bis Sechste, oder galt als vermisst.
Die meisten Boote kommen auf El Hierro an, der kleinsten der Kanaren-Inseln. Weil die Kapazitäten auf Teneriffa dementsprechend größer sind, werden viele der angekommenen Menschen mit der Fähre dorthin gebracht. Eine Reederei hat mit der Art und Weise nun für einen Aufschrei in Spanien gesorgt.
Kanaren: Reederei steht in der Kritik
Diese soll die Sitze der Migrant:innen auf der Fähre mit Einmalüberzügen aus Plastik versehen haben, berichtet etwa die spanische Zeitung "ElDiario". Die Sitze der anderen Reisenden sollen diese nicht gehabt haben. Die Juristin Loueila Sid Ahmed Ndiaye kritisiert die Reederei Fred. Olsen in einem Instagram-Beitrag dafür scharf:
Sie teilte auch ein Bild von der Überfahrt, die bereits am Sonntag stattgefunden haben soll, auf dem die Plastiküberzüge über den Sitzen der Menschen zu sehen sind.
Loueila Sid Ahmed Ndiaye kritisiert außerdem, dass sie die Fähre über den Bereich betreten und verlassen, der für Fahrzeuge vorgesehen ist, statt zusammen mit den anderen Passagier:innen auf und von dem Schiff zu gelangen. "Als wären sie Abfall", kommentiert die Juristin.
"Ich weiß, dass es schwierig ist, Ankünfte auf dem Seeweg zu organisieren, aber die Menschen auf El Hierro sind der Situation gewachsen: Sie nehmen auf, weinen, begraben und humanisieren. Diese Szene auf einer Fähre repräsentiert nicht die Bevölkerung von El Hierro. Ein Bild reicht aus, um die Entmenschlichung zu verstehen", erklärt sie.
Reederei verteidigt Vorgehen
Das Unternehmen verteidigt sich und erklärt gegenüber "ElDiario", dass es sich bei den Maßnahmen um "Hygiene- und Gesundheitsprotokoll" handele, das "seit Jahren im Seeverkehr angewendet wird, wenn Personen transportiert werden, die kürzlich aus dem Meer gerettet wurden".
Demnach soll die Reederei dieses Protokoll seit Dezember 2024 so durchführen, und zwar "unabhängig von der Herkunft oder den Umständen der Passagiere".
Das sei auch mit dem Roten Kreuz so abgesprochen. Die NGO erklärt jedoch, damit nichts zu tun zu haben. Die Richtlinien seien Sache des Unternehmens oder des Kapitäns.
Leute, die ankommende Geflüchtete auf El Hierro betreuen, erinnern daran, dass diese nach ihrer Ankunft neue Kleidung und die Möglichkeit zum Duschen bekämen. Außerdem würden sie schon im Hafen von medizinischem Personal untersucht.
Die Reederei bringt sie dennoch in einem anderen Bereich des Schiffes mit eigenen Toiletten unter, begründet dies jedoch mit der "Privatsphäre" und einer "angemessenen Betreuung" durch das Rote Kreuz und die Guardia Civil.
Hinsichtlich des Vorgehens beim Ein- und Aussteigen spricht das Unternehmen von einer "gängigen Praxis" bei einer größeren Zahl von Passagier:innen. "Dieses Verfahren ermöglicht eine bequemere, schnellere und sicherere Abwicklung", erklärt es und betont ferner, dass sie nicht die Zufahrt für Fahrzeuge, sondern eine Zugangsrampe für Fußgänger:innen nutzen würden.
