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Angriff auf Magdeburger Weihnachtsmarkt: Welches Motiv hatte der Verdächtige?

Public workers clean the Christmas Market, where a car drove into a crowd on Friday evening, in Magdeburg, Germany, is empty on Sunday morning , Dec. 22, 2024. (AP Photo/Michael Probst)
Polizist:innen ermitteln nach wie vor im Magdeburg-Fall.Bild: AP / Michael Probst
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Magdeburger Weihnachtsmarkt: Was war das Motiv des Verdächtigen?

22.12.2024, 11:0522.12.2024, 11:05
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Es ist der zweite Tag nach dem Angriff auf den Magdeburger Weihnachtsmarkt. Fünf Tote, 40 Schwerstverletzte und 90 Schwerverletzte brachte dieser mit sich. Alle paar Stunden gibt es neue Informationsbröckchen zum festgenommenen Tatverdächtigen.

Spekulationen gab es ebenfalls ausreichend, vor allem hinsichtlich des Motivs. Problem: Annahmen und Fakten vermischen sich recht schnell. Schwierig, da den Überblick zu behalten. Wir geben euch Hilfestellung.

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Wer ist der Festgenommene?

Bereits bekannt ist, dass der noch am Tatort festgenommene Verdächtige ein 1974 in Saudi-Arabien geborener Facharzt für Psychiatrie ist. Mehrere Jahre hat er im Salzlandkreis in der Nähe von Magdeburg in einer Klinik gearbeitet. Seit 2020 habe er für die Klinik im sogenannten Maßregelvollzug gearbeitet, sagt sein Arbeitgeber laut einer Recherche von WDR, NDR und "Süddeutscher Zeitung". Im Dienst war er zuletzt bis Ende September dieses Jahres. Seit Oktober sei er im Urlaub sowie krankgeschrieben gewesen.

Ende der 1990er-Jahre hat er sich vom Islam distanziert, entwickelte sich zu einem scharfen Kritiker. Er warnte vor einer angeblichen Islamisierung Deutschlands, kritisierte dafür die deutsche Politik, kündigte zudem Rache an. Über Jahre hinweg habe der Mann explizite Gewaltandrohungen in den sozialen Medien geäußert, heißt es in der Recherche. Bei der Magdeburger Polizei sollen sich Menschen wegen der Gewaltandrohungen gemeldet haben, als Gefährder wurde der Mann aber nicht eingestuft.

Er war Ansprechpartner für Asylsuchende, unterstützte unter anderem Frauen bei der Flucht aus Saudi-Arabien. Nebenher war er offenbar auch AfD-Unterstützter, wie etwa der "Spiegel" berichtete. Er folgte X-Accounts von AfD-Politikern, schlug einem sogar vor, eine gemeinsame "Akademie" für ehemalige Muslime eröffnen.

War der Verdächtige bereits vorher auffällig?

Eine Strafanzeige sei gegen ihn aufgenommen worden, sagte Tom-Oliver-Langhans, Direkter der Polizei Hamburg. Es gab die Absicht, eine Gefährderansprache vorzunehmen, dazu ist es aber nie gekommen. Derzeit wird ermittelt, warum. Das Bundesamt für Migration hat im Spätsommer außerdem einen Hinweis zu dem Magdeburg-Verdächtigen erhalten. Der Hinweisgeber wurde an die verantwortlichen Behörden verwiesen.

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Bundeskanzler Scholz besuchte nach dem Vorfall Magdeburg.Bild: IMAGO/dts Nachrichtenagentur

Mittlerweile ist auch bekannt, dass der Verdächtige bereits 2013 strafauffällig geworden ist. Damals verurteilte ihn ein Gericht zu 90 Tagessätzen zu je zehn Euro. Hier sei angemerkt: Ist das der erste Strafbefehl landet er nicht Führungszeugnis, es handelt sich um eine sogenannte "leichtere Verurteilung".

Was könnte sein Motiv sein?

Der Leitende Oberstaatsanwalt Horst Walter Nopens hatte am Samstag gesagt, das Motiv des mutmaßlichen Täters könnte Unzufriedenheit über den Umgang mit Flüchtlingen in Deutschland gewesen sein.

In sozialen Medien und Interviews erhob er zuletzt teils wirr formulierte Vorwürfe gegen deutsche Behörden und hielt ihnen unter anderem vor, nicht genug gegen Islamismus zu unternehmen.

Erst vor rund zehn Tagen veröffentlichte die amerikanische Plattform "RAIR", die sich selbst als antimuslimische Graswurzel-Organisation beschreibt, ein mehr als 45 Minuten langes Interview mit dem Arzt. Darin warf er der deutschen Polizei vor, das Leben saudischer Asylsuchender, die sich vom Islam losgesagt hätten, gezielt zu zerstören. Zudem präsentierte er sich als Fan von X-Inhaber Elon Musk, der inzwischen Positionen der amerikanischen Rechten vertritt, und der AfD, die die gleichen Ziele wie er verfolge. Gleichzeitig bezeichnete er sich aber politisch als links.

Was passiert mit dem Verdächtigen?

Erstmal muss er in U-Haft. Magdeburgs Staatsanwälte beantragte einen Haftbefehl gegen den 50-Jährigen. Die Vorwürfe wiegen schwer: Fünffacher Mord, mehrfacher versuchter Mord und mehrfache gefährliche Körperverletzung, teilte die Polizei mit. Bei einer Verurteilung droht ihm eine lebenslange Haftstrafe.

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