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Handball-WM: Trotz Viertelfinalaus – DHB-Legende Schwarzer traut Team viel zu

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Paul Drux (l.) tröstet Juri Knorr nach dem Viertelfinal-Aus gegen Frankreich.Bild: dpa / Jan Woitas
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Nach WM-Aus gegen Frankreich: Handball-Legende Christian Schwarzer nennt zwei Knackpunkte

26.01.2023, 13:42
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Am Ende gab es viele enttäuschte Gesichter in der Ergo Arena in Danzig. Bei der Handball-WM musste sich das deutsche Team um Trainer Alfred Gislason gegen Frankreich mit 28:35 geschlagen geben.

40 Minuten hielt das DHB-Team gut mit, danach drehte Remi Desbonnet, eigentlich die französische Nummer zwei im Tor, auf – und brachte Juri Knorr und Co. zur Verzweiflung. Trotzdem zieht Christian "Blacky" Schwarzer über weite Strecken ein positives Fazit zum Viertelfinale und der Weltmeisterschaft generell.

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Der Ex-Handballer und Weltmeister von 2007 erklärte gegenüber watson, dass er das Ergebnis gegen Frankreich am Ende deutlicher fand, als es das Spiel hergab: "Bundestrainer Alfred Gislason hat am Ende mit dem siebten Feldspieler etwas versuchen wollen. Dann kamen technische Fehler dazu und die Franzosen konnten aufs leere Tor werfen."

Trotz allem fügte er an, dass die Mannschaft "in den letzten Tagen enorm Werbung für den Handball gemacht" habe. Vorher hatte das DHB-Team von sechs Vor- und Hauptrunden-Spiele fünf Partien gewonnen, verlor nur gegen Norwegen (26:28) und nun eben im Viertelfinale gegen Frankreich.

ARCHIV - 05.07.2021, Hamburg: Christian �Blacky� Schwarzer, Welt-Europameister Handball, kommt zur Verleihung des Deutschen Sportjournalistenpreises. (zu dpa: �Ex-Handballer Schwarzer kritisiert Schie ...
Christian "Blacky" Schwarzer spielte als aktiver Profi bei Lemgo, Barcelona und den Rhein-Neckar Löwen.Bild: dpa / Georg Wendt

Besonders bei der Erfahrung seien die Franzosen gegenüber dem Team von Gislason im Vorteil. Der heute 53-Jährige erklärt: "Es macht einen großen Unterschied, ob du – wie die Franzosen – 30-jährige, erfahrene Weltklassespieler hast oder – wie bei uns – Spieler wie Juri Knorr oder Johannes Golla, die enorme Qualität haben, aber noch teilweise am Anfang der Karriere stehen."

Zwei Knackpunkte führten zur DHB-Niederlage

Schwarzer stellt im verlorenen Viertelfinale zwei wesentliche Faktoren fest: "Der erste Knackpunkt im Spiel war, als die Nationalmannschaft innerhalb weniger Minuten einen Vier-Tore-Vorsprung verspielte." In wenigen Minuten gab das DHB-Team in der ersten Halbzeit eine 11:7-Führung aus der Hand, die Franzosen glichen aus.

"Der zweite Knackpunkt war dann die überragende französische Torhüter-Leistung in der zweiten Hälfte", erklärt Schwarzer. Remi Desbonnet kam schon früh im Spiel für die eigentliche Nummer eins ins französische Tor und hielt 14 von 30 der deutschen Würfe. Später wurde er zum "Man of the Match" gewählt.

25.01.2023, Polen, Danzig: Handball: WM, Frankreich - Deutschland, Finalrunde, Viertelfinale in der Ergo Arena, Deutschlands Philipp Weber (l) wirft auf das Tor von Frankreichs Torwart Remi Desbonnet. ...
Remi Desbonnet (r.) brachte die DHB-Spieler um Philipp Weber zur Verzweiflung.Bild: dpa / Jan Woitas

Nach der Frankreich-Niederlage ist die WM für das DHB-Team allerdings noch nicht vorbei. Gemeinsam mit den anderen Verlierern aus dem Viertelfinale spielt die deutsche Mannschaft noch die Plätze fünf bis acht aus. Freitag (15.30 Uhr, ARD) steht daher die Partie gegen Ägypten an. Schwarzer glaubt nicht daran, dass bei den Spielern nach der Pleite nun die Luft raus sein könnte.

Er erklärt gegenüber watson: "Natürlich ist die Enttäuschung jetzt zunächst sehr groß. Die Motivation wird, glaube ich, darunter nicht leiden. Die Mannschaft hat noch die Möglichkeit den fünften Platz zu erreichen und kann zeigen, dass sie eng an die Weltspitze herangerückt ist." Nach dem enttäuschenden 12. Platz vor zwei Jahren wäre das ein wichtiges Zeichen. Außerdem glaubt er, dass sich die Enttäuschung schnell in Motivation umwandeln könne.

"Es hätte auch schon bei der WM zu einer Medaille reichen können."
Christian "Blacky" Schwarzer hätte dem deutschen Team auch bei der WM schon eine Medaille zugetraut.

"Gegen Ägypten haben wir noch eine Rechnung offen. Wenn Gislason das verlorene Viertelfinale bei Olympia in Tokio anspricht, könnte das die Motivation noch mehr steigern", meint Schwarzer. 2021 schieden die deutschen Handballer chancenlos 26:31 aus, verspielten dadurch die Chance auf eine Medaille.

Auch im Hinblick auf die Europameisterschaft im nächsten Jahr im eigenen Land könnte der fünfte Platz für gute Stimmung in der Nationalmannschaft und im Verband sorgen.

25.01.2023, Polen, Danzig: Handball: WM, Frankreich - Deutschland, Finalrunde, Viertelfinale in der Ergo Arena, Deutschlands Trainer Alfred Gislason reagiert nach dem Spiel. Foto: Jan Woitas/dpa +++ d ...
Alfred Gislason will mit seinem Team noch den 5. Platz bei der WM erreichen.Bild: dpa / Jan Woitas

Schwarzer traut dem DHB-Team beim Heimturnier ein noch besseres Ergebnis zu: "Es hätte auch schon bei der WM zu einer Medaille reichen können. Es sind nur Kleinigkeiten, die auf diesem Niveau entscheiden. Dazu kommt: Bei einem Heim-Turnier wissen wir alle, wie sehr die Zuschauer ein Team tragen können. Das haben wir 2007 bei der WM erlebt." Schwarzer spricht aus eigener Erfahrung, war 2007 mit am Titel beteiligt.

Er glaubt auch, dass Gislason bei der Heim-EM einen noch breiteren Kader haben wird: "Mit Timo Kastening und Julius Kühn (verpassten WM wegen Verletzung, d. Red.) könnten bei der Heim-EM noch weitere Top-Spieler im Kader sein. Dazu ist für mich auch Marcel Schiller ein Kandidat. Ich bin mir sicher, dass Alfred Gislason im nächsten Jahr einen breiteren Kader mit mehr Optionen hat – natürlich nur, wenn alle fit bleiben."

Dazu könnte auch noch Henrik Pekeler kommen. Der Kreisläufer hatte nach den Olympischen Spielen 2021 eine "längere Pause" in der Nationalmannschaft angekündigt. Im Podcast der Rhein-Neckar Löwen sagte der Spieler von THW-Kiel nun, dass es eine "kleine Abstimmung innerhalb der Familie" gegeben habe, ob er wieder im DHB-Team spielen solle. "Das Ergebnis war 10:0, dass ich wieder spielen soll."

Auch Bundestrainer Gislason öffnete dem 31-Jährigen wieder die Tür. Schwarzer würde ebenfalls eine Rückkehr von Pekeler begrüßen: "Henrik Pekeler würde gerade dem Abwehrzentrum extrem guttun."

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