Nach dem Spiel zwischen dem BVB und dem FC Bayern wurde vor allem über Jamal Musiala und Harry Kane geredet. Der DFB-Star hatte für den Tabellenführer den späten 1:1-Ausgleich besorgt, der englische Stürmer wiederum musste schon während der ersten Halbzeit verletzt vom Feld.
Mit Jamie Gittens ist in der Nachbetrachtung daher ein Mann durchaus zu kurz gekommen, der beinahe der Held des Abends gewesen wäre. Der Youngster war es schließlich, der Borussia Dortmund in der ersten Halbzeit mit einer starken Einzelaktion in Führung gebracht hatte.
Mit einer einfachen Körpertäuschung ließ er Konrad Laimer auf Höhe der Mittellinie stehen, danach zündete er den Turbo, war für den Österreicher nicht mehr zu halten. Und auch kein anderer Bayern-Profi kam an ihn heran, sodass er Manuel Neuer mit einem satten Schuss aus spitzem Winkel letztlich überwinden konnte.
Dieser gewaltvolle wie präzise Abschluss brachte Gittens sogar Lob aus dem gegnerischen Lager ein. "Er macht es herausragend über den Kopf von Manuel", sagte Max Eberl im "Aktuellen Sportstudio".
Wettbewerbsübergreifend steht der 20-Jährige in 19 Spielen bereits bei acht Toren und vier Vorlagen für den BVB. Lars Ricken lobte daher auch die grundsätzliche Entwicklung des Engländers: "Er hat sich zum absoluten Unterschiedsspieler entwickelt mit seinen Toren, mit seinen Vorlagen. Aber auch mit seiner Widerstandsfähigkeit."
Gittens selbst sprach nach der Partie bei US-Sender Espn über seine Leistung, speziell über den Führungstreffer. "Ich habe Neuer gesehen. Er ist sehr groß und ich wollte ihm den Ball nur über die Schulter schießen. Das habe ich gemacht", berichtete er stolz.
Derartige Abschlüsse, auch mit dem schwächeren linken Fuß, übe er regelmäßig im Training. In dem steht ihm dann aber nicht Neuer, der fünffache Welttorhüter, gegenüber. Vor dem hat er sichtlich Respekt: "Natürlich, ich bin noch jung. Ich habe ihn früher auf FIFA oder im Fernsehen gesehen. Aber jetzt gewöhne ich mich langsam daran."
Bei diesem Neuer-Spruch von Gittens musste auch Thomas Hitzlsperger, der als TV-Experte für Espn im Einsatz war, lachen. Der frühere Nationalspieler merkte in Richtung des Dortmunders grinsend an: "Ich glaube, jetzt fürchten sie dich."
Das Fürchten will Gittens in der kommenden Woche auch Borussia Mönchengladbach lehren, wenn die Dortmunder endlich ihre Bundesliga-Auswärtsbilanz aufbessern wollen. In den bisherigen fünf Partien setzte es vier Niederlagen, nur in Bremen holte der BVB ein Remis. In Mönchengladbach soll der erste Dreier her.