Es war einer der Überraschungswechsel in diesem Wintertransferfenster: João Cancelo schließt sich völlig unerwartet dem FC Bayern München bis zum Saisonende an. Der Spieler, der für Manchester City und Pep Guardiola so lange als unverzichtbar galt.
Logisch also, dass kurz nach der Transfer-Ankündigung allerlei Gerüchte über ein Zerwürfnis zwischen dem Portugiesen und Guardiola publik wurden. Cancelo selbst möchte davon allerdings nichts wissen.
"Meine Entscheidung hat nur damit zu tun, dass ich wenig Spielanteile hatte in den letzten Wochen", erklärte der 28-Jährige bei seiner Vorstellung am Dienstag in München. "Man hat darüber spekuliert, dass meine Beziehung zu meinem Trainer Pep Guardiola nicht die beste war. Aber tatsächlich war es nur so, dass ich wieder mehr spielen wollte. Jetzt habe ich diese Möglichkeit bekommen."
Wie "The Athletic" berichtet, soll das allerdings nicht der einzige Grund gewesen sein.
Angefangen nach der Weltmeisterschaft in Katar soll der Außenverteidiger durch mehrere Aktionen negativ in Manchester aufgefallen sein. Dabei hat es dem Vernehmen nach kein einzelnes, großes Ereignis gegeben. Viel mehr soll sein allgemeines Verhaltensmuster zum Problem geworden sein.
Unter Berufung auf eine anonyme Quelle berichtet "The Athetic", dass João Cancelo teilweise "wie ein Vulkan" gewesen sei. Wenn er nicht genug Einsatzzeit bekam, habe er sich unverhältnismäßig trotzig gezeigt. So wollte er bereits nach wenigen Monaten in Manchester wechseln, entschied sich letztlich aber doch zu bleiben.
Nachdem der Außenverteidiger beim FA-Cup-Spiel gegen Arsenal London erneut mit einer negativen Reaktion auf seine wiederholte Nicht-Nominierung für die Startelf aufgefallen sei, war für City-Trainer Pep Guardiola der Bogen offenbar dermaßen überspannt, dass sich Cancelo und er darauf einigten, einen Wechsel zu forcieren. Es war das dritte Spiel infolge, bei dem er auf der Bank saß.
Ähnliche Verhaltensweisen sollen sich auch in der portugiesischen Nationalmannschaft bei der WM in Katar – und nach dem Restart der Premier League auch bei Manchester City ereignet haben.
Beim letztjährigen englischen Meister soll Cancelo in taktischen Besprechungen unkonzentriert gewirkt haben. Zudem habe er wohl Anweisungen im Training und Spiel nicht umgesetzt und nach Auswechslungen demonstrativ unzufrieden reagiert.
Der Abgang von Cancelo bedeutet für die Skyblues allerdings auch, dass man auf der defensiven Außenbahn nun nur noch wenige Optionen zur Verfügung hat. Mit dem etatmäßigen Innenverteidiger Nathan Aké und dem aus der City-Jugend stammenden Rico Lewis hofft man in Manchester allerdings, diese Lücke links hinten schließen zu können.
Dass sich João Cancelo nach dem Leih-Ende im Sommer wieder dem Premier-League-Klub anschließen wird, ist angesichts der Art und Weise des Abgangs höchst unwahrscheinlich.
Der Portugiese hielt sich bei seiner Pressekonferenz am Dienstag noch bedeckt. "Wir müssen schauen, was die fünf Monate bringen, ich will mit einem klaren Kopf hier sein, es geht erst einmal um eine Leihe. Wir werden dann am Ende der Saison noch einmal darüber reden. Ich bin aber noch bei Manchester City unter Vertrag."
Bayern München hat die Option, den Außenverteidiger für die festgelegte Ablösesumme von 70 Millionen Euro zu verpflichten. Davon dürften die Bayern-Offiziellen jedoch nur Gebrauch machen, wenn Cancelo an der Säbener Straße nicht durch ähnliche Verhaltensweise auffällt.