Rund um den FC Bayern hat es in der noch jungen Saison schon einige Themen gegeben, die aus Sicht der sportlich Verantwortlichen gewiss als Störfeuer eingeordnet werden. Das Hin und Her rund um Jérôme Boateng, die Debatte um Noussair Mazraoui. Das Sportliche rückte dabei wiederholt in den Hintergrund.
Dabei lief es in dieser Hinsicht zuletzt doch richtig gut für die Münchener. Die erste Runde des DFB-Pokals meisterten sie trotz der Verletzungsprobleme mühelos, in der Champions League stehen nach zwei Partien zwei Siege. Und auch in der Bundesliga läuft es, die Bayern haben mit 20 Punkten aus den ersten acht Spielen den besten Saisonstart seit sieben Jahren hingelegt.
So nahm der FCB am Samstagabend auch die Hürde Mainz. Beim Schlusslicht hatte der Rekordmeister zwar durchaus seine Probleme, setzte sich am Ende aber mit 3:1 durch. Diesen Sieg haben die Gäste aber teuer bezahlt. Leon Goretzka zog sich eine Mittelhandfraktur zu, wurde bereits operiert. Der Nationalspieler wird vorerst ausfallen.
Damit zeichnet sich für die kommenden Partien einmal mehr ein Problem ab, welches diese Saison schon mehrfach Thema war: der dünn besetzte Kader. Bereits im Sommer hatte Tuchel immer wieder darauf hingewiesen, gerade mit Blick auf die Mittelfeldzentrale und die Abwehr weitere Verstärkungen gefordert. Vergebens.
Dass der Übungsleiter dies auch nach dem Schließen des Transferfensters regelmäßig kommentiert hat, stieß vor allem Uli Hoeneß übel auf. Das Bayern-Urgestein hatte gegenüber "sport.de" von "unklugen" Aussagen gesprochen, "weil ich nicht mein eigenes Team schlecht aussehen lasse, indem ich sage, wir sind zu dünn besetzt".
Im selben Zuge kündigte Hoeneß an, dass es bei den Bayern diesen Winter "die ganz große Transferoffensive mit Sicherheit nicht geben" werde. Diesbezüglich hat Tuchel nun ein Einsehen. "Wenn es der Oberboss sagt, dann stimmt das ja", erklärte der Cheftrainer im Rahmen des Auswärtsspiels in Mainz.
Eine kleine Anmerkung zur fehlenden Breite des Kaders konnte sich Tuchel indes aber auch nicht verkneifen: "Von der Qualität her sind wir voll überzeugt. Eine große Verletzungsepidemie können wir uns aber nicht erlauben." Eine Epidemie ist es zwar noch nicht, der Ausfall Goretzkas trifft den Coach aber dennoch.
Noch härter dürften ihn indes die Aussagen von Thomas Strunz getroffen haben. Bei "Sky90" nahm der frühere Bayern-Profi, von Giovanni Trapattoni in dessen legendärer "Flasche leer"-Wutrede einst selbst hart attackiert, Tuchel ins Visier.
"Es ist ein Thema, das intern zu besprechen ist und nicht nach jedem Spiel vor Fernsehkameras", kritisierte Strunz den wiederholten Fokus auf die Kaderbreite: "Das führt dazu, dass du dich als Spieler mit Dingen beschäftigst, die einfach unnötig sind."
Mit seinen kritischen Worten habe Tuchel "nichts anderes gesagt, als dass alle anderen im Verein, die für Transfers zuständig sind, ihren Job nicht gemacht hätten. Das ist Kritik an der Führung, an Kaderplanung, Umsetzung und wer alles dafür verantwortlich ist".
Für Strunz ist dies ein Unding. Trotz all der Probleme sei es Tuchels Aufgabe, "für eine gute Stimmung in der Kabine zu sorgen, weil alle drei Tage Topleistungen abgerufen werden müssen". Mit der anhaltenden Kritik des Trainers sei dies aber nicht möglich: "Wenn ich aber das Thema immer wieder bespiele, dann habe ich als Spieler vielleicht nur noch 95 Prozent Vertrauen in das, was der Trainer sagt."
Bis dato fahren die Bayern auch mit den fehlenden fünf Prozent noch ganz gut. Ob dies auch in den großen Spielen reicht, wird sich erst im Laufe der Rückrunde wirklich zeigen. Sofern die Probleme dann noch immer bestehen. Denn auch ohne große Transferoffensive kann der FCB im Winter nachlegen. Zumindest in der Theorie.