Es ist die Zeit der Abschiede beim FC Bayern. Wichtige und tragende Spieler, Trainer und Mitarbeiter verlassen den deutschen Rekordmeister zum Ende der Saison. Nicht nur die Trainer Hansi Flick, Miroslav Klose und Hermann Gerland oder Spieler wie David Alaba, Jérôme Boateng und Javi Martínez verlassen den Verein, sondern auch Vorstandsboss Karl-Heinz Rummenigge.
Die Ära Rummenigge dauert von 2002 bis jetzt und wird als die erfolgreichste Ära in die Vereinsgeschichte eingehen. Wenige Menschen verkörperten über die letzte Dekade so sehr die "Mia san Mia"-Mentalität der Münchener.
Für "Kalle" ist es ein guter Zeitpunkt aufzuhören. "Ausgerechnet in meinem letzten Spiel als Vorstands-Chef schafft Lewandowski sein historisches 41. Tor in der letzten Minute, anschließend gibt es die Schale – schöner geht es doch nicht zum Abschied für mich", erklärt der 56-Jährige gegenüber der "Bild". Die nächste Generation steht bereits in den Startlöchern, den Vorstandsvorsitz übergibt Rummenigge in die Hände von Torwart-Legende Oliver Kahn. Den Trainerposten übernimmt Julian Nagelsmann von Hansi Flick.
Der große personelle Umbruch an der Säbener Straße macht ihm keine Sorgen: "Ich meine das nicht negativ, aber wir alle sind am Ende ersetzbar, das gilt für Spieler und Trainer genau wie für mich". Er ist von der Stärke des Vereins und auch den nachziehenden Funktionären überzeugt. "Es wird etwas Neues entstehen, und der FC Bayern wird weiter Erfolg haben. Da sollte sich die Konkurrenz jetzt keine allzu großen Hoffnungen auf einen Einbruch machen", sagt Rummenigge.
Insgesamt zweimal gewann Bayern München unter der Führung von Rummenigge das internationale Triple. Einmal mit Trainer Jupp Heynckes und jüngst mit dem scheidenden Chef-Coach Hansi Flick. Die Triple-Saison 2013 war der Beginn der erfolgreichsten Bayern-Ära.
Für den 65-Jährigen spielten dabei zwei Transfers eine enorm wichtige Rolle: "Neuer 2011 für rund 20 Mio. Euro, Lewandowski 2014 sogar ablösefrei – hinten der beste Torwart der Welt, vorne der beste Stürmer der Welt. Das war die Basis für die besten zehn Jahre der Vereinsgeschichte."
Doch zwei Abgänge bereut der Vorstandschef bis heute. Der Verkauf von Toni Kroos, der 2014 für 30 Millionen zu Real Madrid wechselte und der ablösefreie Wechsel von David Alaba in diesem Sommer, der ebenfalls zu den "Königlichen" ging. "Es gibt Phasen, da ist auch Bayern München darauf angewiesen, dass etwas in die Kasse kommt", kommentierte Rummenigge. Während die Kroos-Ablöse zum damaligen Zeitpunkt wirtschaftliche wichtig war, hätte das Gesamtpaket der Alaba-Forderungen in Zeiten der Corona-Krise "den Rahmen gesprengt."
Mit der Niederlage im Champions-League-Finale 2012 in der eigenen Münchner Arena erlebte Rummenigge aber auch einen der bittersten Momente der jüngeren Klubgeschichte. Der ehemalige Stürmer hat diese Niederlage noch bis heute im Gedächtnis.
Daher hat er vor allem für die Zukunft seines Herzensklubs einen besonderen Wunsch: "2023 ein Champions-League-Triumph beim nächsten Finale dahoam! Die Final-Niederlage 2012 in München gegen Chelsea ist meine einzige Wunde, die noch nicht verheilt ist."
(vdv)