"Keiner kann sagen, wie schnell er sich durchsetzen wird, aber dass er sich durchsetzen wird, davon sind wir mehr als überzeugt", sagte 2015 der damalige Bayern-Sportvorstand Matthias Sammer, als er einen jungen, schüchtern wirkenden 20-Jährigen vorstellte: Joshua Kimmich.
Lange brauchte Kimmich dann nicht, um sich in München einen Namen zu machen. Schon in seiner ersten Saison kam der Rechtsfuß auf 23 Einsätze in der Liga, danach wurden es immer mehr. Er wurde zur festen Säule der Bayern. So wundert es nicht, dass der Rekordmeister am Montag stolz verkündete, den Vertrag mit Kimmich bis 2025 verlängert zu haben.
Sportvorstand Hasan Salihamidžić erklärt: "Mit dieser Vertragsverlängerung sendet der FC Bayern ein deutliches Zeichen nach innen wie nach außen. Wir wollen unsere besten Spieler langfristig unter Vertrag nehmen." Oliver Kahn sprach sogar davon, dass Kimmich erkannt habe, wie wichtig es ist, "an einer Ära beteiligt zu sein".
Aber wie sieht der FC Bayern der Zukunft aus? Auf welche Spieler setzen die Münchner und welche Baustellen kommen auf Kahn und Salihamidžić zu? Eine watson-Analyse.
Bei Kimmich kursierten schon vor dem Liga-Start vor zwei Wochen die Gerüchte, dass eine Verlängerung schon durch sei. Ähnlich verhält es sich bei den Gesprächen mit Leon Goretzka. Bayern-Präsident Herbert Hainer erklärte bei "Bild TV": "Bei Goretzka wüsste ich nicht, warum er nicht bleiben sollte." Und auch Salihamidžić sprach vor der Partie gegen Köln (3:2) beim Streaming-Dienst "Dazn" von "sehr guten Gesprächen".
Es sieht so aus, als stünde die nächste Verlängerung eines Leistungsträgers kurz bevor. Kimmich über seinen Kumpel: "Ich hoffe, dass ich der erste war und jetzt weitere Vertragsverlängerungen folgen. Natürlich geht es nicht immer nur darum, dass man Spieler kauft, sondern es ist auch wichtig, dass Spieler immer wieder verlängern."
Das wäre ein wichtiger Schritt zu einer neuen alten Transfer-Philosophie der Bayern. Denn die Münchner sollen die Vorstellung vom "FC Deutschland" wiederbelebt haben. So berichtet es Bild-Reporter Christian Falk im Podcast "Bayern Insider". Demnach wollen Kahn und Salihamidžić wieder hauptsächlich deutsche Nationalspieler verpflichten.
Bereits Mitte der 2000er hatte der damalige Klub-Boss Uli Hoeneß die Vision, so viele deutsche Nationalspieler wie möglich nach München zu holen. Dieser Plan soll nun mit dem Interesse an Leverkusens Florian Wirtz, Wolfsburgs Ridle Baku und Gladbachs Florian Neuhaus wieder neu aufblühen.
Bei allen soll Salihamidžić eine Verpflichtung vorbereiten. Demnach soll Neuhaus eine Klausel über 40 Millionen Euro besitzen. Auch Wirtz dürfte ab 2023 per Ausstiegsklausel wechseln. Nur Ridle Baku hat in seinem Vertrag bis 2025 wohl keine Möglichkeit, früher raus zu kommen. Da müssten Kahn und Salihamidžić mit Wolfsburg verhandeln.
Während im Spielerkader in den nächsten Transferphasen einiges passieren könnte, haben die Bayern auf der Trainerposition laut eigener Sicht für die Zukunft ausgesorgt. Im besagten Interview mit "Bild TV" antwortete Präsident Hainer auf die Frage, ob Julian Nagelsmann seinen Vertrag bis 2026 erfüllen wurde, nur mit einem Wort: "definitiv."
Für Nagelsmann ist allein die Laufzeit über fünf Jahre eine Wertschätzung: "Das sind Vorschusslorbeeren, dem möchte ich gerecht werden. Es gibt einem das Gefühl, liefern zu müssen." Mit seinem ersten Titel im Supercup gegen Dortmund (3:1) hat er das schon erst mal getan.
Auch für Kimmich war die Entscheidung, Nagelsmann einen langen Vertrag zu geben, enorm wichtig. Im Rahmen seiner Verlängerung sagte der Mittelfeldspieler: "Ich bin jetzt sechs Jahre hier und habe meinen sechsten Trainer. Es war ein Zeichen von Oliver Kahn und Hasan Salihamidžić, dass sie ihn für fünf Jahre geholt haben. Es war ein Zeichen für uns und den Verein, in welche Richtung es gehen soll."
Jetzt wird er sich an der Deutschen Meisterschaft, dem Pokal und der Champions League messen lassen. Denn eins ist auch klar: Bei Bayern zählt einzig der Erfolg, dem alles untergeordnet wird. Sollte es zu einer längeren Durststrecke kommen, könnte sich auch der Fünfjahres-Plan mit Nagelsmann sehr schnell erledigt haben.
Die wohl interessanteste Entwicklung der nächsten Jahre wird sich beim FC Bayern wohl im Sturm abspielen. Weltfußballer Robert Lewandowski ist zwar gut in Form, schoss schon zwei Tore in den ersten beiden Bundesliga-Spielen, aber ist auch schon 33 Jahre alt. Zuletzt soll er gefrustet gewesen sein, weil Sportvorstand Salihamidžić im "Doppelpass" eine Verpflichtung von Dortmunds Erling Haaland nicht ausgeschlossen hatte. Bei "Sport1" sagte der ehemalige Bayern-Profi: "Er ist ein Topspieler, den wahrscheinlich die ganze Welt haben will. Natürlich schauen wir da hin. Sonst wären wir Vollamateure."
Fakt ist: Haaland ist zwölf Jahre jünger und hat im Sommer 2022 eine Klausel über 75 Millionen Euro im Vertrag. Aus Bayern-Sicht wäre eine Verpflichtung des jungen Norwegers nachvollziehbar. Allerdings: Auch die Konkurrenz aus England wird im nächsten Sommer wohl groß werden.
Und ganz langfristig werden sich die Münchner Verantwortlichen auch Gedanken um eine Nachfolge von Torhüter Manuel Neuer machen müssen. Mit aktuell 35 Jahren kann der gebürtige Gelsenkirchener sicher noch drei bis vier Jahre auf Top-Niveau spielen. Dann aber brauchen auch die Bayern wieder einen neuen Schlussmann, der dann zwischen den Pfosten eine neue Ära prägen soll.