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Knapp 15 Jahre lang war der BVB stets eine Mannschaft, die sich über ihre offensive Qualität definiert hat. Weltklasse-Profis wie Robert Lewandowski, Ousmane Dembélé oder Erling Haaland prägten das Spiel von Borussia Dortmund, ragten als sportliche Galionsfiguren heraus.
In der Saison 2023/24 ist das anders, die Schwarz-Gelben haben nicht mehr diesen einen Ausnahmekönner, der ihnen regelmäßig drei Punkte bringt. Zumindest nicht in der Offensive. Im Tor weiß der BVB dafür aber einen der besten Schlussmänner der Bundesliga, wahrscheinlich sogar Europas: Gregor Kobel.
In praktisch jeder statistischen Disziplin ist der Schweizer Schlussmann ganz vorne mit dabei. Besonders deutlich wird sein Einfluss bei den "expected goals against", also den zu erwartenden Gegentoren gemessen an der Qualität der gegnerischen Torchancen. Demnach hat Kobel in der Bundesliga fast fünf Gegentore weniger kassiert, als zu erwarten waren.
"Gregor Kobel kann ohne jeden Zweifel schon jetzt als unser Spieler der Saison ausgezeichnet werden", schrieb Teamkollege Thomas Meunier bereits im November auf X, ehemals Twitter. Große Widersprüche gab es dabei nicht.
Obwohl es für den Schlussmann im Verein persönlich derart gut läuft, muss er sich in der Schweizer Nationalmannschaft doch mit einem Platz auf der Bank zufriedengeben. "Yann Sommer ist die Nummer eins und wird das auch bleiben. Er wird bei der EM im Tor stehen", erklärte Nationaltrainer Murat Yakin kürzlich gegenüber dem Sender "blue sport".
Dass sich der Coach derart früh und derart deutlich auf den Keeper von Inter Mailand festgelegt hat, sorgte gerade bei Dortmund-Fans für Unverständnis. Aber auch Philipp Degen, früherer BVB-Profi und heutiger Spielerberater von Kobel, passt die Entscheidung nicht.
Im Gespräch mit "Sky" fand er nun deutliche Worte. "Diese Entscheidung zu diesem Zeitpunkt setzt das Leistungsprinzip praktisch außer Kraft. Gregor ist einer der besten Keeper der Welt und man sagt ihm, dass seine Leistungen nicht relevant sind – das halte ich für ein ganz schlechtes Zeichen", schimpfte der Berater.
Dabei attackierte er speziell den Torwarttrainer der Schweizer Nationalmannschaft: "Vor allem vor dem Hintergrund, dass Patrick Foletti, von dem diese Entscheidung eigentlich kommt, da er für die Torhüter verantwortlich ist, zu Yann Sommer ein extrem enges Verhältnis hat, was auch von anderen Nati-Keepern schon mehrfach bemängelt wurde – das hinterlässt natürlich einen sehr, sehr faden Beigeschmack!"
Ob Degen seinem Klienten damit einen Gefallen getan hat, darf bezweifelt werden. Denn Nationaltrainer Yakin wird seine Entscheidung aufgrund eines aufgebrachten Beraters sicherlich nicht ändern. Vielmehr wird sich Kobel nun intern womöglich sogar etwas anhören müssen.
Zumal bei allem Unverständnis unter Kobel-Fans und -Vertrauten auch betont werden muss: Yann Sommer ist seit Jahren ein herausragender Rückhalt für die Schweiz, hat 87 Mal das Tor gehütet.
Das macht er auch bei seinem neuen Arbeitgeber auf einem extrem hohen Niveau. In 15 von 22 Partien hielt Sommer die Null und hat damit einen enorm großen Anteil an der aktuellen Tabellenführung in der Serie A sowie dem Überwintern in der Champions League.
