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FC Bayern: Wie Yann Sommer gegen PSG um seine Zukunft spielt

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Yann Sommer wechselte im Winter für acht Millionen Euro aus Gladbach zum FC Bayern. Bild: dpa / Tom Weller
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FC Bayern: Sommers richtungsweisende Bewährungsprobe gegen PSG

14.02.2023, 16:56
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Seit nun fast einem Monat ist Yann Sommer Spieler des FC Bayern. Er kam als Ersatz für den verletzten Manuel Neuer und soll den deutschen Rekordmeister zu einem starken Abschluss der Saison verhelfen. Im Optimalfall darf er am Ende mit seinen neuen Mitspielern drei Titel bejubeln: die Meisterschaft, den Pokal und die Champions League.

Für den Moment war der Wechsel des 34-jährigen Schweizers für alle Seiten logisch. Der FC Bayern bekommt einen überragenden Torhüter, Gladbach kassiert noch so viel Geld, damit sich der Klub einen guten Nachfolger leisten kann und Sommer wechselt zu einem absoluten Top-Klub und spielt Champions League.

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Am Dienstag beim Achtelfinal-Hinspiel gegen Paris Saint-Germain (21 Uhr) kann er erstmals im Bayern-Tor zeigen, dass er die Qualität für die ganz großen Spiele besitzt und ein Team auch international in die nächsten Runden führen kann.

Nach einem Monat ist es aber auch Zeit, den Blick aus Sommers Heimat, der Schweiz, einzufangen. Dafür hat die deutsche watson-Redaktion in der Schweizer watson-Redaktion nachgefragt. Sportchef Ralf Meile ordnet die Bewertung der Eidgenossen auf die ersten Wochen von Sommer in München ein.

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Meile stellt in der Schweiz einen "großen Stolz" fest, "dass es ein Schweizer ins Tor der deutschen Nummer eins geschafft hat. Die Position, auf der Sepp Maier, Jean-Marie Pfaff, Oliver Kahn oder Manuel Neuer eine Bank waren, wird nun von unserem Nationaltorhüter eingenommen. Ein Ritterschlag für den Schweizer Fußball."

Ralf Meile ist Sportchef bei watson in der Schweiz.
Ralf Meile ist Sportchef bei watson in der Schweiz.Bild: privat / privat

Neben der Bewertung des Transfers wird besonders ab Sommer spannend sein, ob Manuel Neuer oder Yann Sommer in der kommenden Saison Stammtorhüter bei den Bayern sein wird. Auch denkbar wäre, dass einer der beiden den Verein verlässt, um eine Degradierung auf die Bank zu verhindern.

Für Meile ist allerdings klar, dass sich Sommer dem Konkurrenzkampf gegen Manuel Neuer stellen würde.

Champions League als wichtiger Wettbewerb für Yann Sommer

Auf einen Gewinner des möglichen Torhüter-Duells will er sich nicht festlegen. Er findet es schwierig einzuschätzen, weil beide "unterschiedliche Torhüter" seien. Sommer hält er die "brillanten Paraden" zugute, Neuer hingegen sei "mit dem Fuß ein außergewöhnlicher Keeper".

Er ist sich allerdings sicher, dass für den Schweizer gerade die kommenden Spiele in der Champions League ausschlaggebend sein könnten. "Sommer wird überhaupt nur die Gelegenheit zum Zweikampf erhalten, wenn er in den nächsten Monaten vor allem in der Champions League durch Leistung überzeugt. Er darf sich wohl nicht zu viele Fehlgriffe erlauben", ist sich Meile sicher.

"Nach dem WM-Aus wurde darüber gerätselt, ob Sommer aus dem Nationalteam zurücktritt. Diese Diskussionen sind nach dem Bayern-Wechsel verstummt."
watson.ch-Sportchef Ralf Meile

Spannend wird das mögliche Duell zwischen Sommer und Neuer vor allen, wenn man die Frage nach der Zukunft des Verlierers stellt. Meile glaubt, dass sich Sommer "zumindest ein halbes Jahr auf die Bayern-Bank setzen" würde, wenn er von Neuer aus dem Tor verdrängt werde.

Im Hinblick auf die Schweizer Nationalmannschaft hält er es sogar für möglich, dass Sommer ein Aus in Kauf nehmen würde. "Nach dem WM-Aus wurde darüber gerätselt, ob Sommer aus dem Nationalteam zurücktritt. Diese Diskussionen sind nach dem Bayern-Wechsel verstummt, aber ich halte den Rücktritt immer noch für denkbar."

Demnach könne sich Meile vorstellen, dass sich Sommer mit nun 34 Jahren mehr Zeit für seine Familie nehmen wolle und sich daher zumindest vorerst mit einem Bank-Platz bei den Bayern engagieren könnte. "Ob er auch langfristig als Ersatztorhüter bleibt, ist offen. Gut möglich, dass er in diesem Fall in der Winterpause einen Wechsel anstrebt, um nochmals spielen zu können. An Angeboten dürfte es kaum mangeln."

Gleichzeitig berichtet Meile von "einer gewissen Belustigung", die er in der Schweiz bei allem wahrnimmt, "was gerade rund um Manuel Neuer abgeht". Der deutsche Nationaltorhüter hatte sich zunächst im Urlaub beim Skitourengehen schwer verletzt, im Anschluss wurde zunächst Sommer als Ersatz und Konkurrent der Zukunft gekauft, dann folgte die Entlassung von Tapalović. Letztlich gipfelte das Torhüter-Chaos bei den Bayern im viel beachteten Interview von Neuer bei der "Süddeutschen Zeitung" und "The Athletic".

Darin beschrieb er, dass er nach der Tapalović-Entlassung das Gefühl hatte, dass ihm das "Herz rausgerissen" wurde. Meile ordnet dazu ein: "Es scheint, dass er durch den Ski-Unfall und vor allem seine Aussagen in Interviews aufs Abstellgleis geraten ist. Uns kann das nur recht sein, denn so steigt die Wahrscheinlichkeit, dass Yann Sommer nicht nur für ein halbes Jahr Stammtorhüter von Bayern München ist."

Weitere Argumente wird der 34-Jährige nun in den nächsten Wochen sammeln, wenn es besonders in der Champions League in die heiße Phase geht. Denn schließlich herrsche bei der Bayern-Spitze um Vorstandsboss Oliver Kahn ohnehin das Leistungsprinzip.

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