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Eintracht Frankfurt: Neue Gewalt-Vorwürfe gegen die Polizei nach Ausschreitungen

25.11.2023, Hessen, Frankfurt/Main: Fu
Beim Spiel gegen den VfB Stuttgart versuchten Frankfurter Fans, ihren Block zu verlassen.Bild: dpa / Arne Dedert
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Eintracht Frankfurt: Neue Gewalt-Vorwürfe gegen die Polizei nach Ausschreitungen

21.12.2023, 18:30
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Fußball kann eine ganz wunderbare Sache sein, einzigartige Emotionen wecken und die Gefühlslage für ganze Wochen prägen. Fans von Eintracht Frankfurt machten am Mittwochabend diese Erfahrung. Gegen Borussia Mönchengladbach lief ihre Mannschaft zwar lange Zeit ohne Aussicht auf Erfolg an, in den Schlussminuten überschlugen sich dann aber die Ereignisse.

In der 88. Minute flog Gladbach-Verteidiger Maximilian Wöber mit Gelb-Rot vom Platz, in der zweiten Minute der Nachspielzeit glich Aurelio Buta dann zum 1:1-Ausgleich für die SGE aus. Damit war aber noch nicht Schluss, denn fünf Minuten später drückte Robin Koch den Ball beim letzten Angriff der Partie zum 2:1-Siegtreffer für die Frankfurter über die Linie.

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Auf dem Rasen, aber auch auf den Rängen herrschte komplette Ekstase. Die SGE drehte ein schon verloren geglaubtes Spiel, kletterte in der Bundesliga-Tabelle auf den sechsten Rang und brachte die erste Saisonhälfte damit zu einem versöhnlichen Ende.

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Die Frankfurter feiern Robin Kochs (m.) Siegtreffer.Bild: IMAGO / HMB-Media

Wechselt man die Perspektive, wird hingegen schnell deutlich, wie grausam der Sport auch sein kann. Die Borussen verpassten den gelungenen Jahresabschluss und überwintern nun auf dem zwölften anstatt auf dem neunten Rang.

Eintracht Frankfurt: Ausschreitungen beim Spiel gegen den VfB Stuttgart

So schmerzlich die sportliche Enttäuschung aus Sicht der Fohlen auch sein mag: Verglichen mit dem, was Frankfurter Zuschauer:innen Ende November gegen den VfB Stuttgart ertragen mussten, glich es einem entspannten Abendprogramm.

Als die SGE am 25. November die Schwaben zu Gast hatten, kam es am Block 40, wo die Frankfurter Ultras sitzen, zu schweren Ausschreitungen. Diese zogen zahlreiche Verletzte aufseiten der Polizei, aber auch unter den Stadionbesucher:innen nach sich. Ein Bericht von "hr-sport" zeichnet dabei nun gerade beim Vorgehen der Beamt:innen ein erschütterndes Bild der Gewalt.

Auslöser sei eine Einlasskontrolle an Block 40 gewesen. Ein Mitarbeiter des Sicherheitsdienstes, der in Zivil unterwegs war, habe einen Fan ohne Ticket festgehalten. Er soll von anderen Fans attackiert worden sein, woraufhin er die Leitstelle des Stadions informiert habe und aus dem Block gedrängt worden sei.

"Als das Gerangel losging, kamen wir nicht mehr weg. Wir wurden von Polizisten sofort mit Pfefferspray angegriffen, ohne an der Situation beteiligt gewesen zu sein."
Anonymer Fan

Bezüglich dessen, was sich in der Folge abgespielt hatte, hat das Fanhilfe-Netzwerk "Der 13. Mann" zum Anfertigen von Zeugenaussagen aufgerufen. Insgesamt 237 schriftliche Ausführungen sind so zusammengekommen, "hr-sport" konnte diese nun anonymisiert einsehen und auswerten.

"Es gab einen kleinen Tumult vor dem 40er. Dieser hatte sich recht schnell aufgelöst. Ein paar Minuten später haben sich vor dem Block so viele Polizisten versammelt, wie ich es noch nie bei einem Heimspiel gesehen habe", berichtet ein Fan. Die Lage eskalierte in der Folge.

Frankfurt-Fans berichten von schockierendem Polizei-Einsatz

Die Fans hätten demnach Eisenstangen, Klotüren und eine mobile Grillstation geworfen, die Polizei Schlagstöcke sowie Pfefferspray eingesetzt. Und zwar "wahllos", wie übereinstimmend geschildert wird. "Als das Gerangel losging, kamen wir nicht mehr weg. Wir wurden von Polizisten sofort mit Pfefferspray angegriffen, ohne an der Situation beteiligt gewesen zu sein", schildert ein Fan seine Eindrücke.

Auch friedliche Fans seien mit dem Schlagstock attackiert worden, als die Beamten vermummten Personen hinterherrannten. Ein wiederkehrender Kritikpunkt sind dabei die ausbleibenden Durchsagen der Polizei. Weder der Einsatz von Reizgas noch des Schlagstocks sei demnach angekündigt worden, sondern einfach erfolgt.

"Die Versorgung der Verletzten wurde trotz mehrfachem Bitten nicht gestattet. Als wir uns als ausgebildete Rettungssanitäter zu erkennen gaben, bekamen wir Pfefferspray", ergänzt ein anderer Fan eine erschütternde Beobachtung. Der Einsatz des Gases habe letztlich zu "totalem Chaos" geführt.

Und das nicht nur vor den Blöcken. Durch den massiven Einsatz zogen Schwaden auch in die Treppenhäuser und von dort in die Blöcke. Augenreizungen und akute Atemnot sei so auch bei Anhänger:innen auf den Tribünen die Folge gewesen. "Kinder im Block haben etwas abbekommen. Frauen und Jugendlich haben geweint und hatte Atemprobleme", berichtet ein Fan.

"Ich weiß nicht, ob ich nochmal ins Stadion gehen möchte. Bisher war der Block ein sicherer Bereich."
Anonymer Fan

Unruhe habe sich breitgemacht, viele wollten die Szenerie logischerweise schnell verlassen. Die Polizei aber habe an allen Ausgängen das Verlassen des Blocks verhindert, verschlimmerte die Lage somit weiterhin.

"Ich war mit meinem 8-jährigen Sohn in der Fankurve. Als die Gas-Wolke in den Block strömte, wollte ich so schnell wie möglich raus. Doch die Polizei hatte die Ausgänge versperrt und mein Sohn bekam eine Panik-Attacke", erinnert sich ein Fan an die schrecklichen Zustände.

Polizei-Gewalt sorgt für Vertrauensverlust bei den Fans

Das Auftreten der Polizei hat bundesweit nicht nur für Erschütterung gesorgt, sondern bei den Beteiligten auch massive Vertrauensprobleme geweckt. "Ich weiß nicht, ob ich nochmal ins Stadion gehen möchte. Bisher war der Block ein sicherer Bereich", lautes das Fazit eines Fans.

Ein anderer Anhänger berichtet davon, seine Freundin das erste Mal mit ins Stadion gebracht zu haben: "Sie hatte während der kompletten ersten Halbzeit Angst, dass die Polizei noch in den Block kommen könnte. Sie hatte bislang ein sehr positives Bild von der Polizei."

Es dürfte sich nach diesen schrecklichen Ereignissen vom 25. November im Deutsche Bank Park geändert haben. Die Polizei hat mit ihrem Auftreten viel Vertrauen verloren und dürfte in den kommenden Monaten unter noch kritischerer Beobachtung stehen.

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