Am 1. Februar hat sich das Transferfenster für deutsche Vereine zwar geschlossen, Werder Bremen hat seither trotzdem noch zwei Neuzugänge verkündet. Am Montag teilte der Bundesligist mit, dass Marco Grüll im kommenden Sommer von Rapid Wien kommt. Am Dienstag informierte der SVW über die sofortige Rückkehr von Lennart Johanns.
Der 18-Jährige spielte von 2018 bis 2021 bereits im Nachwuchs der Bremer, wechselte von dort zu RB Leipzig. Aus Sachsen kehrt er nun zurück, der Mittelfeldspieler soll künftig in der grün-weißen U19 agieren.
Was auf den ersten Blick eine harmlose Transferbewegung im Nachwuchsbereich zu sein scheint, ist tatsächlich eine durchaus brisante Meldung. Denn der 18-Jährige wurde bei RB Leipzig im Januar gemeinsam mit einem Mitspieler aufgrund von rassistischen Äußerungen freigestellt.
"Die beiden haben sich nachweislich über Mitspieler rassistisch geäußert und damit in höchstem Maße unsportlich und inakzeptabel verhalten. Nach Bekanntwerden der Vorfälle hat die sportliche Leitung ihnen die Freistellung unmittelbar mitgeteilt", teilten die Sachsen gegenüber dem "Sid" mit, ohne dabei die Identität der Beteiligten preiszugeben.
Werder Bremen bestätigte bei der Verpflichtung von Johanns nun, dass dieser in die Vorfälle bei RB verwickelt war. "Wir haben den Fall sehr intensiv geprüft, sowohl intern als auch extern. Wir haben uns mit den Kollegen aus Leipzig ausgetauscht", wird Björn Schierenbeck, Leiter des Leistungszentrums, in der Bremer Mitteilung zitiert.
Aus den Gesprächen sei hervorgegangen, dass es sich zwar um "eine klare Grenzüberschreitung" handelt, Johanns sich "aber sonst während der zweieinhalb Jahre in Leipzig nichts hat zu Schulden kommen lassen". Zudem habe man zwischen 2018 und 2021 positive Erfahrungen mit dem Nachwuchsspieler gemacht.
Werder wollte sich aber nicht allein darauf verlassen, habe demnach "intensive Gespräche unter anderem auch mit unserer Abteilung Fankultur und Antidiskriminierung" geführt. Dabei habe man sich auf eine Rückholaktion verständigt: "Wir haben uns entschieden, ihn in unsere U19 aufzunehmen und ihm eine zweite Chance zu geben. Allerdings sind daran auch Bedingungen für ihn geknüpft, die er erfüllen muss."
Johanns soll sich aktiv in sozialen Projekten engagieren und zudem selbst ein Projekt entwickeln. Jermaine Greene, der Antidiskriminierungsbeauftragte von Werder Bremen, ging bezüglich der Maßnahmen weiter ins Detail:
Während U19-Trainer Cedric Makiadi seine Bereitschaft ankündigte, "Lennart in unsere Mannschaft aufzunehmen", reagierten viele Fans des Traditionsklubs anders. "Muss das sein?", fragte ein User auf X, ehemals Twitter.
Ein anderer schrieb enttäuscht: "Find ich gar nicht gut so jemanden zu verpflichten, egal ob er vielleicht ein guter Spieler ist. Wer nachweislich jemanden rassistisch beleidigt aufgrund der Hautfarbe steht nicht zu den Werten von Werder Bremen."
Ob der klaren Bedingungen, die Johanns zu erfüllen hat, finden sich aber auch verständnisvolle Aussagen. "Wenn er dadurch moralisch wächst und sein Verhalten und Empfinden ändert, war es eine gute Maßnahme", schrieb ein User, forderte aber zugleich: "Falls nicht, muss er hochkant wieder rausfliegen."
Der 18-Jährige selbst meldete sich in der Mitteilung Werder Bremens ebenfalls zu Wort: "Ich habe in Leipzig einen großen Fehler gemacht, den ich aufrichtig bereue. Ich will bei Werder auf und neben dem Platz alles dafür tun, um meine Chance zu nutzen." Es sind Worte, an denen der Youngster gemessen werden wird.