DFB-Schiedsrichter Deniz Aytekin erklärt BVB-Star Mats Hummels eine seiner Entscheidungen.Bild: Imago Images / Kirchner-Media
Bundesliga
218 Bundesliga-Spiele, 98 Mal in der zweiten Liga, 30 Länderspiele und 54 Mal bei internationalen Wettbewerben. Was nach einer Bilanz eines überdurchschnittlichen Profis aussieht, ist die Statistik von Bundesliga-Schiedsrichter Deniz Aytekin.
Seit nun 15 Jahren pfeift der gebürtige Nürnberger in der höchsten deutschen Liga, wurde 2019 und 2022 vom DFB als Schiedsrichter der Saison ausgezeichnet. In den rund 400 Partien auf aller höchstem Niveau hat er deshalb einiges an Erfahrung gesammelt, worüber er nun spricht.
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Im Podcast "Copa TS" von ZDF-Moderator Tommi Schmitt war der 45-jährige Schiri zu Gast, dabei ging es nicht ausschließlich um knifflige Entscheidungen, die Aytekin während seiner Karriere treffen musste, sondern auch um den Alltag als Schiedsrichter. So sollte er den normalen Wochenablauf eines Schiedsrichters schildern, der internationale Spiele pfeift.
Da Aytekin von 2012 bis 2022 auch in der Champions und der Europa League und Länderspiele pfiff, sei diese Zeit sehr anstrengend gewesen. "So richtig zu arbeiten ist sehr, sehr schwierig und Zeit mit der Familie und Freunden ist fast ausgeschlossen", steigt er ein. Die folgende Schilderung zeigt, wie sehr eine Woche dann vom Fußball und den Reisen zu den Spielorten geprägt ist.
Schiedsrichter Deniz Aytekin berichtet von Reisestress
Bei einer internationalen Woche, an dem er vorher am Samstag in der Bundesliga aktiv gewesen ist, sei er Sonntag am Mittag heimgekommen. "Am Montag geht es weiter zur Champions League, wo du noch eine Einheit am Abend vor Ort hast. Dienstag in der Nacht kommst du völlig übermüdet um 2 Uhr nach dem Spiel und den Analysen ins Hotel und fliegst am Mittwoch nachhause", erklärt Aytekin.
In der Folge hätte er nur den Donnerstag wirklich im eigenen Zuhause gehabt, weil es Freitag oft schon wieder zum nächsten Bundesliga-Spiel gegangen wäre. Abschließend sagt er, dass der Reisestress von außen oft sehr unterschätzt werde. "Dir fehlen dann schon ein paar Prozent in letzter Konsequenz für die Spiele, die dann am Wochenende kommen", schließt Aytekin.
Podcast-Host Tommi Schmitt fragt Aytekin aber auch nach dessen Vorbereitung auf die einzelnen Partien. Der deutsche Top-Schiedsrichter beschreibt dann die Nutzung von Scouting-Tools dafür. "Ich kann mir jeden Eckball der letzten 15 Jahre von Borussia Mönchengladbach anschauen, aber auch jeden Einwurf oder die taktische Ausrichtung", beschreibt er die Möglichkeiten der deutschen Schiris.
Gerade zu wissen, wie eine Mannschaft spielt, wenn sie den Ball erobert, gehöre mittlerweile zum Basis-Wissen eines Schiedsrichters. "Es geht bei uns sehr stark um dieses Umschaltspiel", fängt Aytekin an und ergänzt: "Beim heutigen Hochgeschwindigkeitsfußball schlägt der Ball ja fünf oder sechs Sekunden nach einem Ballverlust auf der anderen Seite im Tor ein. Deswegen musst du die nächste Aktion der Spieler antizipieren können."
Um das sicherzustellen sei eine genaue Vorbereitung auf die Teams enorm wichtig. Um aber auch den Umschaltaktionen auf dem Platz körperlich folgen zu können, erklärt Aytekin den Hörer:innen, dass er pro Woche "zwischen 50 und 60" Kilometern joggen würde, um am Wochenende fit zu sein und sein Leistung abrufen zu können.
Aytekin wurde aber auch auf den Smalltalk zwischen Spielern und Schiedsrichtern angesprochen und gefragt, mit welchen Profis man auf dem Platz am besten flachsen könnte. Tommi Schmitts Tipp: Thomas Müller oder Mats Hummels. "Also der Christoph Kramer ist immer für einen guten Spruch bereit. Er hat so ein Gespür für den Schiedsrichter", bringt Aytekin den Gladbacher und DFB-Star ins Gespräch. "Man kennt sich über die Jahre, aber es sind ganz viele Spieler, mit denen man Spaß haben kann."
Wie viele Jahre bei Aytekin noch dazukommen, ist aktuell offen. Der 45-Jährige hätte nach den alten DFB-Regelungen noch knapp zwei Jahre gehabt. Bis zuletzt galt eine Altersgrenze von 47 Jahren. Der ehemalige Schiedsrichter Manuel Gräfe war dagegen gerichtlich vorgegangen und hatte vor dem Landgericht Frankfurt/Main recht bekommen. Nun gilt die Grenze lediglich als Orientierung, nicht aber als strenge Vorgabe. Aytekin könnte daher zumindest der Bundesliga und seinen Stars länger erhalten bleiben.
Es war mal wieder ein elektrisierender Abend, den Eintracht Frankfurt am Sonntag gegen den FC Bayern produziert hat. Im Duell mit den Münchenern sahen die Hessen zwar lange Zeit nur wenig vom Ball, ihre wenigen Chancen nutzten sie dann aber eiskalt.