Fast eine Woche ist der peinliche Deadline Day der Bayern nun her. Der Rekordmeister wollte seinem Trainer, Thomas Tuchel, am letzten Tag des Transfermarkts doch noch seinen Wunsch-Sechser mit João Palhinha verpflichten. Die Münchner wären bereit gewesen, 65 Millionen Euro zu zahlen, waren sich mit Fulham bereits einig.
Am Ende scheiterte der Deal daran, dass Fulham keinen Ersatz für den portugiesischen Nationalspieler finden konnte. Zum Ärger von Thomas Tuchel, der sich vor dem Spiel gegen Gladbach kritisch zur Kaderplanung beim TV-Sender "Sky" äußerte: "Der Kader ist ein bisschen dünn, ein bisschen wenig. Wir haben sechs gelernte Defensivspieler für eine Viererkette, das ist auf Kante genäht."
Es sind Aussagen wie diese, die den Bayern-Bossen laut "Sport Bild" nicht gefallen. Immer wieder hatte der 49-Jährige in der Transferphase gefordert, dass der Klub eine "Holding Six" verpflichten müsse. Laut dem Wochenmagazin ist die Vereinsführung davon "genervt". Die jüngsten Äußerungen bei Sky sollen sogar auf "totales Unverständnis" gestoßen sein und Tuchel treibe damit ein "gefährliches Spiel".
Demnach fordert die Vereinsführung, dass Tuchel sich nun auf seinen Trainer-Job konzentrieren, das Team entwickeln und weniger nörgeln solle. Besonders, weil Tuchel mit im "Ausschuss Sport" war und dadurch auch an der Kaderplanung beteiligt war.
Die Aussagen zur dünnen Kaderplanung sind allerdings nicht die einzigen, die die Bosse irritiert haben. Bereits bei der Suche nach einem Torhüter verwunderte Tuchel mit wechselnden Meinungen zu den möglichen Kandidaten. Demnach sei der Bayern-Trainer mit in der Verantwortung gewesen, dass mit Giorgi Mamardashvili, Bono, Kepa, Roberto Sánchez oder David Raya völlig unterschiedliche Kandidaten mit verschiedenen Spielstilen angefragt wurden.
Sein Verhalten im "Transfer-Ausschuss" sei deshalb als sehr "sprunghaft" beschrieben worden sein. Er soll immer wieder mit neuen Vorschlägen in die Sitzungen gekommen und erst zufrieden mit Daniel Peretz als Ersatz gewesen sein, als die Ärzte von einer schnellen Genesung von Manuel Neuer berichteten.
Dass sich Thomas Tuchel mit Klub-Bossen zofft, ist allerdings nichts Neues. Bereits zu seiner Dortmunder Zeit gab es Dissens mit BVB-Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke. Hauptsächlich soll es um die zeitnahe Ausführung des Champions-League-Spiels gegen Monaco im April 2017 gegangen sein.
Nachdem ein Anschlag auf den BVB-Bus verübt worden war, wurde das Heimspiel gegen die Franzosen um lediglich einen Tag verlegt. Die Spieler mussten traumatisiert spielen, verloren 2:3. Vorher soll es bei einer Mannschaftssitzung zu Tränen gekommen sein. Tuchel selbst sagte öffentlich: "Die Termine werden vorgegeben, und wir haben zu funktionieren."
Letztlich gewann der BVB mit Tuchel im Mai 2017 zwar den DFB-Pokal, der heutige Bayern-Trainer musste aber trotzdem aufgrund der Meinungsverschiedenheit gehen. Dass es diese gab, hatte Watzke bereits zu dieser Zeit in einem Interview mit der "WAZ" zugegeben.