Das Lazarett beim FC Bayern hat sich in den vergangenen Wochen deutlich gelichtet. Beim Bundesliga-Spiel gegen Darmstadt am Samstag fehlten nur vier Spieler verletzt: Kingsley Coman, Bouna Sarr, Noussair Mazraoui und Tarek Buchmann.
Vor allem zu Jahresbeginn sah das noch ganz anders aus. Weil gerade in der Defensive zeitweise ein Großteil der Spieler ausgefallen war, legten die Münchener in der Wintertransferphase nach: Innenverteidiger Eric Dier kam, genauso Rechtsverteidiger Sacha Boey.
Weil zu allem Unglück dann jedoch noch die Außenspieler Kingsley Coman und Serge Gnabry wochenlang fehlten, musste der FC Bayern auch dort nachbessern: Der eigentlich für den Sommer geplante Transfer von Bryan Zaragoza wurde vorgezogen, der Spanier schlug bereits im Januar in München auf.
Bislang hat sich der gehypte Offensivmann allerdings nicht als Verstärkung erwiesen: In der Bundesliga reichte es gerade mal für zwei Kurzeinsätze. Gegen Darmstadt strich Tuchel den 22-Jährigen sogar gänzlich aus dem Kader – die Höchststrafe für einen Fußballprofi.
Der Bericht eines spanischen Insiders lässt jetzt tief blicken: Demnach hat Tuchel bisher nicht einmal das Gespräch mit dem Flügelspieler gesucht.
Bei "Bild", die in Deutschland zuerst berichtet hatte, geben sie als Quelle den spanischen Reporter Marcos Benito an, der dem Umfeld des Spielers nahe stehen soll. Mit dessen angeblichen Aussagen konfrontiert, wollten sich die Bayern gegenüber der Zeitung allerdings nicht äußern.
Aus dem Nichts kommt die Nachricht nicht: Tuchel hatte Ende Februar bei der Verkündung seines Bayern-Aus zum Saisonende klargemacht, dass er bei Personalentscheidungen künftig härter durchgreifen wird. Über Zaragoza sagte er jüngst: "Bryan fehlt in erster Linie einfach die Sprache. Es ist schwer ohne Englisch und Deutsch, das ist ein elementarer Bestandteil."
Tuchel mahnt jedoch zu Geduld im Umgang mit dem jungen Spieler, der seine ganze bisherige Karriere beim FC Granada verbracht hat. Dort begeisterte Zaragoza vor seinem Bayern-Wechsel die Liga: In 58 Spielen schoss er elf Tore und sorgte mit vielen sehenswerten Dribblings für Furore.
"Mir war klar, dass der Schritt sehr groß ist", sagte Tuchel. "Das spüren wir jetzt auch. Wir sehen seine Qualität, aber merken, dass die Integration nicht abgeschlossen ist von der sprachlichen Seite", führte er aus.
Zaragoza hat beim FC Bayern einen Vertrag bis 2029 unterschrieben. Angesichts der langen Laufzeit dürfte er also noch reichlich Gelegenheit haben, sich beim FCB in den Vordergrund zu spielen. Womöglich haben er und der kommende Bayern-Trainer sich dann auch wieder mehr zu sagen.