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Jérôme Boateng vor Rückkehr zum FC Bayern: Der FCB blamiert sich

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Darf sich demnächst bei den Bayern weiterbilden: Jérôme Boateng.Bild: IMAGO images / Eibner
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Boateng vor Rückkehr nach München: Der FC Bayern duckt sich feige weg

Die Personalie Jérôme Boateng bewegt die Fans des FC Bayern. Wie der Rekordmeister damit umgeht, ist feige.
18.10.2025, 13:3718.10.2025, 13:37

Rund um den FC Bayern gab es in den vergangenen Tagen eigentlich nur zwei Themen. Das Topspiel gegen den BVB, in dem die Münchener am Samstagabend ein weiteres Ausrufezeichen setzen wollen. Und die sich abzeichnende Rückkehr von Jérôme Boateng, bezüglich der sich die FCB-Bosse auffällig bedeckt halten.

Anders als der Ex-Profi selbst. "Ich habe schon mit ihm gesprochen", bestätigte Boateng im Gespräch mit der "Bild" zu Wochenbeginn den Austausch mit Trainer Vincent Kompany. "Ich kann bei Bayern hospitieren und darauf freue ich mich sehr. Wir müssen nur noch den richtigen Zeitpunkt finden."

Das mediale Echo ist seit dieser öffentlichen Ansage enorm, ebenso der Aufschrei vieler Fans. Mit Boateng soll schließlich nicht nur ein Weltmeister und langjähriger FCB-Profi in den Dunstkreis der Bayern zurückkehren. Der 37-Jährige ist zugleich eine der umstrittensten Personen des deutschen Fußballs.

Ein Verfahren wurde eingestellt, weil Boatengs Ex-Freundin tot ist

In den vergangenen Jahren stand wiederholt der Vorwurf der häuslichen und psychischen Gewalt sowie des Machtmissbrauchs gegenüber seinen ehemaligen Partnerinnen im Raum. Das Landgericht München hat Boateng wegen Körperverletzung gegen seine frühere Lebensgefährtin und Mutter seiner Kinder schuldig gesprochen. Das Urteil wurde im September 2024 rechtskräftig. Als vorbestraft gilt er gesetzlich trotzdem nicht, weil das Gericht ihn lediglich verwarnte.

Die Meinung vieler aber hat sich durch einen zweiten Fall verfestigt. Boateng wurde wegen Körperverletzung, Nötigung und Verleumdung an seiner verstorbenen Ex-Freundin Kasia Lenhardt angeklagt.

Das Verfahren wurde im März 2025 eingestellt – allerdings mit der Begründung der Staatsanwaltschaft, "dass die Geschädigte selbst als Zeugin nicht mehr zur Verfügung steht und die auf Fotos und im Obduktionsbericht der Staatsanwaltschaft Berlin dokumentierten Verletzungen für sich genommen für einen Tatnachweis nicht ausreichen, weil sie keinen Beleg für die Entstehung der Verletzungen darstellen".

Lenhardt brachte sich im Februar 2021 um, wenige Tage, nachdem Boateng ihr in einem "Bild"-Interview Erpressung und Alkoholprobleme vorgeworfen hatte und eine Welle der Kritik gegen sie auslöste.

Bayern-Fans protestieren schon einmal gegen Boateng-Comeback

In München wissen sie um die, vorsichtig formuliert, Brisanz. Als Boateng im Herbst 2023 schon einmal vor einer Rückkehr zum FCB stand, sogar bereits mittrainieren durfte, protestierten die Fans. Die empörte Südkurve präsentierte mehrere Banner, schrieb etwa: "Misogyne Gewalt ist keine Privatsache."

Offiziell erhielt Boateng letztlich aus sportlichen Gründen keinen Vertrag. Es lag aber auch die Vermutung nahe, dass die Personalie der Vereinsführung letztlich doch zu heiß war und man es sich mit dem eigenen Anhang nicht verscherzen wollte.

Der aktuelle Umgang mit dem Thema legt jedoch den Verdacht nahe, dass die Vereinsführung daraus doch nichts gelernt hat. Auf die offensive, öffentliche Positionierung Boatengs folgte zunächst keinerlei Reaktion der Bayern.

Auf der Pressekonferenz am Freitag, an der neben Trainer Kompany auch Sportvorstand Max Eberl teilnahm, wurde trotz des riesigen medialen Interesses keine einzige Frage zu Boateng gestellt. Wer da an ein Versäumnis der Journalist:innen glaubt, glaubt wohl auch an den Weihnachtsmann.

Bayern-Statement in der Nacht: feige und nicht angemessen

Vielmehr dürfte es die Vorgabe der FCB-Verantwortlichen gewesen sein. Ein Statement folgte trotzdem noch, allerdings erst in den Abendstunden des Freitags. Und auch nicht über die eigenen Kommunikationskanäle, sondern via "Bild". Dabei wird keines der sonst so mitteilungsbedürftigen Bayern-Gesichter zitiert, sondern ein Sprecher des Klubs:

"Jérôme hat den Trainer gefragt, ob er an ein paar Tagen die Trainingseinheiten bei uns beobachten kann. Das ist keine Anstellung. Wenn der Trainer ihm das in Aussicht stellt und es terminlich passt, haben wir nichts dagegen."

Dieses Statement ist auf vielen Ebenen problematisch, feige und der Bedeutung des Themas nicht angemessen. Nicht nur, dass die Aussage möglichst anonym serviert wird, der Verein versteckt sich dabei auch noch hinter seinem Trainer.

Trainer Vincent Kompany, mit Ball, Gestik, gestikuliert, Portraet, Portrait, Fussball / FC Bayern M�nchen / Training an der S�benerstrasse / 14.10.2025 / FOTO: Mladen Lackovic / LakoPress *** Coach Vi ...
Vincent Kompany hat als Jungprofi an der Seite von Jérôme Boateng gespielt.Bild: IMAGO images / Lackovic

Vincent Kompany, als Coach noch immer eher Novize denn allwissender Routinier, will das so. Da kann der FC Bayern, mitgliederstärkster Verein der Welt, offenbar gar nichts machen. Wie war das noch gleich? Niemand ist größer als der Verein. Kompany offenbar schon.

Die Bayern haben nicht verstanden, worum es bei Boateng geht

Der Belgier mag das breiteste Kreuz der Trainerbranche haben, aber kann er damit auch die Last schultern, die der Fall Boateng mit sich bringt? Dass der Verein Kompany, dem selbst Vertragsfragen in der Regel zu weit vom sportlichen Kerngeschäft entfernt sind, dieses Thema auflastet, ist ein Problem mit Ansage.

Problematisch ist auch ein anderer Aspekt an dem Statement. Die Betonung, es handle sich um keinen Job für Boateng beim FCB, zeigt nur, dass die Bayern nicht verstanden haben, worum es hier wirklich geht.

Es geht darum, dass Boateng trotz seiner Taten und dem Ausbleiben von sichtbarer Reue der Teppich ausgerollt wird. Dass ihm eine große Möglichkeit eröffnet wird, als wäre nichts gewesen. Damit er einen weiteren Schritt in seiner Karriere setzen kann.

All das, während Boatengs Ex-Freundinnen schweigen müssen, teilweise für immer. Ruhe in Frieden, Kasia Lenhardt.

Die Bayern-Kurve hingegen dürfte laut bleiben, ein FCB-Fan hat bereits eine Petition gegen die Rückkehr Boatengs gestartet. Zumindest die bayerische Anhängerschaft steht zu den Werten des Vereins.

Bayerns Kompany reagiert süffisant auf Aussage BVB-Trainer Kovač
Am Samstagabend steht in der Bundesliga ein waschechtes Topspiel an: Der FC Bayern empfängt den BVB. Unterhaltsam ist es schon im Vorlauf.
Früher war alles besser. Ein Satz, der seit Generationen fällt. Ganz gleich, um welches konkrete Thema es nun geht oder wie fragwürdig dieses im Lichte der aktuellen Zeit auch erscheint.
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