Den EM-Titel konnte die deutsche Nationalmannschaft zwar nicht gewinnen, dafür aber die Herzen der Fans. Nach Jahren der glattgebügelten Marketing-Versuche des DFB-Teams (mit gleichzeitiger sportlicher Talfahrt) konnte das Team von Julian Nagelsmann vor allem eins: begeistern.
Das liegt nicht nur an dem frischen Wind, der mit der Spielweise des neuen Bundestrainers Einzug hielt, sondern auch an der unbedarften Lockerheit, die die einzelnen Profis während des Turniers an den Tag legten. Ob Joshua Kimmich, der liebevoll seinen Bonsai pflegt, David Raum, der mit seiner Oma telefoniert oder Florian Wirtz – der einfach Florian Wirtz ist.
Das Unternehmen Netzschreier hat das Follower-Wachstum aller EM-Teilnehmer aus Bundesliga und 2. Liga untersucht und kam zu dem Ergebnis: Keiner hat auf Instagram so sehr zugelegt wie der 21-jährige Profi von Bayer Leverkusen. Knapp 660.060 zusätzliche Anhänger:innen folgten Wirtz im Laufe der Europameisterschaft.
Wollte man einen Startschuss für den astronomischen popkulturellen Aufstiegs von Florian Wirtz festlegen, wäre es der 24. März dieses Jahres. Der DFB veröffentlichte auf Tiktok ein Video, in dem der 21-Jährige verschiedene Kartoffelgerichte nach seinen Präferenzen hierarchisieren sollte.
Nach kurzer Überlegung – und zur Überraschung aller – legte sich Wirtz fest: "Normale Kartoffeln … ich würd' sogar sagen, auf die 1." Das Video ging viral und der offensive Mittelfeldspieler war von fortan unzertrennlich mit dem Nachtschattengewächs verbunden. Wenn man seinen Namen googelt, ist "Kartoffel" der erste Vorschlag, der die Suchanfrage ergänzt.
Er selbst hätte auf den Hype darum aber verzichten können, meinte Wirtz – und kann die Begeisterung noch nicht einmal verstehen. "Unterhaltsam finde ich es nicht", sagte der 21-jährige Offensivspieler. "Vor allem die Leute, die mich kennen, und ich, wir verstehen gar nicht, warum das so durch die Decke gegangen ist."
Er glaube, sagte Wirtz, "die Leute haben sich so ein bisschen darüber lustig gemacht, wie ich das gesagt habe". Aber es sei "nichts Schlimmes", er stehe dazu und "mag trotzdem gerne Kartoffeln".
Zwar bereue er das Video nicht, fügte der 21-Jährige hinzu, nachdem ihm auch beim Trainingslager von Bayer Leverkusen in Donaueschingen etliche Leute mit der Referenz behelligt haben, "aber wenn ich die ganze Zeit von links und rechts damit zugerufen werde, versuche ich einfach, das zu ignorieren. Weil irgendwann ist man dann auch an einem Punkt, wo es nicht mehr so witzig ist".