Der FC Bayern hat bekanntermaßen wahrlich kein Überangebot in der Defensive und dennoch fallen den Verantwortlichen partout nicht alle Spieler ein, die in der Verteidigung auflaufen könnten. FCB-Präsident Herbert Hainer hat einen vergessen, Trainer Thomas Tuchel auch.
"Wir haben sechs gelernte Defensivspieler für eine Viererkette", sagte Tuchel nach dem Ende des Transferfensters im Sommer. Zum Nachzählen: Dayot Upamecano, Matthijs de Ligt, Min-jae Kim, Noussair Mazraoui, Raphaël Guerreiro und Alphonso Davies. Und Bouna Sarr. Der aber wurde vom Bayern-Trainer prompt unterschlagen.
Bouna Sarr ist die Pointe des Treppenwitzes der bayerischen Personalpolitik. Anfang September zählte Herbert Hainer im "Doppelpass" die Optionen für die Rechtsverteidiger-Position auf, musste dabei an die Existenz von Bouna Sarr erinnert werden und fing an zu lachen. Und mit ihm die anwesenden Gäste und Zuschauer:innen.
Am Dienstag kam es dann aber zu einem Ereignis, das in seiner Häufigkeit in einer Reihe mit dem Auftreten einer totalen Mondfinsternis genannt werden muss: Bouna Sarr bekam Spielzeit.
Bei der Champions-League-Partie gegen Galatasaray Istanbul wurde der Senegalese in der 78. Minute eingewechselt. Wäre es im Stadion nicht so laut gewesen, man hätte den Hilfeschrei von Thomas Tuchel bis an den Tegernsee hören können. Dass Sarr nun tatsächlich bei den Bayern spielen darf – oder viel mehr muss – ist symptomatisch für die angespannte Kader-Situation der Bayern.
Entsprechend wabern bereits seit geraumer Zeit Namen umher, die der personellen Not in München Abhilfe schaffen könnten. So wurde zuletzt über eine Verpflichtung des früheren BVB-Profis Sokratis Papastathopoulos spekuliert. Wie das spanische Portal "ABC Sevilla" berichtet, wird daraus aber nichts.
Statt zum FC Bayern werde Sokratis demnach voraussichtlich zu Betis Sevilla wechseln. Der Innenverteidiger habe seine "exorbitant hohen" Forderungen gesenkt, weshalb nun erwartet wird, dass sich alle Parteien auf einen Wechsel einigen können.
Zuvor hatte "Sky" berichtet, Sokratis habe Betis Sevilla eine Absage erteilt, um sich weitere Optionen offenzuhalten. Vor allem auf einen Anruf aus München habe er gehofft. Allem Anschein nach haben sich die bayerischen Verantwortlichen nun aber doch gegen eine kurzfristige Verpflichtung entschieden.
In absehbarer Zeit dürfte sich die Personalsituation des FC Bayern allerdings nicht entspannen. Dayot Upamecano, Raphaël Guerreiro und Serge Gnabry und Leon Goretzka sind weiterhin verletzt, zudem kündigte Bayern-CEO "weitere Gespräche" mit Noussair Mazraoui an, dem einzigen Rechtsverteidiger im Kader. Außer natürlich, man zählt Bouna Sarr mit.