2023 war das Jahr, in dem für den deutschen Fußball alles besser werden sollte. Hansi Flick wollte die Herren-Nationalmannschaft nach der WM-Blamage zurück in die Spur führen, später wurde Julian Nagelsmann mit dieser Aufgabe betraut. Die DFB-Frauen wollten ein tolles Turnier in Australien und Neuseeland spielen. Borussia Dortmund schickte sich an, den FC Bayern vom Thron zu stoßen, und Eintracht Frankfurt wollte verhindern, dass RB Leipzig den DFB-Pokal verteidigt.
Es stellte sich als Jahr der Konjunktive heraus, denn keines der genannten Ziele wurde erreicht.
Das DFB-Team der Männer wurde von Spiel zu Spiel schlechter, auch der Trainerwechsel hat bis dato keine nachhaltige Besserung gebracht. Die Frauen-Nationalmannschaft blamierte sich ebenfalls mit einem Aus in der WM-Vorrunde, der BVB verstolperte den Meistertitel am letzten Spieltag und die SGE musste sich im Endspiel von Berlin RB geschlagen geben.
Aus Sicht vieler Fußballfans und -expert:innen ist es eine enttäuschende Bilanz, ein Jahr des Grauens. Damit dann aber auch genug des Pessimismus. Ein neues Jahr steht vor der Tür – und damit auch neue Chancen.
Wir wagen einen Blick voraus und nennen dir fünf Gründe, warum 2024 für den DFB das beste Jahr aller Zeiten wird. Aber Achtung, nicht alles ist dabei so Ernst wie Herthas junger Stammtorhüter.
Schon im Mai 2023 hatte die Debatte um den möglichen Einstieg eines Investors bei der DFL für Empörung gesorgt. Auf der Mitgliederversammlung der Liga blieb die notwendige Zweidrittel-Mehrheit aus, das sollte für die DFL-Bosse aber nur kurzzeitig ein Rückschlag sein. Denn im Winter setzten sie zu einem neuen Anlauf an.
Mit veränderten Konditionen wurde Anfang Dezember tatsächlich die notwendige Zweidrittel-Mehrheit erreicht, 24 der 36 Bundesliga-Vereine sprachen sich für den Einstieg eines Investors aus. Mit möglichen Partnern wird nun noch verhandelt, aus Sicht zahlreicher Fans wurde damit aber eine Grenze überschritten.
Mit Bannern und offenen Briefen teilten die Anhängerinnen und Anhänger sämtlicher Vereine dem Ligaverband, aber auch ihren Klubbossen mit, was sie von Investoren im Fußball halten. Der Protest dürfte in den nächsten Wochen kaum nachlassen. Was wiederum dem DFB entgegenkommt. Denn anstatt "Scheiß DFB" dürfte von der Kieler Förde bis runter in den Breisgau künftig "Scheiß DFL" von den Rängen hallen.
Das Titeldilemma des deutschen Fußballs war bereits eingangs Thema. Meister werden immer die Bayern, Pokalsieger neuerdings immer das einzige Team, das dem FCB im Unbeliebt-Sein das Wasser reichen kann: RB Leipzig.
2024 aber wird es anders kommen, ganz anders. Leipzig ist schon in der 2. Runde des DFB-Pokals ausgeschieden, selbiges gilt für den FC Bayern. Auch der BVB hat sich schon verabschiedet, gerade einmal drei Erstligisten sind im Viertelfinale noch dabei.
Weder Bayer Leverkusen noch der VfB Stuttgart oder Borussia Mönchengladbach stehen dabei unter Verdacht, Seriensieger zu sein. Tatsächlich sind die Schwaben von den acht verbliebenen Klubs diejenigen, deren letzter Titelgewinn (1997) am wenigsten lange zurückliegt.
Mit Hertha BSC, dem FC St. Pauli und Bayern- sowie Frankfurt-Schreck Saarbrücken sind sogar drei Vereine dabei, die den DFB-Pokal noch nie gewonnen haben. Es bedarf also keiner hellseherischen Fähigkeiten, um schon jetzt einen sensationellen Pokaltriumph vorherzusagen.
Was wurde in den vergangenen Jahren nicht alles über den DFB geschimpft. Machtkämpfe und regelmäßige Führungswechsel, Probleme mit der Steuerbehörde, finanzielle Engpässe, regelmäßige Kritik am Schiedsrichterwesen und zuletzt gab es nicht einmal mehr sportlichen Erfolg.
Der größte nationale Sport-Fachverband der Welt hat enorm gelitten, viele Probleme waren dabei hausgemacht. Entscheidungsträger und Fans wünschen sich bessere Zeiten zurück. Zeiten der Harmonie, der Nahbarkeit, des fast schon märchenhaften Einklangs. Zum Glück steht 2024 ein Großereignis an, das all dies verspricht: die Heim-EM.
Große, volle und moderne Stadien. Riesige Public Viewings unter der Sonne. Die kulinarische Vielfalt bestehend aus unzähligen Biermarken, Bratwurst und Dönerständen an jeder zweiten Ecke. Dieses unschlagbare Gesamtpaket wird im Sommer nicht nur die deutschen Fans begeistern, sondern vor allem auch die internationalen Gäste. Wer denkt da noch an falsch angegebene Zahlen bei der Steuerbehörde?
Derart "unsportliche" Themen gibt es seit 2018 auch rund um die Herren-Nationalmannschaft immer wieder. Vor der WM in Russland waren es Fotos mit dem türkischen Staatspräsidenten Recep Tayyip Erdoğan, 2021 Diskussionen über die Beleuchtung von Stadionfassaden in Regenbogenfarben und 2022 schließlich die "One-Love"-Binde sowie die Mund-zu-Geste vor dem Spiel gegen Japan.
All das wird es 2024 nicht mehr geben, nicht unter Rudi Völler. Der DFB-Sportdirektor hat in einem Interview mit der "Frankfurter Rundschau" auf die Diskussion rund um die Kapitänsbinde zurückgeblickt: "Da hätte man früher einen Schlussstrich ziehen und den Fußball in den Vordergrund rücken müssen."
Er wolle zudem nicht gendern und habe kein Verständnis für Klimaaktivisten auf Deutschlands Straßen. Das konservative Gesamtbild rundete letztlich Völlers Auftritt beim rechtspopulistischen Sender "Nius" ab. Oder wenn man all das eben euphemistisch verpacken möchte: Die Nationalmannschaft konzentriert sich 2024 nur noch aufs Wesentliche, auf den sportlichen Erfolg.
Das sportliche Auf wird aber nicht nur durch den veränderten Fokus bei den Nationalspielern selbst ermöglicht, sondern auch durch eine schonungslose Analyse, wie sie rund um den DFB schon so oft angekündigt wurde. 2024 gibt es sie wirklich.
Und sie zeigt: Die deutsche Nationalmannschaft kann erfolgreichen Fußball spielen. Sie macht es immer dann, wenn sie einen neuen Bundestrainer bekommt. Joachim Löw gewann seine ersten fünf Länderspiele, Hansi Flick seine ersten acht. Julian Nagelsmann blieb immerhin in seinen ersten beiden Partien ohne Niederlage.
Eine solche Ausbeute sollte schon reichen, um die Gruppenphase bei der Heim-EM zu überstehen. Kommt das Team anschließend aus dem Tritt, muss der DFB einfach bahnbrechend schnell die Reißleine ziehen. Notfalls schon zur Pause. Mit Rudi Völler wird die perfekte Interimslösung schließlich immer im Stadion sitzen.
Da man so selbst Vizeweltmeister Frankreich schlagen kann, braucht man in Europa niemanden mehr zu fürchten. Der EM-Titel wird folgerichtig zum Selbstläufer und damit zur Kirsche auf der DFB-Sahnetorte namens 2024. So und nicht anders wird es kommen.