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Es gab eine Zeit, da galt Thomas Tuchel eher als rauer Gesprächspartner. Einer, der nicht unbedingt für Späße zu haben ist. Als er Mainz 05 und den BVB trainiert hat, lag dies gewiss auch an Vorgänger Jürgen Klopp, der grundsätzlich anders auftritt und bei den Fans gewisse Erwartungen hinterlassen hatte.
Aber auch als Trainer des FC Bayern hatte der Tuchel schon Auftritte, die für seine Gegenüber nicht unbedingt angenehm waren. In der Hinrunde etwa präsentierte er sich rund um kritische Aussagen von Dietmar Hamann und Lothar Matthäus mehrfach scharfzüngig.
Ganz anders sah dies nun am Freitagabend aus. Seine Mannschaft hatte gerade mit 3:0 gegen die TSG Hoffenheim gewonnen und damit einen wunderbaren Start ins Jahr 2024 hingelegt. Die Bayern sind damit wieder auf einen Zähler an Tabellenführer Bayer Leverkusen herangerückt. Stars wie Jamal Musiala, Leroy Sané oder Manuel Neuer zeigten trotz der zurückliegenden Winterpause schon eine beeindruckende Form.
Kurzum: Tuchel hatte allen Grund zur Freude. Und das war ihm nach der Partie am Mikrofon von Dazn auch anzumerken. "Wir haben ein paar gute Dinge im Spiel gehabt. Wir hatten viele Balleroberungen in der gegnerischen Hälfte", stellte der Übungsleiter zufrieden fest.
Gleichwohl betonte er aber auch, nicht rundum zufrieden mit dem Auftritt gewesen zu sein: "Wir waren mal wieder nicht flüssig genug, konnten die Lust und die Energie aus der Trainingswoche nicht auf den Platz bringen. Wir hatten das Spiel lange im Griff, hätten es Mitte der zweiten Halbzeit aber beinahe aus der Hand gegeben."
Tuchel dachte dabei an die drei Großchancen, die Hoffenheim binnen kürzester Zeit hatte. Zweimal rettete Manuel Neuer, einmal die Latte. Die Gelegenheit von Andrej Kramarić, der allein vor Bayerns Schlussmann aufgetaucht war, analysierte der Trainer dabei knallhart. Konrad Laimer hätte einrücken müssen, Dayot Upamecano sei beim Vorrücken zu großes Risiko gegangen.
Um dem Gespräch wieder eine positive Wendung zu geben, merkte Experte Tim Borowski an, was ihm aufgefallen sei.
"Ich fand es in den ersten 30 Minuten richtig gut, was die Energie und das Gegenpressing anging", befand der frühere Nationalspieler.
An der Stelle grätschte Tuchel kichernd dazwischen: "Wir hatten auch genug Ballverluste fürs Gegenpressing." Auf den kurzen Lachanfall ließ der 50-Jährige eine sachliche Einordnung folgen. "Ja, danach war es gut."
Unter dem Strich war das Ergebnis "top, aber es gibt noch etwas zu machen", resümierte der Bayern-Coach. Das anstehende Trainingslager in Portugal bietet eine gute Gelegenheit dafür.
Ob Tuchels klarer Worte dürften die Spieler nicht allzu viel Zeit am Pool oder auf dem Golfplatz verbringen, vermutete Dazn-Moderator Alex Schlüter. Der sichtlich gut gelaunte Tuchel hakte direkt mit einem breiten Grinsen ein: "Auf gar keinen Fall, sie werden geknechtet."
Dazu wird dann auch Eric Dier zählen, den sein Trainer nach dem Portugal-Aufenthalt als "spielbereit" einschätzt. "Er ist total fit, das haben wir beim Leistungstest gesehen", lobte der 50-Jährige den körperlichen Zustand seines Neuzugangs.
Ob Tuchel sogar noch einen weiteren Neuen bekommt, ist indes offen: "Wir gucken noch, ob etwas bei einem zweikampfstarken Außenverteidiger geht. Wenn etwas geht, werden wir etwas machen. Wenn nicht, dann ist es so, wie es jetzt ist."
Bei Dazn war der Übungsleiter damit durch, Feierabend hatte er aber noch nicht. So sprach er anschließend auch noch mit Archie Rhind-Tutt, Reporter für "ESPN". Der Engländer ist bekannt für knallige Outfits, gerade seine Jacken fallen immer wieder auf. In München präsentierte er sich am Freitag aber in einem ungewohnt schlichten Oberteil.
"Was ist das? Das ist unmöglich! Ich verteidige deinen Stil immer, aber das? Nein", witzelte Tuchel. Das gehöre eher unter eine Jacke, ergänzte er grinsend. Dem Bayern-Trainer ging es in dem Moment wohl ähnlich wie den englischsprachigen Zuschauenden: Ihm fehlte bei Rhind-Tutt eine bunte Jacke. Eines aber ließ er dem Journalisten bei seiner überraschenden Jackenwahl: "Sie ist sehr weich."
