Niko Kovac wird neuer Bayern-Traineruwe anspach/dpa
Analyse
13.04.2018, 13:4014.04.2018, 09:56
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Deutschsprachig sollte der Neue sein und mit Stars umgehen können – so lautete das ungefähre Anforderungsprofil der Bayern. Die Trainersuche der Bayern war eine fast unendliche Geschichte.
Löw wollte nicht, Heynckes nicht mehr, Tuchel geht nach Paris, Klopp ist mit Liverpool im siebten Himmel, Nagelsmann ist zu grün hinter den Trainerohren, Hasenhüttl wohl auch.
Hier das Tuchel-Drama in Memes:
Aber jetzt hat die Suche ein Ende!
Die Bayern haben ihren neuen Trainer gefunden. Beziehungsweise gekauft. Für 2,2 Millionen Euro Ablöse hat der Rekordmeister Niko Kovac von Eintracht Frankfurt als neuen Coach verpflichtet.
Kovac hat "Stallgeruch"
Kovac ist in München kein Unbekannter, er hat das, was man landläufig als "Stallgeruch" bezeichnet. Kovac spielte von 2001 bis 2003 für die Bayern, ist gut mit Sportdirektor Hasan Salihamidzic befreundet. Mit 46 Jahren kehrt Kovac nun also im Sommer an die Isar zurück.
Hier kommen die wichtigsten Fakten über Niko Kovac:
Niko Kovac: Vom Wedding in die Bundesliga
1994: Der junge Niko Kovac am Ball für Hertha BSCimago
15. Oktober 1971. Niko Kovac kommt im Bezirk Wedding, West-Berlin, zur Welt. Seine Eltern stammen aus Livno im heutigen Bosnien-Herzegowina. Er wächst zweisprachig auf, spricht perfektes Kroatisch und fließend Deutsch.
1995: Niko Kovac (l.) im Zweikampf gegen Hannovers Marco Dehneimago
Das Fußballspielen begann Kovac bei Rapide Wedding – und auf den Bolzplätzen des Arbeiterbezirks im Berliner Norden. 1989 ging's zu Hertha Zehlendorf. Der Klub im gleichnamigen Berliner Ortsteil ist bekannt als Talentschmiede, die schon einige bekannte Profifußballer hervorgebracht hat. Zum Beispiel Antonio Rüdiger, Carsten Ramelow, Christian Ziege und Sejad Salihovic – um nur einige zu nennen.
Die Spielerkarriere von Niko Kovac im Überblick
1989-1991 Hertha Zehlendorf
1991-1996 Hertha BSC Berlin
1996-1999 Bayer Leverkusen
1999-2001 Hamburger SV
2001-2003 Bayern München
2003-2006 Hertha BSC Berlin
2006-2009 FC Red Bull Salzburg
Mit Bayern gegen den Ex-Verein: Niko Kovac ringt mit Herthas Marcelinho (r.)imago sportfotodienst
Seine Zeit als Nationaltrainer von Kroatien
Während seiner aktiven Karriere war Niko Kovac von 1996 bis 2008 kroatischer Nationalspieler, machte 83 Länderspiele, in denen er 14 Tore erzielte. Er war Leader und Kämpfer in Personalunion. Von 2013 bis 2015 war er außerdem Nationaltrainer Kroatiens, davor trainierte er die U21.
Niko Kovac (vorne, 2.v.l.) als Kapitän der kroatischen Nationalmannschaft. Als Coach trainierte er einige seiner damaligen Mannschaftskameraden. Hinten rechts: Nikos Bruder RobertBild: Achim Scheidemann/dpa
Seine Kritiker warfen ihm damals vor, dass seine Defensivtaktik nicht zum spielerischen, offensiven Potenzial des Teams passte. Tief stehen und mauern mit technisch starken Spielern wie Rakitic, Modric und Perisic?
Das passte vielen nicht. Aber Kovac hat sich nicht reinreden lassen. Er führte Kroatien zur WM 2014, das Team war fast ein Geheimfavorit. Umso enttäuschender verlief das Turnier. Nach der Vorrunde war bereits Schluss, gegen Brasilien und Mexiko gab's jeweils ein 1:3-Niederlage, lediglich beim 4:0 gegen Kamerun wusste Kroatien zu überzeugen.
Niko Kovac singt die kroatische HymneBild: Steffen Schmidt/dpa
Entlassung im September 2015
Im Verlauf der Qualifikation für die EM 2016 wurde Kovac im September 2015 als Nationaltrainer von Kroatien entlassen. Der kroatische Verband reagierte auf ein 0:0 in Aserbaidschan und eine 0:2-Niederlage in Norwegen.
Kovac beschuldigte seine Spieler, dass sie sich gegen die Skandinavier nicht genug reingehängt hätten und den Sieg nicht wollten. Nach dem Motto: In ihren Klubs sind sie große Stars, bei der Nationalmannschaft machen sie 'nen lauen Lenz. Luka Modric, der gegen Norwegen in der zweiten Halbzeit von Kovac ausgewechselt worden war, gab die Kritik an seinen Trainer zurück: "Das ist die Meinung des Trainers. Ich bin sicher, dass wir Spieler alles dafür getan haben, zu gewinnen."
Sein Bruder Robert ist sein Assistenztrainer
Niko Kovac ist ein Familienmensch. Nach Informationen der "Bild" will er seinen drei Jahre jüngeren Bruder Robert als Co-Trainer mitbringen, der auch aktuell sein Assistent in Frankfurt ist. Dazu soll Heynckes' Co-Trainer Peter Hermann für eine weitere Zusammenarbeit gewonnen werden.
Niko (l.) und Robert Kovac auf der Trainerbank. Die Rollenverteilung scheint klar: Niko hat die Zügel in der Hand, trägt Hemd und Mantel. Robert ist der stille Zuarbeiter im Hintergrund, trägt Trainingsanzug und den NotizblockBild: dpa
Robert und Niko Kovac standen als Spieler gemeinsam für Bayer Leverkusen, Bayern München und Kroatien auf dem Platz. Und auch als Trainer scheinen die beiden fast unzertrennlich. Sie arbeiteten vor dem Engagement in Frankfurt schon bei der kroatischen U21 und der A-Nationalmannschaft zusammen.
Die Kovac-Brüder zu gemeinsamen Bayern-ZeitenBild: dpa
Niko Kovac: Seine Bilanz als Trainer
Trophäen wie Jupp Heynckes kann Niko Kovac (noch) nicht vorweisen. Dafür hat er bei der Eintracht durchaus imposante Entwicklungsarbeit geleistet. Nach seiner Verpflichtung im März 2016 bewahrte Kovac die Hessen in der Relegation vor dem Abstieg und führte sie 2017 bis ins DFB-Pokal-Finale.
Engagiert an der Seitenlinie: Niko Kovac ist seit Sommer 2009 als Trainer tätigmarius becker/dpa
In dieser Saison hat die Eintracht sogar Chancen auf einen Champions-League-Platz und könnte erneut das Pokal-Endspiel erreichen. Selbst ein Finale in Berlin gegen den FC Bayern ist möglich.
Zahlen, bitte!
Niko Kovacs Bilanz als Trainer
06/2009-04/2011: RB Salzburg II
54 Spiele, 25 Siege, 9 Unentschieden, 20 Niederlagen
107:77 Tore
1,56 Punkte pro Spiel
01/2013-10/2013: Kroatien U21
5 Spiele, 5 Siege
16:0 Tore
3 Punkte pro Spiel
10/2013-09/2015: Kroatien
19 Spiele, 10 Siege, 5 Unentschieden, 4 Niederlagen
36:16 Tore
1,84 Punkte pro Spiel
seit 03/2016: Eintracht Frankfurt
84 Spiele, 38 Siege, 17 Unentschieden, 29 Niederlagen
117:105 Tore
1,56 Punkte pro Spiel
Was ihm seine Kritiker vorwerfen...
Pokerface: Niko Kovac ließ seine Zukunft lange offenrobert sirota/ZUMA Wire/picture alliance
- Seinen Umgang mit den Bayern-Gerüchten:
Niko Kovacs Treue-Bekenntnisse zur Eintracht hatten schon in den vergangenen Tagen etwas halbherzig gewirkt. "Es gibt keinen Grund, daran zu zweifeln, dass ich im kommenden Jahr hier Trainer bin", meinte Kovac zwar, ließ die Hintertür dabei aber bewusst offen: "Im Fußball passiert so viel. Ich weiß nicht, was morgen passiert. Stand jetzt bin ich bis 2019 Trainer." - Seine defensive und harte Spielweise:
In Kroatien war es so, bei Eintracht Frankfurt ist es auch so: Niko Kovac lässt mannorientiert, körperlich und äußerst defensiv spielen. In Frankfurt lässt er sein Team oft mit einer kompakten Fünferkette auflaufen, sein System ist, je nach Spielsituation, ein 5-3-2 oder 3-1-4-2 bzw. 5-1-2-2. - ABER: Kovac hat Frankfurt auch spielerisch weiterentwickelt. Es wird sehr spannend, ob er auch den Bayern eine defensive Taktik einimpfen wird oder ob er aus den Fehlern bei der kroatischen Nationalmannschaft gelernt hat.
(mit dpa)
Kovac ist seit 2009 Trainer, Robben seit 2009 Weltklasse:
Nur wenige Wochen vor Beginn der Heim-EM war es vor allem eine Personalie, die den deutschen Fußball zuletzt bewegte. Julian Nagelsmann hatte in seiner Zeit als DFB-Trainer zunächst Anlaufschwierigkeiten, konnte sich mit seinen Entscheidungen aber in die Herzen der Fans kämpfen. Spätestens durch die vergangenen beiden Testspiel-Siege gegen Frankreich und die Niederlande entstand in Deutschland eine gewisse EM-Euphorie.