Nach mehreren Bankplätzen ist Thomas Müller beim FC Bayern wieder wichtig, das hat er beim 6:0-Sieg gegen den FC Schalke 04 am Samstag eindrucksvoll unter Beweis gestellt. Zuvor hatte Nagelsmann-Nachfolger Thomas Tuchel mit seinen Entscheidungen für Verwunderung gesorgt, als Müller in mehreren Spielen nicht in der Startelf stand.
Nun gibt es eine Ansage von ganz oben. Und Fußballexperten machen Druck auf Tuchel. Sie sind überzeugt: Müller gehört von Anfang an auf den Platz.
Dafür sprechen zumindest auch die Zahlen: Unter Tuchel fielen 18 von 19 Toren dann, als Müller auf dem Platz stand. Und in den 325 Minuten, als er auf der Bank saß? Da fiel ein Tor für die Bayern. Ein Hinweis darauf, dass der Weltmeister von 2014 einen positiven Einfluss auf die gesamte Mannschaft hat.
Für Präsident Herbert Hainer ist die Sache jedenfalls klar: Er machte nach der Gala gegen Schalke eine klare Startelf-Ansage an Tuchel: "Das 1:0 war wie ein Dosenöffner. Da sieht man, dass der Thomas unverzichtbar ist."
In die gleiche Kerbe schlägt Rekordnationalspieler Lothar Matthäus: "Für mich gehört Thomas Müller nicht nur aufgrund der Form, sondern auch aufgrund seiner Persönlichkeit von Anfang an in diese Mannschaft", sagte er in der TV-Sendung Sky90.
Der frühere Bayern-Kapitän sieht in Müller das meiste Potenzial, die Mannschaft erfolgreich zu führen. Geht es nach ihm, könnten Joshua Kimmich, Serge Gnabry oder Kingsley Coman dies aktuell nicht. "Die sind mit sich selbst beschäftigt. Deswegen würde bei mir Müller immer spielen", sagte er.
Er positioniert sich aus diesem Grund klar gegen die Tuchel-Entscheidung: Für ihn sei es "fast unerklärlich, dass Thomas Tuchel nicht häufiger auf ihn gesetzt hat". Denn der 33-Jährige bringe "vieles von dem", was die Münchner "in den letzten Wochen bis vor dem gestrigen Spiel vermisst haben", sagte er am Sonntag.
Im Hinspiel des Champions-League-Viertelfinales bei Manchester City hatte Tuchel auf Müller etwa verzichtet. Er wollte einen schnelleren Konterspieler auf dem Platz haben. Keine gute Entscheidung, wie Matthäus findet:
Geht es nach Matthäus, fühlen sich die Bayern-Profis mit Müller auf dem Platz außerdem sicherer: "Alle Bayern-Spieler freuen sich, wenn Thomas Müller auf dem Rasen ist." Auch gegenüber der "Bild" machte er klar, dass Müller deshalb "absolut gesetzt" sei und es keinen Grund gebe, die Mannschaft zu ändern.
Ähnlich sieht es Ex-Profi und TV-Experte Dietmar Hamann, der sich mit deutlichen Worten zur Müller-Frage gegenüber der "Bild" äußerte:
Dass der Bayern-Coach sich beim nächsten Spiel gegen den RB Leipzig am Samstag wieder gegen Müller entscheidet, ist unwahrscheinlich. Schließlich hat Präsident Herbert Hainer mehr als deutlich gemacht, dass Müller für ihn "unverzichtbar" ist. Was Tuchel davon hält? "Wenn der Präsident das sagt, dann widerspricht der Trainer nicht."
Die Causa Müller gab Spekulationen um einen möglichen Abgang des Fußballers beim FC Bayern Auftrieb. Er denke über einen Wechsel nach, berichtete "Bild" Mitte vergangener Woche.
Doch Müller selbst nahm diesen Gerüchten bereits Wind aus den Segeln. Er sagte: "Wir haben uns über die Situation des Vereins und meine Situation unterhalten. Die ist eigentlich nicht so dramatisch, wie sie vielleicht gemacht wurde." Über einen Abschied nachzudenken, habe "gar keinen Platz". Er sagt dazu: "Wir sind im Meisterschaftskampf, mein Herz ist roter als rot."