New York City ist der wahrscheinlich größte Schmelztiegel der modernen Menschheitsgeschichte. Zuwanderer:innen aus aller Herren Länder fanden im Big Apple ihr Glück und das nicht nur, weil die Stadt jahrzehntelang das Nadelöhr für alle Migrant:innen aus Europa in Richtung USA war.
Der gelebte Multikulturalismus ist manchem aber ein Dorn im Auge. Und so vermiesten zahlreiche Gesetze Angehörigen von Minderheiten den Alltag. Heutzutage willkürlich erscheinende Vorschriften gehören aber immer mehr der Vergangenheit an. Eines der ältesten Gesetze zur willkürlichen Diskriminierung wurde am Wochenende endlich eingemottet.
Die Rede ist vom sogenannten "Jaywalking". Der Begriff beschreibt das ordnungswidrige Überqueren von Straßen durch Fußgänger:innen. Was sich für Menschen in Barcelona, Berlin oder Belgrad lächerlich anhören muss, führte fast 70 Jahre lang regelmäßig zu Strafen und manchmal sogar Verhaftungen.
Wer dabei erwischt wurde, bei Rot die Ampel, oder einfach einen Straßenabschnitt ohne Zebrastreifen zu überqueren, musste mit bis zu 250 Dollar Strafe rechnen. Und dabei gerieten vor allem zwei Bevölkerungsgruppen immer wieder ins Visier der New Yorker Polizisten: Schwarze und Latinos.
Was Kritiker:innen an Gesetz und Praxis beinahe seit Inkrafttreten des "Jaywalking"-Verbots 1958 monierten, kam nun endlich auch im Stadtrat an: Dass Beamte NYPD die Vorschrift nutzen, um junge Männer und Frauen nicht-weißer Bevölkerungsgruppen im Alltag zu schikanieren.
Wie hemmungslos dabei das sogenannte Racial Profiling betrieben wurde, offenbart die Strafstatistik im abgelaufenen Jahr. 90 Prozent der Strafzettel wurden an Latinos und Schwarze verteilt.
Stadträtin Mercedes Narcisse, eine Demokratin aus Brooklyn, wollte das ändern. Er warb bereits seit Langem, für die Abschaffung des häufig missbräuchlich angewendeten Gesetzes.
Ihr Vorschlag, das Überqueren von Straßen ohne grünes Licht zu legalisieren, wurde im September verabschiedet und trat am Wochenende in Kraft. Begründet hatte sie ihren Vorstoß so: "Seien wir ehrlich, jeder New Yorker geht bei Rot über die Straße. Die Menschen versuchen einfach, dorthin zu gelangen, wo sie hinmüssen."
Bestehen bleibt dafür eine weitere rassistische Polizeimaßnahme. Das sogenannte "Stop and Frisk"-Verfahren steht sogar noch stärker in der Kritik als das "Jaywalking"-Verbot. Dabei handelt es sich um anlasslose, willkürliche Personenkontrolle.
Bereits 2013 ordnete ein Gericht aufgrund des gezielten Racial Profiling gegen schwarze Teenager:innen und junge Männer an, die Maßnahme weniger rassistisch zu gestalten.
Zwar verringerte das NYPD die Zahl der Maßnahmen drastisch. Die ungleiche Verteilung – 90 Prozent der Betroffenen sind nach wie vor hispanischer Herkunft oder schwarz – bleibt aber bis heute bestehen.