
Die McDonald's-Mitarbeiterin deutete das Signal der entführten jungen Frau richtig.Bild: PA Wire / Nick Ansell
Panorama
Eine 19-Jährige ist vergangene Woche in Mailand wohl gerade so einer Vergewaltigung entkommen. Was sie erlebt hat, ist tragisch. Und dennoch hatte sie wohl großes Glück im Unglück. Nicht zuletzt deshalb, weil sie – ebenso wie eine McDonald's-Mitarbeiterin – geistesgegenwärtig handelte.
Italien: Teenagerin wird belästigt, bedroht und entführt
Wie mehrere italienische Medien einstimmig berichten, hat sich der Vorfall so zugetragen: Ein Mann unterhielt sich mit einer Gruppe junger Menschen an der Piazza della Scala. Der 23-Jährige kam dort mit der Teenagerin ins Gespräch. Laut Berichten saßen die beiden anschließend auf einer Bank und unterhielten sich, als der Mann gegen 1.30 Uhr plötzlich sein Verhalten geändert haben soll.
"Bleib bei mir. Du darfst nicht gehen. Du musst zu mir nach Hause kommen", sagte er laut Sky TG24. Er belästigte sie demnach sexuell und drohte ihr: "Ich habe zwei Gesichter, ein böses und ein gutes". Danach küsste er sie der Anklage zufolge und begann, sie zu belästigen.

An der Piazza della Scala in Mailand trafen der Mann und die Teenagerin aufeinander.Bild: imago images / Pond5 Images
Er zwang sie anschließend, ihm zu folgen. Laut Anklage sagte der junge Mann der 19-Jährigen auch, sie solle nicht gehen, sonst würde er sie "in Stücke reißen". Die verängstigte 19-Jährige ging also mit ihm.
Entführte Teenagerin sendet mit heimlicher Geste Hilferuf
Dann tat sie etwas, das sie wohl vor einer Vergewaltigung oder Schlimmerem bewahrte: Sie bestand darauf, auf die Toilette zu müssen. Vor einem McDonald's-Restaurant in der Via Torino gelang es ihr schließlich, die Aufmerksamkeit einer Mitarbeiterin auf sich zu ziehen. Dies erklärte die Mitarbeiterin in Interviews, so auch im "Corriere Milano".
Demnach habe die verängstigte 19-Jährige der Frau heimlich eine Geste gezeigt, die für einen Notfall steht.
Laut Schilderung der Frau erkannte sie die Notlage so: Die Teenagerin hatte den Hilferuf subtil, aber eindeutig, kommuniziert. So, dass der mutmaßliche Täter es nicht sehen konnte. "Sie hat versucht, Aufmerksamkeit zu erregen. Wenn er sie nicht sah, hob sie ihre Hand, zeigte ihre vier offenen Finger und schloss dann die Faust (das Signal für Hilfe, Anm. d. Red.). Das hat sie mehrmals gemacht."
Die Mitarbeiterin kannte die Geste aus verschiedenen Medien. Auch bei McDonald's war sie bereits darauf aufmerksam gemacht worden. Auf der Toilette gab es demnach sogar ein Plakat für diese geheime Geste.
Mitarbeiterin handelt geistesgegenwärtig – und alarmiert Polizei
Die Mitarbeiterin rief daraufhin unauffällig die Polizei: "Ich wählte die 112, versuchte aber, nicht von diesem Kerl bemerkt zu werden. Ich sprach mit leiser Stimme." Weil das Restaurant gerade schloss, erlaubten die Mitarbeitenden nicht, die Toilette zu benutzen.
Nachdem der mutmaßliche Täter noch eine Zigarette vor dem Restaurant geraucht hatte, gingen die beiden weiter. Die 19-Jährige versuchte auch dann noch, Blickkontakt zur Mitarbeiterin zu halten und ihr das Signal zu senden. Dass diese bereits Hilfe geholt hatte, wusste sie offenbar nicht. "Das Mädchen drehte sich immer wieder zu uns um", erzählt die Frau.
Mitarbeitende folgten dem Mann und der Teenagerin heimlich, um die Polizei über den Aufenthaltsort zu informieren. Die Mitarbeiterin blieb mit den Beamten in der Leitung, bis diese eintrafen. Später bestätigte sich: Der Mann hatte die Teenagerin entführt.
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Teenagerin und Täter wirkten wie normales Paar
Später sagte die Mitarbeiterin, dass ihr ohne das Zeichen der Ernst der Lage wohl nicht aufgefallen wäre. Der Mann habe sich ruhig verhalten und das "Paar" hätte ansonsten normal gewirkt.
Nach der Festnahme kommunizierte sie nach eigenen Angaben noch einmal nonverbal mit der entführten jungen Frau:
"Ich konnte sehen, dass sie immer noch sehr erschüttert und verängstigt war. Wir wechselten keine Worte, aber ein Blick schon. Und in diesem Blick lag alles: Dank und Erleichterung. Als sie ging, war sie bereits ermutigter."
Der 23-Jährige wurde wegen sexueller Übergriffe festgenommen. Ermittlungsrichter Guido Salvini bestätigte die Festnahme auf Antrag von Staatsanwalt Cristian Barilli.
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In der schwedischen Stadt Örebro, rund 200 Kilometer westlich von Stockholm, sind durch Schüsse an einer Schule etwa zehn Menschen ums Leben gekommen. Das bestätigte die Polizei bei einer Pressekonferenz. Unter den Toten sei auch der mutmaßliche Täter, sagte ein Polizeisprecher. Die Ermittler gehen nach derzeitigem Stand nicht von einem Terrorakt aus. Der mutmaßliche Täter sei der Polizei bisher unbekannt gewesen. Er habe keine Verbindung zu einer Bande gehabt. Die Polizei geht davon aus, dass er alleine handelte.