Am vergangenen Freitag verkündete der FC Bayern München die Vertragsverlängerung von Trainer Hansi Flick bis 30. Juni 2023. Und es scheint noch mehr Bewegung auf der Trainerbank des Rekordmeisters zu geben: Möglicherweise bekommt Chefcoach Flick künftig einen prominenten Assistenten an die Seite gestellt.
Laut einem Bericht der "Bild" soll Miroslav Klose kurz vor der Beförderung zum Co-Trainer bei den Profis stehen. Der Rekordtorjäger der deutschen Nationalelf (71 Tore) trainiert seit Sommer 2018 die U17 des FC Bayern. Der Vertrag des Ex-Profis bei dem Nachwuchsteam läuft aber im Sommer aus.
Der 41-Jährige sei ein aussichtsreicher Kandidat auf den Job in der ersten Mannschaft. Auch für Klose selbst sei dies eine "ernsthafte Option", hieß es. Eine Entscheidung sei aber noch nicht gefallen.
Bereits nach der Beurlaubung von Flicks Vorgänger Niko Kovac im November hatte es Medienberichte darüber gegeben, dass Klose neben Hermann Gerland der zweite Assistent des damaligen Bayern-Interimstrainers Hansi Flick werden sollte.
Nun scheint das Ganze konkret zu werden. Und es ergäbe durchaus Sinn. Flick und Klose wären in vielerlei Hinsicht ein Top-Trainergespann.
Flick und Klose kennen sich aus den gemeinsamen Zeiten bei der Nationalmannschaft. In Brasilien feierten sie im Jahr 2014 gemeinsam den Weltmeistertitel. Flick war damals der Assistent von Bundestrainer Joachim Löw, Klose als Stürmer noch auf dem Rasen aktiv.
Die beiden sollen außerdem eine hohe Meinung voneinander haben. Nach seiner aktiven Karriere stieß Klose im November 2016 als Stürmertrainer zur Nationalelf. Flick soll damals ein großer Fürsprecher gewesen sein, Klose in den Trainerstab des DFB-Teams zu holen.
Der 55-jährige Flick hatte auch in einem Interview im März bereits eine Andeutung gemacht. Er sagte, dass Klose in seinen Bayern-Überlegungen "immer ein Thema" sei. Und weiter: "Ich schätze Miro sehr, er macht hier einen echt guten Job." Flick scheint Klose eine hohe fachliche wie auch menschliche Kompetenz zuzuschreiben.
Als aktueller Trainer der U17 des FC Bayern hat Klose den Durchblick, was die Nachwuchstalente angeht. Die Führungsetage hofft, dass es beim FC Bayern in Zukunft wieder mehr Schweinsteigers, Müllers und Alabas aus dem eigenen Campus gibt. Klose kennt die Nachwuchsspieler, die Flick und auch der designierte Vorstandsboss Oliver Kahn künftig wieder vermehrt in der ersten Mannschaft sehen wollen.
Dass Flick Talente weiterentwickeln möchte und das auch kann, zeigte er bereits in den vergangenen Monaten. Vor allem das niederländische Sturmtalent Joshua Zirkzee durfte unter Flick seine ersten Gehversuche im Profifußball wagen und zahlte das mit guten Leistungen und Toren zurück.
Mit Klose bekäme Flick einen Assistenten an die Seite gestellt, der weitere Bayern-Talente aus der täglichen Arbeit der vergangenen zwei Jahre als Jugendtrainer kennt. Klose könnte nicht nur sportliche, sondern auch menschliche Einschätzungen über die Nachwuchskräfte geben.
Hinzu kommt: Klose will mit seinen Jugendteams immer druckvoll und offensiv spielen, wie er im Oktober vergangenen Jahres in einem Interview mit der italienischen "Gazzetta dello Sport" verriet. Dieser Spielstil gefällt auch Hansi Flick.
Vorstandsmitglied und Ex-Bayern-Kapitän Oliver Kahn betonte in der offiziellen Mitteilung zur Vertragsverlängerung von Flick: "Für den FC Bayern München ist es wichtig, dass ein Trainer auch die Philosophie des Vereins versteht. Hansi war Spieler beim FC Bayern, er war Co-Trainer. Jetzt wird er dauerhaft Cheftrainer." Das sei ein guter Weg. Flick kenne die Mentalität des Vereins, er wisse, dass der FC Bayern am maximalen Erfolg gemessen werde. In Kurzform: Kahn lobt, dass der FCB in Flick einen Trainer hat, der das "Bayern-Gen" hat.
Das bayerische Erbgut trägt auch Miroslav Klose in sich. Er kennt den Klub und die Vereinsphilosophie. Der ehemalige Topstürmer und Musterprofi hatte in seinen vier Jahren beim FC Bayern München (2007 bis 2011) die erfolgreichste Zeit seiner Karriere, holte zweimal das deutsche Double aus Meisterschaft und Pokal. Als Jugendtrainer kehrte er dann sieben Jahre später nach München zurück, wo er 98 Bundesligaspiele für den FCB absolvierte.
Nun könnte Klose den FC Bayern bald wieder im Oberhaus repräsentieren, nur eben nicht auf dem Rasen, sondern an der Seitenlinie. Mit Flick und Klose als Trainergespann könnte durchaus ein sehr erfolgreiches Projekt beim Rekordmeister entstehen. Die beiden wären ein sympathisches und fußballfachlich hervorragendes Duo.
Ab dem 2. Juni dieses Jahres wird Klose nach Informationen von "Sport 1" aber erstmal den Fußballlehrer-Lehrgang an der Hennes-Weisweiler-Akademie des DFB in Hennef absolvieren. Die Abschlussprüfung ist auf April 2021 datiert. Als Fußballlehrer, das ist die höchste Trainerlizenzstufe, darf man sogar als Chefcoach Bundesliga-Teams trainieren. Das sei auch das Ziel von Klose, wie er der "Gazzetta dello Sport" im Oktober 2019 außerdem sagte: "Oder auch in der Serie A. Immer in einer Top-Liga. Mal sehen, ob sich diese Gelegenheit ergibt."
Sofort ins Rampenlicht möchte der bescheidene Klose nicht. Er will seine Trainerkarriere langsam angehen lassen: "Ich bin überzeugt, dass man den Nachwuchs trainieren muss, um diesen Job zu verstehen. Auch als Spieler fängt man in der Jugend an, um danach ganz oben zu landen", sagte Klose im Interview mit der "Gazzetta" damals.
Nach zwei Jahren als Jugendtrainer scheint die Zeit nun reif für den nächsten Schritt in der Zweitkarriere als Trainer. Und, wie schnell man als Assistenztrainer des FC Bayern befördert werden und auf der Trainerkarriereleiter aufsteigen kann, zeigt ja das Beispiel von Hansi Flick.
(as)