Es brodelt beim BVB. Am Freitagabend reichte es gegen den VfL Bochum gerade einmal für ein 1:1-Unentschieden. Es ist nicht das erste Mal in dieser Saison, dass die Dortmunder gegen einen Abstiegskandidaten nicht gewinnen können.
Besonders bitter ist dieser Stolperer für den BVB in seiner neuen Rolle als Gejagter im Bundesliga-Titelrennen.
Denn: Bereits am Sonntag könnte der sich zerlegende Rekordmeister gegen das wohl schlechteste Team der Liga, Hertha BSC, wieder die Tabellenführung übernehmen.
Dementsprechend groß ist die Wut beim BVB.
Und die entlud sich direkt beim Spiel. Der Buhmann: Schiedsrichter Sascha Stegemann. "Heute ist es nicht mit rechten Dingen zugegangen", wütete etwa der BVB-Sportdirektor Sebastian Kehl. Und nicht nur der.
Zurecht? Bei Manuel Gräfe klingelte anscheinend noch während des Spiels das Handy in Dauerschleife. Der wohl ehemals beste Schiri Deutschlands nahm das zum Anlass, um seine Einschätzung abzugeben. Und auch Stegemann erklärt die Situation.
Was die BVB-Wut auf die Spitze trieb? Die 65. Minute. Genauer gesagt, die Entscheidung des Schiri. Nach dem recht offenkundigen Foul durch Danilo Soares an BVB-Stürmer Karim Adeyemi entschied der auf Weiterspielen. Und das, obwohl der Defensivspieler bereits verwarnt worden war.
Diese Entscheidung sorgte nicht nur bei den BVB-Verantwortlichen und dem Team für Fassungslosigkeit. Auch Fans zeigten sich, gelinde ausgedrückt, verwundert. Ein Raunen ging durch das Stadion. Mehrmals wurde die VAR-Frage gestellt.
Und bei Ex-Schiri Manuel Gräfe? Der war während der zweifelhaften Szene gerade beim Abendessen. Sein Handy klingelte offenbar ununterbrochen.
Auf Twitter schrieb er am Freitagabend: "Wenn im Restaurant bei einem schönen Essen mit meiner Frau mein Handy dauerhaft vibriert, dann weiß ich, es ist wieder so weit!" Zur besagten Soares-Adeyemi-Szene fällte er im Anschluss ein klares Urteil: "Es fehlt entscheidend ein Strafstoß!"
Allerdings sei dafür nicht nur der Schiri verantwortlich: "Aber wenn man zuletzt in zwei Spielen ein Elfer schinden will, werden Schiedsrichter auch vorsichtiger." Damit bezieht er sich auf Adeyemi, der in den vergangenen Wochen mit plumpen Schwalben für Aufregung sorgte. Dazu schreibt er: "Das ist wohl die Ursache, da er auch hier wieder den Elfer ziehen will (Fuß aktiv raus), aber es ist halt auch einer (Anm. d. Red.: Elfmeter), weil der Bochumer noch ungeschickter agiert und tatsächlich trifft!"
Das Kernproblem sieht Gräfe aber in der Ansetzung an sich. Als Schiri müsse man zwar vorbereitet, aber unvoreingenommen sein.
Denn: Bereits beim Spiel der Dortmunder am vergangenen Samstag gegen Frankfurt war Stegemann Schiri. Er findet diese Ansetzung "verantwortungslos": "Es ist 'Murphys Law', dass ausgerechnet Adeyemi – damals Verursacher eines fehlenden Elfers nach seinem Schubser – nun keinen erhält."
Und: "Wenn zudem der Schiedsrichter aus NRW und der VAR aus Bayern kommt, schafft die Ansetzung unnötige Drucksituationen!"
Unterdessen hat der DFB in einem Statement vom Freitagnachmittag einen Fehler des Unparteiischen eingeräumt: "Er spielt den Ball nicht, trifft stattdessen ausschließlich den Gegner und bringt ihn zu Fall. Das ist ein Foul und somit ein Strafstoß, wie es auch die TV-Bilder belegen."
Am Freitagnachmittag äußerte sich schließlich auch Stegemann zu den Vorwürfen. Er sagte gegenüber der "Bild": "Nach Betrachten ist es ein Strafstoß in der Situation mit Adeyemi für den BVB. Ich hatte es auf dem Platz allerdings überhaupt nicht so gesehen."
Stegemann bedauerte, dass er die Szene nicht noch einmal in der Review-Area angeschaut hatte. Er betonte seinen Anspruch, alles direkt auf dem Platz richtig zu entscheiden und in Zusammenarbeit mit dem Video-Assistenten zu arbeiten. Außerdem sagte er:
Gegenüber Sky sprach er davon, dass es ihm "beschissen" damit gehe. Weiter sagte er: "Ich ärgere mich ungemein. (...) Es war eine sehr, sehr kurze Nacht, es geht mir nicht gut damit."