Der Videoschiedsrichter und die Fußball-Bundesliga: ein Zusammenspiel, das seit seiner Einführung zur Saison 2017/18 noch immer mehr Diskussionen entfacht, als für klare Entscheidungen zu sorgen.
Allein während der gestrigen Samstag-Spiele in der Fußball-Bundesliga gab es zwei strittige Szenen, die bei Beobachter:innen und Expert:innen für fragende Gesichter gesorgt haben.
Bei den Sky-Experten Didi Hamann und Erik Meijer herrschte hingegen schon keine Ratlosigkeit mehr, sondern Wut über den Videoschiedsrichter (VAR). Beide redeten sich während der Highlightsendung "Alle Spiele, alle Tore" komplett in Rage.
Für besondere Aufregung sorgte die Rote Karte für Wolfsburgs Patrick Wimmer. Er hatte den Ball in der eigenen Hälfte verloren und konnte Augsburgs Kevin Mbabu nur mit einem Foul kurz vor dem Strafraum stoppen. Schiedsrichter Timo Gerach entschied auf Notbremse und zeigte Wimmer die Rote Karte, obwohl zwei Wolfsburger-Spieler noch in der Nähe der Situation waren.
Auch für Alex Feuerherdt, Leiter Kommunikation und Medienarbeit der DFB-Schiri GmbH, war es eine Rote Karte, "die man geben kann."
Zudem erklärte er die Gedanken von Videoschiedsrichter Felix Brych, warum er in dieser Szene nicht eingegriffen hat: "Er hat gesagt: 'Aus meiner Sicht ist eine Gelbe Karte die bessere Entscheidung, aber eine Rote Karte ist nicht glasklar falsch, weil ich ohne das Foul nicht ausschließen kann, dass er zwei Schritte macht und dann auf das Tor schießt und eine offensichtliche Chance hat." Er unterstreicht dabei nochmal, dass der Videoassistent bei klaren Fehlentscheidungen eingreift, "aber nicht zur besseren Entscheidung von zwei irgendwo möglichen beiträgt."
Eine Einschätzung, mit der Sky-Experte und Ex-Bundesliga-Stürmer Erik Meijer gar nichts anfangen kann. "Hier fehlt mir jeder normale Verstand", sagte der Niederländer. Augsburgs Mbabu hätte in dieser Szene eine achtprozentige Chance gehabt, ein Tor zu erzielen, meint er. Und weiter: "Acht Prozent für eine Rote Karte? Hör mir auf! Das ist nicht mehr Fußball. Geh in die Halle und spiel da."
Außerdem führte das 1:0 von Union Berlin im Heimspiel gegen Werder Bremen zu heftigen Diskussionen. Dort stand Unions Alex Kral im Moment des Schusses von Yorbe Vertessen genau vor Torhüter Michael Zetterer in Abseitsposition. Schiedsrichter Daniel Schlager begründete im Nachhinein bei Sky, dass der Torhüter freie Sicht auf den Schuss hatte und den Ball sowieso nicht gehalten hätte, weil er auf dem Weg in die andere Ecke war.
Feuerherdt könne das Unverständnis nachvollziehen, dennoch folgt er der Argumentation von Schiedsrichter Schlager.
Nach dieser Szene redete sich dann auch Sky-Experte Didi Haman in Rage. Der Bremer Torhüter hätte sich nur auf den Weg in die andere Ecke machen müssen, weil der Union-Spieler einen halben Meter vor ihm stand. Dann holte er aus:
Die faktische Entscheidung Abseits würde dann zu einer subjektiven Entscheidung werden. Hamann forderte, dass sich die Schiedsrichter viel mehr mit den Spielern und Trainern austauschen sollen. Dem widersprach Feuerherdt und sorgte für noch mehr Wut beim Sky-Experten.
"Also in Zukunft entscheidet der Videoassistent, ob der Ball gehalten werden kann, oder nicht?", fragte Hamann. Feuerherdt blieb jedoch dabei, dass keine Fehleinschätzung vorlag.