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Formel-E-Star Pascal Wehrlein: Darum macht die E-Series mehr Spaß als Formel 1

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Der deutsche Rennfahrer Pascal Wehrlein führt die Fahrer-Meisterschaft in der Formel E an. Bild: IMAGO/Andreas Beil
Interview

Formel-E-Star Pascal Wehrlein: Darum macht die E-Series mehr Spaß als Formel 1

28.04.2023, 12:02
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Geht es um große Namen im deutschen Motorsport, führt kein Weg an Pascal Wehrlein vorbei. Der 28-Jährige gewann 2015 die DTM, fuhr dann zwei Jahre Formel 1. Als Nico Rosberg 2016 bei Mercedes zurücktrat, galt Wehrlein als heißer Anwärter auf das Weltmeister-Cockpit.

Die Mercedes-Bosse entschieden jedoch anders, Valtteri Bottas bekam den Zuschlag. Doch Wehrlein ging seinen Weg: Seit 2019 fährt er in der Formel E, dem elektrischen Pendant zur Formel 1, wo er in der aktuellen Saison als Gesamtführender voll auf Titelkurs ist.

Mit watson hat der Porsche-Fahrer über den Reiz der Formel E gesprochen, seine Zukunftspläne und über den Formel-1-Einstieg seines früheren Arbeitgebers Audi.

watson: Porsche führt bei den Konstrukteuren, du bei den Fahrern – läuft bei euch also. Hast du das kommen sehen?

Pascal Wehrlein: Nicht, dass es so gut läuft. Auch weil man in der Offseason nie mit allen anderen Teams und Fahrern auf der Strecke ist und nicht weiß, wie die Entwicklung bei den anderen gelaufen ist. Wir haben jetzt den besten Saisonstart hingelegt seit Porsche in der Formel E ist und darüber bin ich mehr als happy. Aber das Jahr ist noch lang und wir wollen am Ende vorne sein. Es gibt noch viele Punkte zu holen.

22.04.2023, Berlin: Motorsport: Formel-E: Berlin E-Prix am Tempelhofer Feld, Rennen: Pascal Wehrlein vom Team Tag Heuer Porsche Formula E auf der Strecke. Foto: Fabian Sommer/dpa +++ dpa-Bildfunk +++
Pascal Wehrlein und Porsche gehören zu den Titelaspiranten in der Formel E. Bild: dpa / Fabian Sommer

Was ist aus deiner Sicht ausschlaggebend für den aktuellen Erfolg von Porsche?

Unsere Pace im Rennen. Wir haben einen großen Schritt nach vorne gemacht. Auch wenn wir nicht aus der ersten Reihe starten, haben wir es zum Beispiel in Riad geschafft, von Platz Neun auf Eins zu fahren. Das war in der Vergangenheit so nicht möglich.

Du hast ja auch eine Formel-1-Vergangenheit, bist 2016 und 2017 für Manor und Sauber gefahren. Was sind aus deiner Sicht die großen Unterschiede zwischen Formel 1 und Formel E?

Zuerst mal natürlich der Elektroantrieb, das Offensichtlichste. Aber auch die Strecken sind ganz anders. In der Formel E fahren wir viel längere Strecken, hauptsächlich Stadtkurse, auf denen weniger Platz für Fehler ist. In der Formel 1 gibt es immer öfter große, teilweise asphaltierte Auslaufzonen, die dir einen Abflug verzeihen.

Außerdem haben wir hier in der Formel E Einheitsautos, das heißt alle Fahrer haben die gleichen Chassis und damit auch die gleiche Aerodynamik. Es gibt nur bestimmte Bereiche, wo die Teams entwickeln dürfen. Dementsprechend sind auch die Unterschiede zwischen den Rundenzeiten viel geringer als in der Formel 1.

In der Formel E kann fast jeder gewinnen, das haben wir in den vergangenen Saisons gesehen. Vor zwei Jahren konnten vor dem letzten Rennwochenende noch 15 Fahrer die Meisterschaft gewinnen. Die Geschwindigkeit ist auch noch ein Unterschied, genauso der Abtrieb. Und dadurch, dass wir im Regen und im Trockenen die gleichen Reifen haben, sind wir permanent am Kämpfen mit den Autos. Es ist also kein Fahren an der Perlenschnur, sondern immer am Limit.

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Inwiefern kann sich die Formel 1 bei den Formel-E-Regeln etwas abschauen? Wären Einheitsautos zum Beispiel eine Idee, um die Formel 1 wieder spannend zu machen?

Was ich gut finde an der Formel E, ist, dass du als Fahrer hier noch einen echten Unterschied machen kannst. Dass du, selbst wenn du nicht im besten Auto sitzt, immer nach ganz vorne fahren kannst. In der Formel 1 ist das unmöglich. Ich bin ja selbst zwei Jahre dort gewesen.

Motorsports: FIA Formula One World Championship WM Weltmeisterschaft 2017, Grand Prix of Abu Dhabi, 5 Sebastian Vettel (GER, Scuderia Ferrari), 94 Pascal Wehrlein (GER, Sauber F1 Team), Abu Dhabi Unit ...
Pascal Wehrlein hat sich in der Formel 1 mit Top-Fahrern wie Sebastian Vettel gemessen. Bild: imago/HochZwei

Mein bestes Jahr war mein zweites mit Sauber, wir hatten damals den Vorjahresmotor. In Barcelona sind wir mit Platz sieben unser bestes Rennen gefahren. Wir hätten nichts besser machen können, aber mehr war einfach nicht drin. Auch wenn du im Qualifying eine Mega-Runde hinlegst, auf dieser Strecke aber Motorpower alles ist und dadurch 15 Fahrer vor dir stehen, dann gibt dir das einfach nicht diesen Kick, diese Genugtuung – selbst wenn du einen guten Job gemacht hast.

Und das ist eben der große Unterschied zur Formel E. Selbst als ich hier angefangen habe und für Mahindra gefahren bin, die damals wahrlich nicht das stärkste Paket hatten, bin ich zweimal auf Pole gefahren. Wenn du einen speziellen Job machst, kannst du hier auf dich aufmerksam machen.

So als Gesamtführender der Formel E – würdest du zusagen, wenn die F1 nochmal anklopfen würde?

Ich bin sehr happy, wo ich gerade bin. Ich fühle mich mit dem Team sehr wohl und auch die Rennserie macht mir viel Spaß. Aktuell genieße ich das Hier und Jetzt und es ist mein großes Ziel, mit Porsche weiter zu gewinnen. Aber natürlich gibt es in der Zukunft Dinge, die ich gerne noch ausprobieren möchte, andere Rennserien zum Beispiel.

Wie die zum Beispiel nochmal die Formel 1?

Im Moment ist mein Fokus ganz klar auf der Formel E. Ich bin selber Schwabe und für Porsche zu fahren ist eine Riesenbestätigung für mich. In den letzten drei Jahren sind wir hier im Team sehr zusammengewachsen und gemeinsam durch viele Ups and Downs gegangen. Jetzt endlich den verdienten Erfolg zu haben, ist einfach ein sehr gutes Gefühl.

Du willst dir also nicht in die Karten gucken lassen.

Ich würde gerne mal Le Mans fahren, das kann ich sagen. Und ich schaue auch gerne amerikanischen Motorsport wie Nascar oder Indycar. Ich probiere einfach gerne neue Dinge aus, also mal sehen.

Was war es, was dich an der Formel E gereizt hat? War es das Racing, war es die Nachhaltigkeit?

Als Fahrer schaut man immer, wo geht der Trend hin, wo wird das Interesse immer größer? In der Formel E sind damals viele Hersteller eingestiegen und haben Entwicklungspower mitgebracht. Außerdem komme ich aus dem Formelsport – auch wenn ich die DTM gewonnen habe – und deshalb ist mir die Entscheidung für die Formel E leicht gefallen.

In den vergangenen Jahren haben sich mit Audi, BMW und Mercedes drei große Teams aus der Formel E zurückgezogen. Mercedes fährt nach wie vor Formel 1, Audi steigt ab 2026 ein. Was ist das für ein Zeichen für die E-Series?

Für die Formel E ist es natürlich schade, dass diese Teams nicht mehr dabei sind. Im Motorsport ist es aber immer ein Kommen und Gehen. Jetzt sind Mercedes, BMW und Audi von Bord gegangen, dafür sind McLaren, Maserati und Cupra gekommen. Das ist also eine ganz normale Entwicklung – auch wenn sie aus deutscher Sicht natürlich schade ist.

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