Novak Djokovic (l.) mit seiner Frau Jelena auf einer Veranstaltung der "Novak Djokovic Foundation".Bild: imago sportfotodienst / Camera 4/International
Analyse
Seit etwas mehr als einer Woche hält Novak Djokovic die Sportwelt in Atem. Mit seiner umstrittenen Einreise als Ungeimpfter nach Australien sorgt er weltweit für Diskussionen. Normalerweise darf man nicht nach Down Under einreisen, wenn man noch kein Vakzin gegen das aktuell wütende Corona-Virus erhalten hat. Das sorgt für Diskussion und vor allem für Emotionen.
Für Freitag wird nun damit gerechnet, dass der australische Einwanderungsminister Alex Hawke dem Tennisstar erneut das Visum entziehen und damit eine Teilnahme an den Australian Open (17. bis 31. Januar) verhindern könnte.
Familie unterstützte ihn während und nach der Gerichtsverhandlung
Was aber bereits klar ist: Selbst wenn Djokovic erneut das Visum entzogen bekäme, wird er Einspruch einlegen. Die australische Zeitung "The Age" berichtet, dass die Anwälte des Tennisstars bereits einen eventuell fälligen Einspruch vorbereiten.
Damit würde die nächste Runde in dem nicht enden wollenden Streit zwischen Djokovic und der australischen Regierung beginnen. Dass Djokovic in dieser Auseinandersetzung nicht alleine steht, wurde spätestens am Montag offensichtlich. Nachdem der 34-Jährige sein Visum nach einer Gerichtsverhandlung zurückerhalten hatte, sprangen ihm auf einer Pressekonferenz in Belgrad seine Eltern und sein jüngster Bruder Djordje zur Seite.
Sie sind ein Teil der Menschen, die Novak Djokovic immer unterstützen. Besonders Sie prägen das Narrativ, dass Djokovic für die Freiheit kämpfe und oft von der Welt-Öffentlichkeit zu Unrecht kritisch gesehen werde. Watson erklärt, wie sich dieser Djokovic-Clan zusammenstellt, wer noch dazugehört und wie die Aufgaben verteilt sind.
Dijana Djokovic
Die 57-Jährige wird von vielen Medien als eigentliche Chefin der Djokovic-Familie dargestellt. Als die Eltern noch vor der Weltkarriere von ihrem Sohn Novak als Skilehrer arbeiteten und ein eigenes Restaurant betrieben, soll sie den Überblick über die Finanzen gehabt haben und die Karriere von Novak geplant haben.
In einem ihrer seltenen Interviews verriet sie dem serbischen Onlineportal "Blic Sport" im Mai 2020: "Wir arbeiteten beide in Kopaonik, aber das Geld reichte gerade, um die Miete zu zahlen." Wenn sich Dijana in der Öffentlichkeit äußert, polarisiert sie oft und eckt an.
Dijana Djokovic ist die Mutter von Tennisstar Novak Djokovic, drückt ihm hier die Daumen.null / imago images
Als Novak Djokovic 2008 zum ersten Mal die Australian Open gewann, damit seinen ersten Grand-Slam-Titel feierte und auch Roger Federer auf dem Weg dorthin besiegte, machte Dijana die selbstbewusste Ansage: "Der König ist tot. Lang lebe der König."
Aber auch elf Jahre später teilte Dijana gegen Roger Federer aus. Nach dem Wimbledon-Finale 2019 sagte sie: "Es ist nicht schön, dass ich von Federer oder anderen in solchen Momenten genervt bin. Aber es ärgerte mich, weil Federer ein bisschen arrogant ist." Der Grund dafür: Während des Finals waren die Zuschauer fast ausschließlich für den Schweizer. Djokovic gewann am Ende trotzdem.
"Ich war Novaks Mutter, Vater, Coach, Physio – alles!"
Vater Srdjan Djokovic über die Kindheit von Novak, als er ihn immer zu den Turnieren begleitete
Der letzte Hinweis dafür, dass sie die Fäden in der Familie Djokovic in der Hand hält, lieferte die Pressekonferenz, die die Familie im eigenen Restaurant in Belgrad am Montag abhielt. Nachdem eine kritische Frage zu Djokovics Umgang mit seiner Corona-Erkrankung im Dezember gestellt wurde, flüsterte Dijana dem jüngsten Sohn Djordje etwas zu. Danach brach er die Pressekonferenz ab auf Dijanas Anweisung.
Srdjan Djokovic
Während Mutter Dijana sich um die beiden jüngeren Brüder Marko und Djordje kümmerte, fuhr Vater Srdjan schon früh im Kindesalter mit Novak zu sämtlichen Turnieren. "Zehn Jahre wich ich nicht von seiner Seite. Wir erhielten überhaupt keine Unterstützung, wohin wir auch gingen", sagt der Vater 2016 im Interview mit dem Magazin "Newsweek". "Ich war Novaks Mutter, Vater, Coach, Physio – alles!"
Die Schweizer Tageszeitung "Der Bund" schrieb über Srdjan, dass Novak "sein Produkt, sein Herz und Blut" sei. Auch als zu Beginn der Karriere von Novak Djokovic die Finanzierung nicht gesichert war, hängte sich Srdjan voll rein. Seine Frau Dijana erzählt: "Er sprach mit Geschäftsleuten, ob sie nicht in Novak investieren wollten. Doch die Leute hatten kein Gehör. Schade – heute hätten sie wahrscheinlich Millionen verdient."
Novak Djokovics Vater Srdjannull / imago images
Srdjan machte im Interview 2016 auch klar, weshalb die Familie insgesamt so zusammensteht. Nicht, ohne dabei noch den Ost-West-Konflikt zu erwähnen, der auch rund um das Einreisechaos von Djokovic nach Australien immer wieder hervorgezogen wird.
Damals erklärte Srdjan den Zusammenhalt und die bedingungslose Unterstützung so: "Es war unser erstes Kind und Grosskind und wurde mit grosser Liebe empfangen. Im Unterschied zu westlichen Ländern wollen wir bis zum Ende hundertprozentig an seinem Leben beteiligt sein, wenn wir ein Kind haben."
Jelena Djokovic
Im Alter von 18 Jahren lernte Novak 2005 Jelena kennen. Seitdem sind sie ein Paar, verlobten sich 2013, ein Jahr später heirateten sie und bekamen Sohn Stefan und Tochter Tara. Gemeinsam zogen sie nach Monaco, was im Rest des Djokovic-Clans nicht gerade für Freude gesorgt hat.
Besonders Novaks Mutter Dijana scheint hin und wieder Probleme mit Jelena zu haben. Sie sagte im Interview mit "Blic Sport": "Sie haben ihre eigene Familie, ihre Oase. Es gibt einige Unterschiede zwischen ihrem Leben und unserem, Kindererziehung oder Esskultur, bei denen ich nicht immer zustimme."
Dazu passt, dass Mutter Dijana immer weniger Zeit mit ihrem Sohn hat und deshalb bereits in der Öffentlichkeit den Wunsch geäußert hat, dass sich das ändern solle. "Ich vermisse die Zeit, die ich früher mit Novak hatte, sehne mich nach ihm. Heute gehört er der ganzen Welt mehr als seiner eigenen Familie."
Seine Frau Jelena jubelt während einer Partie von Novak. Bild: www.imago-images.de / Javier Garcia/BPI/Shutterstock
Dijana hatte Jelena 2005 als damals neue Freundin von Novak Djokovic unterschätzt. "Als er später mit Jelena kam, dachte ich, es wäre gleich unbedeutend, Novak war ja erst 18. Aber es kam anders. Er wartete nicht länger, heiratete Jelena." Seitdem weicht sie nicht von seiner Seite, unterstützt ihn auf der Zuschauertribünen bei den Tennisturnieren und hat die Leitung der "Novak Djokovic Foundation" übernommen.
Aber Jelena fällt nicht nur durch ihre Charity-Aktionen auf, sondern sorgt auch im Zusammenhang mit Corona für Schlagzeilen. Sie teilte beispielsweise im April 2020 ein Video, in dem verbreitet wurde, dass der Mobilfunkstandard 5G mitverantwortlich für die Verbreitung von Corona sei. Immer wieder wurde dieser Glaube damals unter Corona-Leugnern verbreitet. Instagram hat das Video mittlerweile als "Fake News" deklariert. Es ist nicht mehr abrufbar. Dennoch hat Jelena den Post nicht gelöscht.
Djordje und Marko Djokovic
Djordje ist der jüngste Bruder von Novak und hatte seinen großen Auftritt auf der Pressekonferenz der Familie im eigenen Restaurant in Belgrad am Montag (10. Januar 2022). Oft war er es der auf die englischen Fragen antwortete. Nachdem seine Mutter ihm mehrmals etwas zugeflüstert hatte, beendete er die Pressekonferenz nach einer kritischen Frage zur Corona-Erkrankung von Novak.
Djordje selbst spielte auch Tennis, war von allen drei Brüdern aber der unerfolgreichste. Er schaffte es nicht einmal in die Top 1400 und hörte bereits mit 22 Jahren auf.
Novak Djokovic (r.) gemeinsam mit seinem Bruder DjordjeBild: imago sportfotodienst / Xinhua
Sowohl Djordje als auch der mittlere Bruder, Marko, mussten laut Aussagen der Eltern in der Kindheit zurückstecken. Mutter Dijana sagte mal ganz offen: "Wir vernachlässigten seine beiden jüngeren Brüder, weil wir unsere Pläne oft spontan nach Novak richteten."
Dennoch spielte auch Marko bis er 28 Jahre alt war (heute 30 Jahre) Tennis. In seiner besten Zeit belegte er den 571. Rang der Weltrangliste. Im jüngsten Chaos um die Einreise seines älteren Bruders verhielt er sich überwiegend ruhig. Nachdem richterlichen Beschluss, Novak wieder das Visum zu erteilen, schrieb Marko auf Instagram: "Danke, dass Ihr gezeigt hat, dass wir über acht Milliarden Menschen auf dieser wundervollen Erde sind und dass wir alle die gleiche Behandlung verdienen."
Die beiden Brüder von Novak Djokovic: Djordje (l.) und Marko (r.).null / imago images
Ganz besonders kurios ist das, weil gerade Novak Djokovic bei einer genehmigten Einreise von der australischen Bevölkerung vorgeworfen wird, dass er eine Sonderbehandlung erhalten würde.