Es sollten Geburtstagsfeier, Traumabewältigung und Weihnachtsbescherung in einem werden. Stattdessen wurde es der vorläufige Tiefpunkt einer so doppelgesichtigen Dortmunder Saisonleistung.
Am 114. Geburtstag traten die Dortmunder im heimischen Stadion zum letzten Spiel des Jahres an. Gegen Mainz 05, der Mannschaft, gegen die man am letzten Spieltag der Vorsaison noch die Meisterschaft verspielt hatte. Es wurde nichts mit einer zumindest kleinen Wiedergutmachung. Mit 1:1 trennten sich beide Mannschaften.
Gleichzeitig war es das sechste sieglose Pflichtspiel in Folge, der Abstand auf den vierten Tabellenplatz kann auf sechs Punkte ansteigen. Und alles steht auf dem Prüfstand.
Bezeichnend war nach dem Spiel das Bild eines leeren Stuhls. Hans-Joachim Watzke, Geschäftsführer des BVB, hatte seinen Platz bereits vor dem Abpfiff verlassen – und hinterließ eine Leere, die in Dortmund dieser Tage allgegenwärtig ist.
Wie Sky berichtet, soll sich Watzke umgehend in seine Loge zurückgezogen haben, und – in Abwesenheit von Edin Terzić – mit Sportdirektor Sebastian Kehl bis spät in die Nacht die derzeitige Verfasstheit des Vereins analysiert haben.
Die Sitzung sei ergebnisoffen ausgegangen, demnächst soll ein weiteres Treffen mit Berater Matthias Sammer stattfinden, um über das weitere Vorgehen zu beraten. Auch im Hinblick auf die Personalie Terzić.
Watzke galt bislang als großer Fürsprecher des BVB-Trainers. Noch im August sagte er, "die nächsten Jahre" mit Terzić gehen zu wollen. "Punkt, aus." Solche Töne hörte man zuletzt kaum noch. Zumindest Terzić selbst zeigt sich noch hoffnungsvoll. Er habe "natürlich den Glauben daran", auch im neuen Jahr noch BVB-Trainer zu sein, sagte Terzić nach dem Spiel gegen Mainz. Sah aber auch ein: "Wie lange ich hier bin, das entscheide nicht ich."
Immerhin Emre Can betonte, es liege "nicht immer alles am Trainer" und auch Julian Brandt verteidigte Terzić: "Es ist die einfachste Geschichte, immer zu sagen, es stimmt zwischen Trainer und Mannschaft nicht mehr." Er habe "überhaupt kein Problem mit dem Trainer". Sky zufolge geht das einigen Spielern anders.
Demnach soll es bei immer mehr Spielern innerhalb der Mannschaft Zweifel geben, ob Terzić noch für den Job geeignet ist. Einige Profis seien sogar an Watzke mit der Äußerung herangetreten, eine Zusammenarbeit mit Terzić sei "nicht zielführend". Wie die "Bild" aus dem engsten Klub-Umfeld erfahren haben möchte, soll Marco Reus der Rädelsführer hinter dem Aufstand sein.
Nach seiner Auswechslung gegen Augsburg schaute dieser seinen Trainer nicht einmal an, gegen Mainz blieb er vollkommen auf der Bank.
Bei aller berechtigter Kritik an der spielerischen Begrenztheit des BVB und dem Unvermögen von Terzić, seiner Mannschaft eine klar erkennbare Spielphilosophie zu geben, gibt es auch Bereiche, die über seinen Zuständigkeitsbereich hinausgehen.
Auch der für die Verpflichtungen zuständige Sportdirektor Sebastian Kehl sieht sich Kritik ausgesetzt – und steht einem Bericht des "Kicker" zufolge zumindest zur Disposition. Auch, weil sein Verhältnis zu Watzke als schwierig gilt. So richtig konnte kein Sommertransfer beim BVB einschlagen, spätestens im kommenden Sommer sollen die ausgemachten Baustellen behoben werden – ob das in Person von Sebastian Kehl oder einem etwaigen Nachfolger geschieht, ist noch ungewiss.
Oberste Priorität habe der "Sport Bild" zufolge die Verpflichtung eines weiteren Linksverteidigers. Julian Ryerson sei für die rechte Seite vorgesehen, der im Sommer verpflichtete Ramy Bensebaini wusste bislang kaum zu überzeugen.
Für die Innenverteidigung bestünde hingegen nur Nachholbedarf, sollte Mats Hummels seinen 2024 auslaufenden Vertrag nicht verlängern. Wie bei Marco Reus, dessen Vertrag ebenfalls ausläuft, soll darüber aber erst zum Saisonende entschieden werden.
Offensiv möchte der BVB laut "Sport Bild" abwarten, wie es mit Donyell Malen und Giovanni Reyna weitergeht. Malen dürfte bei einem passenden Angebot gehen, Reynas Zukunft ist noch ungeklärt. Wie so vieles beim BVB.
Dass die Unruhe in Dortmund nicht noch größer ist als ohnehin schon, liegt allein an den Erfolgen in der Champions League, wo sich der BVB in einer enorm herausfordernden Gruppe als Erster durchgesetzt hat. Was auf der anderen Seite die durchwachsenen Leistungen in der Bundesliga nur noch schwerer nachvollziehbar machen.
Die Dortmunder Vereinsführung möchte nur ungern Personalwechsel im Laufe der Saison vornehmen, sollten die Champions-League-Plätze aber in noch weitere Ferne rücken, scheinen Konsequenzen unabdingbar. Traditionell ist die Stimmung in Dortmund aber außerordentlich volatil. Darauf verwies auch Edin Terzić:
27 Punkte hat Borussia Dortmund nun nach 16 Spieltagen gesammelt. In der zurückliegenden Saison waren es zum selben Zeitpunkt 28. In der Rückrunde kamen 40 Zähler dazu. Eine gewisse Hoffnung bleibt also.