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Rassismus

Lausanne-Polizei im Skandal: Rassistische Chats und Nazi-Symbole

Jugendliche in Lausanne haben zwei Nächte in Folge randaliert.
Jugendliche in Lausanne haben zwei Nächte in Folge randaliert.Bild: picture alliance / keystone / JEAN-CHRISTOPHE BOTT
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Jugendliche randalieren in Lausanne: Das steckt dahinter

In Lausanne gehen seit Sonntag Jugendliche auf die Straße, sie randalieren und sind wütend. Grund ist der Tod eines Schwarzen 17-Jährigen, der auf der Flucht vor der Polizei mit einem Roller verunglückte. Gleichzeitig machte die Polizei Lausanne ein internes Rassismusproblem publik.
26.08.2025, 15:4326.08.2025, 15:43
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In Lausanne überschlagen sich aktuell die Ereignisse. Am Sonntagmorgen ist ein 17-Jähriger bei der Flucht vor der Polizei ums Leben gekommen. Der Jugendliche war gegen 3.45 Uhr mit einem Roller auf der Avenue Frédéric Recordon unterwegs, als er einen Polizeiwagen erblickte und vor diesem flüchtete.

Der Roller war als gestohlen gemeldet, die Polizei folgte dem 17-jährigen Schweizer mit Wohnsitz in Lausanne Berichten zufolge mit Blaulicht und einer Entfernung von mehr als 100 Metern.

Dabei fuhr der Jugendliche mit überhöhter Geschwindigkeit über eine Bodenschwelle, verlor die Kontrolle über das Zweirad und prallte infolgedessen gegen eine Garagenwand, berichtete unter anderem "watson.ch". Ein Sanitätsteam versuchte noch, den jungen Fahrer wiederzubeleben, war jedoch erfolglos.

Anfang Juni hatte sich bereits ein ähnlicher Fall in Lausanne ereignet. Dabei war eine 14-Jährige auf einem Motorrad vor der Polizei geflohen, auch sie verlor die Kontrolle über das Fahrzeug, stürzte und starb an den Verletzungen.

Tod von 17-Jährigem: Jugendliche demonstrieren in Lausanne

Die Vorfälle bringen die Jugendlichen in Lausanne auf die Straßen. Bereits am Sonntagabend war eine Versammlung von rund 100 Jugendlichen in der Nähe des Ortes eskaliert, wie die Kantonspolizei Waadt am Sonntag mitteilte. Sie ging davon aus, dass sich die Jugendlichen versammelt hatten, nachdem sie vom Tod eines 17-jährigen Rollerfahrers erfahren hatten, heißt es bei "watson.ch" dazu.

Die Jugendlichen waren teilweise vermummt, nahmen die Polizei mit pyrotechnischen Gegenständen ins Visier. Außerdem zündeten sie Müllcontainer an und beschädigten sogar einen Bus der Lausanner Verkehrsbetriebe.

Ein Jugendlicher sagte gegenüber Radio SRF, dass man sich Fragen stelle zum Zusammenhang der Unfälle und der Polizei und nun die Wahrheit wissen wolle. Bis dahin würde man auf der Straße bleiben.

Am Montagabend kam es zu erneuten Ausschreitungen, bei diesen wurden sieben Personen festgenommen. Um kurz nach 22 Uhr errichteten zwischen 150 und 200 Personen Blockaden aus brennenden Containern, wurden Feuerwerkskörper gegen die Polizei gerichtet. Diese reagierte mit Tränengas und Wasserwerfer gegen die Demonstrierenden. Verletzte gab es bei der Auseinandersetzung laut Polizei keine.

Lausanner Polizei macht Rassismusproblem publik

Die Todesfälle der beiden Jugendlichen in Verbindung mit Polizeikontrollen kommen für die Lausanner Polizei wohl zu einem ungünstigen Zeitpunkt.

Denn die Schweizer Staatsanwaltschaft ist bei Ermittlungen auf Chats von Polizist:innen mit schockierenden Inhalten gestoßen: In den Reihen der Stadtpolizei wurden über Jahre rassistische, sexistische und antisemitische Chats geteilt – dazu Fotos mit Nazi-Symbolen. Mindestens 50 Beamte waren in zwei Whatsapp-Gruppen aktiv, die Staatsanwaltschaft wertete rund 10.000 Seiten Nachrichten und 6000 Bilder und Videos aus.

Einige Polizist:innen machten sich über Schwarze, Menschen mit Behinderungen oder Muslime lustig. Auch Hitler-Referenzen und Hakenkreuze tauchten auf.

Als erste Konsequenz suspendierte Polizeikommandant Olivier Botteron vier Beamte – weitere könnten folgen. Lausanne spricht inzwischen offen von einem "systematischen Rassismus"-Problem innerhalb des Corps.

Der Auslöser für die Ermittlungen war ein Foto, das 2023 publik wurde: Ein Polizist posierte lachend mit erhobenem Daumen vor einem Graffiti, das an Mike Ben Peter erinnert. Der Nigerianer starb 2018 nach einer Polizeikontrolle. Gegen den Beamten läuft ein Verfahren. Lausannes Polizeidirektor Pierre-Antoine Hildbrand (FDP) zeigte sich schockiert, versprach aber Reformen.

Auch Stadtpräsident Grégoire Junod (SP) fand deutliche Worte: "Die Polizei muss alle Menschen gleich behandeln. Wenn man die Uniform missbraucht, zerbricht das Vertrauen zwischen Polizei und Bevölkerung." Jetzt soll externe Expertise helfen, das Corps umzubauen und verlorenes Vertrauen zurückzugewinnen. Ob das reicht, ist offen.

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