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Hertha BSC: Robert Kwasigroch will Nationaltorhüter Katars werden

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Robert Kwasigroch hat Hertha BSC in Richtung Katar verlassen.Bild: IMAGO images / Matthias Koch
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Wüste statt DFB-Team: Deutscher Youngster will Nationalspieler Katars werden

Es ist ein Wechsel, den so niemand hat kommen sehen: Youngster Robert Kwasigroch hat Hertha BSC in Richtung Katar verlassen. Dabei hat er nicht nur monetäre Motive.
14.08.2025, 14:0614.08.2025, 14:06
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Es gilt als offenes Geheimnis, wer Hertha BSC in diesem Sommer noch verlassen darf. Agustín Rogel ist ebenso ein Kandidat für einen Verkauf wie Bilal Hussein. Für beide Profis haben die Berliner bis dato aber vergebens nach einem Abnehmer gesucht.

Stattdessen verkündete Hertha am 7. August völlig überraschend, dass Torhüter Robert Kwasigroch den Klub mit sofortiger Wirkung verlässt. Mehr noch als der Abgang per se überraschte dabei aber das Ziel, denn der 21-Jährige hat sich dem katarischen Zweitligisten Al-Markhiya SC angeschlossen.

Für den Hauptstadtklub ist das ein lohnenswerter Deal: Die Berliner kassieren übereinstimmenden Medienberichten zufolge 300.000 Euro für einen Spieler, der auf seiner Position wohl nur dritte oder vierte Wahl gewesen wäre.

Und Kwasigroch? "Robert ist mit dem Wunsch auf uns zugekommen, dass er sich gern sportlich verändern möchte", ließ sich Herthas Sportdirektor Benjamin Weber in der Mitteilung zum Transfer zitieren. Der Torhüter selbst fasste sich dabei kurz: "Ich freue mich nun auf die neue Herausforderung."

Man tut dem 21-Jährigen wohl nicht Unrecht, wenn man behauptet: Es dürfte nicht nur um sportliche Aspekte gehen. Wenngleich Al-Markhiya SC lediglich in der zweiten katarischen Liga spielt, dürfte der Klub dennoch in der Lage sein, ein vernünftiges Gehalt zu bezahlen.

Kwasigroch will Nationaltorhüter in Katar werden

Das ist aber ganz offensichtlich nicht der einzige Anreiz, mit dem Katar gelockt hat. "Er kommt nicht als 'fertiger Profi' im Spätherbst seiner Karriere, sondern als ehrgeiziger 21-Jähriger mit klaren Ambitionen", sagte Ayman Dahmani, General Manager von Rogon. Die Spieleragentur berät den jungen Torhüter.

Mehr als die Floskel, die auf ganz allgemeine sportliche Ziele schließen lässt, sticht aber ein anderer Satz von Dahmani heraus. Demnach habe Kwasigroch die Ambition, "eines Tages Nationaltorhüter von Katar zu werden".

Nein, das ist kein Tippfehler. Der gebürtige Berliner, der nach aktuellem Stand ausschließlich den deutschen Pass besitzt, will in Zukunft nicht etwa für das DFB-Team spielen, sondern für Katar.

Katar statt DFB-Team: Regularien ermöglichen Wechsel

Grundsätzlich ist das möglich, aber an Bedingungen geknüpft. Die Fifa-Regularien sehen vor, dass Kwasigroch mindestens fünf Jahre am Stück in Katar gelebt haben muss, um für die Nationalmannschaft spielberechtigt zu sein. Das entspricht exakt seiner Vertragslaufzeit bei Al-Markhiya SC.

Das katarische Recht stellt indes eine weniger hohe Hürde dar: Sportler:innen können sogenannte Missionspässe erhalten. Dabei handelt es sich um befristete Dokumente, durch die Athlet:innen als eingebürgert gelten, zugleich aber die Staatsbürgerschaft ihres Herkunftslandes behalten. Bei besonderen Verdiensten kann ihr Status in Katar aufgewertet werden.

Kwasigroch ist nicht der einzige junge Torhüter in Katar

Das sportliche Ziel für Kwasigroch ist dabei laut seines Beraters klar. In Katar habe er "als deutscher Keeper mit den Tugenden, die er mitbringt, die Chance, zu einer absoluten Legende zu reifen". Ob nur auf Klubebene oder auch im Nationalteam, bleibt abzuwarten.

Beim Blick auf die Transferaktivitäten anderer katarischer Klubs in diesem Sommer fällt in jedem Fall auf, dass der deutsche Torhüter kein Einzelfall ist. Al-Bidda SC hat den 20-jährigen schwedischen Keeper Filip Sidklev gekauft, Muaither SC den 19-jährigen tunesischen Schlussmann Anas Khardani. Beide kosteten laut "Transfermarkt.de" ähnlich viel wie Kwasigroch.

Es ist also gut möglich, dass sich der Berliner in ferner Zukunft mit einem Schweden und einem Tunesier um einen Platz im katarischen Tor streiten wird.

Dass man sein eigenes Nationalteam derart mit externen Kräften anreichern kann, hat Katar in der Vergangenheit selbst schon vorgemacht. Bei der Handball-WM 2015 stürmte der Wüstenstaat mit nur vier gebürtigen Kataris bis ins Finale, scheiterte in diesem letztlich aber an Frankreich.

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