Timo Werner hatte es schwer: Immer, wenn der deutsche Stürmer auch nur in die Nähe des Balls kam, klebte ihm einer seiner schwedischen Gegenspieler an den Hacken. Ein kurzer Stoß, ein kleiner Rempler – und meistens verlor der körperlich unterlegene Werner den Ball. So ungefähr lief die erste Halbzeit des WM-Spiels gegen Schweden für den Stürmer von RB Leipzig.
Nach der Pause war plötzlich alles anders: Werner bereitete zuerst das 1:1 durch Marco Reus mit einer flachen Hereingabe von der linken Seite vor (48.). Dann entwischte er in der Nachspielzeit erneut mit einem kurzen Sprint seinem Gegenspieler, der daraufhin ein Foul beging. Freistoß für Deutschland. Toni Kroos verwandelte zum 2:1-Sieg. Werner hatte sich innerhalb einer Halbzeit zu einem der Schlüsselspieler für den deutschen Erfolg gewandelt.
Bundestrainer Jogi Löw hatte nach dem Spiel eine einfache Erklärung parat. Auch ihm waren Werners Probleme im Zentrum nicht entgangen. Also brachte er mit Mario Gomez einen klassischen Mittelstürmer, der die beiden schwedischen Innenverteidiger ablenkte.
Und Löw berichtete: „Ich habe Timo gesagt, er soll mehr über die Seite kommen, damit wir da einen Spieler mehr haben.“ Dort konnte er seine enorme Schnelligkeit besser ausspielen und bereitete vor allem Schwedens Rechtsverteidiger Mikael Lustig immer wieder große Probleme. Torschütze Kroos lobte: "Timo kam auf links gefühlt an jedem vorbei."
Vor dem Turnier war intensiv über die Besetzung des deutschen Sturms debattiert worden. Dabei lautete die Frage: Gomez oder Werner – wer soll als Mittelstürmer spielen? Gegen Schweden bewiesen die beiden, angeleitet vom Bundestrainer, dass sie durchaus auch gemeinsam spielen können.
Tatsächlich entwickelte die deutsche Mannschaft zuvor weder gegen Mexiko noch in der 1. Halbzeit gegen Schweden so viel offensive Wucht und Zielstrebigkeit wie mit dem Duo, dass sich noch aus gemeinsamen Tagen beim VfB Stuttgart gut kennt. Gomez wurde mit dem Stuttgart Meister, Werner spielte in der Jugend.
Im Trainingslager in Südtirol hatte Löw mehrfach Varianten mit Gomez und Werner einstudieren lassen, teilweise in einem 4-4-2-System mit zwei Sturmspitzen. Teilweise, wie gegen Schweden, mit Werner auf einer der beiden Flügelpositionen. Mit dem wichtigen Sieg gegen Schweden hat sich diese Maßnahme schon jetzt ausgezahlt.
Dieser Text ist zuerst auf t-online.de erschienen.