Leben
Good News

PR-Coup gegen "Stolzmonat": Queer-Aktivist Grischkat spendet 10.000 Euro

Moderator Fabian Grischkat beim 16. Deutschen Nachhaltigkeitspreis 2023 im Maritim Hotel D
Youtuber Fabian Grischkat hat sich die Markenrechte am rechten Hashtag "Stolzmonat" gesichert.Bild: IMAGO/Panama Pictures
Good News

PR-Coup gegen "Stolzmonat": Queer-Aktivist Fabian Grischkat spendet 10.000 Euro

06.08.2024, 14:58
Mehr «Leben»

Weltweit bringen sich Rechtsextreme in Stellung, offene, inklusive Zivilgesellschaften zu untergraben und Unsagbares wieder sagbar zu machen. Besonders auf Social Media gehen fremdenfeindliche Ideolog:innen systematisch vor, heutzutage mobilisiert die AfD in Deutschland die meisten Jungwähler:innen über Tiktok und Instagram.

Dass die demokratieliebende Mehrheitsgesellschaft noch stolz Farbe zeigt, verdankt sie oftmals Menschen, die die rechte Bedrohung mit kreativen Ideen entwaffnen. So sicherte sich 2023 der Hamburger Verein "Laut gegen Nazis" das Kürzel "VTR LND". Drucken sich Rechte die sechs Buchstaben auf die Kleidung, drohen sofort empfindliche Geldstrafen. Ein ähnlicher Coup gelang dem Social-Media-Aktivisten Fabian Grischkat.

"Stolzmonat" als Markenname gesichert: Grischkat trickst Rechte aus

Der queere 24-Jährige aus Duisburg sicherte sich nämlich hochoffiziell den Begriff "Stolzmonat". 2023 trendete der Begriff in den Online-Portalen von Instagram über X bis hin zu Tiktok. Rechte Trolle nutzten den Hashtag, um den Juni als Monat des Patriotismus zu propagieren und die queere Community einzuschüchtern.

Erfunden wurde die Internet-Kampagne im letzten Jahr von österreichischen Trollen. Noch im selben Jahr schwappte der Trend nach Deutschland.

Aufmerksamkeit bekam der Hashtag, nachdem ein rechter Blogger, der unter dem Pseudonym Shlomo Finkelstein (wie der israelische paralympische Schwimmer) postet, im Frühsommer vergangenen Jahres dafür geworben hatte. Im Ergebnis posteten zahlreiche User:innen Selfies in Schwarz-Rot-Gold, rechte Parolen und Verschwörungstheorien. Die Kampagne brachte zehntausende Einträge in den sozialen Medien hervor, die der Grundidee des "Pride Month" zuwiderliefen.

10.000 Euro für den guten Zweck: PR-Aktion stärkt queere Organisation

Grischkats Aktion gleicht einer Rückeroberung der Deutungshoheit. Denn der "Stolzmonat" war eine "Gegenaktion" zum "Pride Month". Dieser wird weltweit von der LGBTQ+-Community und deren Sympathisant:innen gefeiert und geht auf die Ursprünge der Schwulen- und Lesbenszene in den späten 1960er-Jahren zurück.

Watson ist jetzt auf Whatsapp
Jetzt auf Whatsapp und Instagram: dein watson-Update! Wir versorgen dich hier auf Whatsapp mit den watson-Highlights des Tages. Nur einmal pro Tag – kein Spam, kein Blabla, nur sieben Links. Versprochen! Du möchtest lieber auf Instagram informiert werden? Hier findest du unseren Broadcast-Channel.

Der Youtube-Star mit 289.000 Follower:innen sichert sich bereits vor zwei Monaten, also rechtzeitig zum "Pride Month" im Juni, die Rechte an dem Slogan. Damit verdiente er sich nicht nur den Ehren Pride Award 2024 auf der Hamburger Pride, sondern auch Einnahmen von rund 10.000 Euro für einen wohltätigen Zweck durch den Verkauf von kunterbuntem Merchandise sowie Spendenerträge und zieht die ursprüngliche Bedeutung des Hashtags damit ins Lächerliche.

Die Summe kommunizierte Grischkat selbst und postete auf Instagram ein Video von der Geldübergabe.

Pride Month bleibt in den Händen von Schwulen und Lesben

Im eilig geschaffenen Online-Shop bietet der Influencer T-Shirts, Sticker, Aufnäher und Ähnliches an. Angesichts der überwältigenden Nachfrage sind die meisten Posten mittlerweile restlos ausverkauft. Direkt profitiert davon die Magnus-Hirschfeld-Stiftung, die sich für queeres Leben in Deutschland stark macht sowie Forschungs- und Bildungsprojekte vorantreibt.

Der PR-Coup mit polit-strategischem Kalkül sei Teil der Bestrebung, queerfeindliche und rechtsextremistische Einstellungen zu verbannen, "denn diese Meinung hat keinen Platz in unserem Parlament und nicht in dieser Welt", wie Grischkat bei seiner Dankesrede zum Ehren Pride Award sagte.

Verbotene Nikotinkissen: Neuer Trend birgt große Suchtgefahr

Die Tabakindustrie hat es gerade nicht leicht. Schon seit Jahren geht die Zahl der Raucher:innen in Deutschland zurück. Im Jahr 2000 sollen laut Weltgesundheitsorganisation über 22 Millionen Deutsche zur Zigarette gegriffen haben. 20 Jahre später waren es nur noch 17,53 Millionen, also rund ein Fünftel der Gesamtbevölkerung.

Zur Story