Es ist das bestimmende Thema des diesjährigen Deadline Days in Deutschland: der Blitz-Abgang von Robin Gosens bei Union Berlin. Für die Bundesliga-Partie gegen St. Pauli am Freitagabend war der Ex-Nationalspieler eigentlich für die Startelf vorgesehen, nur wenige Stunden vor dem Spiel wurde die Leihe von Gosens zum AC Florenz dann aber vollzogen.
Nachdem das Spiel gegen die Hamburger dank eines Treffers von Benedict Hollerbach knapp mit 1:0 gewonnen werden konnte, sprach Gosens' Teamkollege Rani Khedira mit Blick auf dessen Abgang von einer "Katastrophe" für das Team.
"Da sollten sich die schlauen Menschen mal Gedanken drüber machen, dass wir zwar Fußballspieler, aber auch Menschen sind", sagte Rani Khedira im Interview mit Dazn. Der Mittelfeldspieler berichtete, dass Gosens, der den Wechsel nach Italien zwar selbst wollte und forcierte, in dieser für die Mannschaft heiklen Gemengelage aber "fast schon mit Tränen in den Augen da stand und völlig aufgelöst war".
Am Samstag meldete sich Gosens dann selbst per Instagram zu Wort. Emotional schilderte er seine Perspektive auf die Situation.
"Wo fängt man an, wenn man gar nicht versuchen möchte, sich für irgendetwas zu rechtfertigen, gleichzeitig aber das Bedürfnis hat, etwas loszuwerden?", schrieb der 20-fache deutsche Nationalspieler einleitend. Dann führte er an seine Kritiker:innen im Lager der Union-Fans aus:
Der 30-Jährige war erst im vergangenen Jahr zu den Eisernen gewechselt. Als sich zuletzt die Wechselgerüchte um ihn gemehrt hatten, warfen ihm einige Anhänger:innen "Söldnertum" vor und kritisierten, er sei nur wegen der Champions League, in der Union in der Vorsaison angetreten ist, nach Berlin gewechselt.
Gosens erklärte in dem Statement aber, dass er mit Union vor allem gute Erinnerungen verbinde. Der letzte Spieltag der Vorsaison, als die Berliner entgegen vieler Erwartungen doch noch den Bundesliga-Klassenerhalt sicherten, sei für ihn "wohl das Emotionalste" gewesen, "das ich im Fußball bisher erleben durfte".
Obwohl die Saison anders verlaufen sei, als es sich viele gewünscht hätten, habe er trotzdem "immer die Wertschätzung von allen gespürt", betonte Gosens. In Richtung der Verantwortlichen bei Union schrieb er: "Danke, dass ihr mir meinen wohl größten Lebenstraum erfüllt habt – Bundesliga zu spielen."
In dem Beitrag heißt es von Gosens weiter, dass einen das Leben zu schwierigen Entscheidungen zwinge. "Den Verein zu verlassen – am letzten Tag des Transferfensters und noch dazu am Spieltag –, ist eine solche Entscheidung. Aber ich stehe hinter dieser Entscheidung. Die Gründe dafür zu nennen, würde nur in einer Rechtfertigung enden. Und das will ich nicht."
Florenz soll Medienberichten zufolge zwar eine Kaufoption für den ausgeliehenen Gosens besitzen, die Vereine machten dazu zunächst jedoch keine Angaben. Eine Rückkehr im kommenden Sommer ist also nicht gänzlich ausgeschlossen.
(mit Material von afp)