Karim Adeyemi im Training der deutschen Nationalmannschaft. Bild: Pressefoto Rudel / Herbert Rudel
Analyse
04.09.2021, 11:3004.09.2021, 11:38
Schon als Trainer des FC Bayern erkannte der heutige DFB-Coach Hansi Flick, was für ein großes Talent ihm bei der gegnerischen Mannschaft auf dem Platz steht. Damals wird er noch nicht an den Posten des Bundestrainers gedacht haben, aber Karim Adeyemi bereits in seinem Hinterkopf vermerkt haben.
"Wir beobachten Adeyemi schon lange. Er ist mir schon aufgefallen, als ich mit den Bayern in der Champions League gegen die Salzburger gespielt habe", erinnert sich der Bundestrainer an die Begegnung Ende November 2020 zurück.
Die Entwicklungskurve des Angreifers ging seit diesem Spiel steil nach oben. Mit RB Salzburg wurde er Meister und Pokalsieger, im Sommer holte er mit der U21 den EM-Titel und nun folgte die Einladung zur A-Nationalmannschaft. "Zurzeit gehen nur Träume in Erfüllung. Es ist der absolute Wahnsinn", sagte er gegenüber Sky.
Dabei war es ausgerechnet der FC Bayern, der ihn zehn Jahre zuvor aus seiner Jugendabteilung warf. Doch das tat der Karriere des Angreifers keinen Abbruch, sondern spornte ihn nur noch mehr an, es wirklich schaffen zu wollen.
RB Salzburg zahlte für 16-jährigen
Adeyemi über drei Millionen Euro Ablöse
"Ich will ihnen zeigen, was ich kann, wer ich bin und dass es ein Fehler war, mich auszusortieren", sagte er gegenüber der "Bild". Aufgrund anhaltender Disziplinlosigkeiten entschieden sich die Münchner 2011 dazu, ihn auszusortieren. "Ich war damals noch ein Kind und nicht der Ruhigste. Das hat Bayern gestört", erzählte er.
Doch der Schritt zur SpVgg Unterhaching hat seiner Karriere keinen Abbruch getan. "Als ich ihn das erste Mal auf dem Platz gesehen habe, war sofort klar, dass er eine Vollbombe werden kann, weil er ein brutales Tempo hat. Das hat man damals schon gesehen, als er gegen Ältere gespielt hat", sagt Manfred Schwabl, sein ehemaliger Mentor und der heutige Präsident der SpVgg Unterhaching bei Sky.
Adeyemi zeigte konstant gute Leistungen und zog die Aufmerksamkeit aus dem Ausland auf sich. So überwies RB Salzburg im Sommer 2018 für den damals 16-jährigen 3,35 Millionen Euro nach Unterhaching und holte den Angreifer nach Österreich. "Ich hatte ein bisschen Schiss davor, die Heimat zu verlassen, aber war auch glücklich, den nächsten Schritt zu machen. Mir war wichtig, dass ich mich nicht so weit von zu Hause entferne", sagte der gebürtige Münchner dem "Kicker".
Nach einem Leihjahr beim FC Liefering spielte sich der 1,77 Meter große Angreifer Stück für Stück in die erste Mannschaft von RB.
Vorbilder Mbappé und Aubameyang
Seitdem beeindruckt er mit Tempodribblings und Toren und konnte seine Qualitäten bereits in der Champions League unter Beweis stellen.
Den Vergleich mit den ganz großen Spielern scheut Karim Adeyemi nicht. "Ich würde mich mit Mbappé und Aubameyang vergleichen. Also eher mit schnellen Spielern in der Spitze, die Eins-gegen-eins-Duelle gewinnen und die Tore machen oder vorlegen", sagt der 19-Jährige.
Und Tore erzielte der Angreifer in dieser Saison einige. In den ersten sechs Ligaspielen erzielte er auch sechs Tore und bereitete eins vor. Zudem traf er im Play-off-Spiel zur Champions League gegen Bröndby IF und hatte einen Anteil daran, dass die Salzburger in die Gruppenphase einzogen und dort unter anderem auf den VfL Wolfsburg treffen.
"Was in den nächsten Jahren passiert, werden wir sehen. Wenn es so weit ist, wird der nächste Schritt eingeleitet."
Karim Adeyemi zu seiner Zukunftsplanung
Und auch dort will der Mittelstürmer sein enormes Potenzial andeuten und unter Beweis stellen. Zwar ist er auch kein Angreifer vom Typ Klose oder Gomez, wie ihn sich Fußball-Deutschland aktuell wünscht, dafür kann er aufgrund seiner Schnelligkeit auf allen offensiven Positionen eingesetzt werden.
"Er hat einen brutalen linken Fuß und Spielwitz", beschreibt Schwabl die Stärken und fügt hinzu: "Er hat die große Gabe, dass wenn er dreimal vor dem Tor nicht trifft, dass er es 14 oder 15 mal immer wieder probiert. Das macht die großen Stürmer aus."
Schwierige Phase bei der U21
Unter U21-Nationaltrainer Stefan Kuntz hatte Adeyemi zwischenzeitlich auch einen schweren Stand. Für die Vorrunde der U21-Europameisterschaft Ende März schaffte es der Angreifer nichtmal in den Kader. Zwar nominierte ihn Nationalcoach Stefan Kuntz anschließend für die Endrunde, doch auch dort kam er lediglich einmal über 45 Minuten und zweimal über 23 Minuten zum Einsatz.
Karim Adeyemi bejubelt den EM-Titel mit der U21-Nationalmannschaft. Bild: Sven Simon / Frank Hoermann/SVEN SIMON
Auch bei Hansi Flicks Debüt als DFB-Coach gegen Liechtenstein saß der 19-Jährige 90 Minuten auf der Bank. Für ihn geht es mit der Nominierung vor allem darum, sich einzugewöhnen. Schon bei Flicks Anruf zur Nominierung war Adeyemi extrem nervös. "Ich war absolut nervös und habe angefangen zu stottern", sagte der er bei Sky.
Rückkehr nach Deutschland nicht ausgeschlossen
Ob es Adeyemi noch ein zweites Mal zum FC Bayern zieht, ließ er bisher offen. "Man weiß nie, was die Zukunft bringt. Ich habe nie gesagt, dass ich Bayern aufgrund meiner Zeit dort nicht mehr mag oder so was. Deswegen schauen wir mal", erzählte er gegenüber dem "Kicker".
Sein ehemaliger Mentor Schwabl sieht Adeyemi hingegen in der englischen Premier League. Für ihn sei der Angreifer aufgrund seiner Dynamik der perfekte Spieler für die englische Liga. "Ich denke, dass der Kelch leider am deutschen Fußball vorbeigeht. Da haben sie alle geschlafen."
Der 19-Jährige selbst hält sich eher bedeckt. "Was in den nächsten Jahren passiert, werden wir sehen. Wenn es so weit ist, wird der nächste Schritt eingeleitet." Doch zunächst heißt der nächste Schritt erstmal, sein Debüt als A-Nationalspieler unter Hansi Flick zu feiern. Und vielleicht ist es am Sonntag im Spiel gegen Armenien schon so weit.
(lgr)
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