Totenstille am Niederrhein: Borussia Mönchengladbach steckt tief in der Krise. In den ersten drei Bundesliga-Spielen holte die Elf von Gerardo Seoane nur einen mageren Punkt, im Pokal quälte man sich gegen einen Oberligisten zu einem knappen Sieg – und nun folgte am Sonntag eine 0:4-Niederlage gegen Werder Bremen.
Nach dem Debakel sprach Sportchef Roland Virkus von "tiefer Enttäuschung" und vermied ein klares Bekenntnis zu Trainer Gerardo Seoane.
"Ich kann diese Frage jetzt nicht zufriedenstellend beantworten. Nach so einer Niederlage überwiegt das Emotionale. Wir müssen jetzt aber ganz rational analysieren, wie wir da herauskommen", erklärte Virkus der "Bild".
Für viele Beobachter:innen klang das wie ein erster Schritt auf dem Weg zur Trennung. Denn sonst war der Geschäftsführer dafür bekannt, sich immer klar hinter seinen Trainer zu positionieren.
Dennoch ist die Haltung nachvollziehbar: Nach drei Spieltagen steht Borussia mit einem einzigen Punkt und einer Tordifferenz von 0:5 da – so miserabel war die Ausgangslage in den vergangenen 58 Jahren nur ein einziges Mal.
Im vergangenen Jahr war bei einer möglichen Entlassung Co-Trainer Eugen Polanski als Übergangslösung vorgesehen. Langfristig wird sich Gladbach aber nach einem anderen Trainer umsehen.
Denkbar wären Namen wie Urs Fischer, der Ex-Union-Trainer ist seit knapp zwei Jahren ohne Job und wird immer wieder mit Bundesliga-Clubs in Verbindung gebracht – auch mit Gladbach, wie im Herbst 2024 übereinstimmend berichtet wurde.
Edin Terzić könnte theoretisch ebenfalls eine Option sein: Der Ex-Dortmund-Trainer hat zwar einen TV-Job bei RTL angenommen, erklärte aber kürzlich, dass er sich eine Rückkehr auf die Trainerbank vorstellen kann.
Die Rückkehr von Marco Rose hingegen gilt als eher unwahrscheinlich – sein Abschied aus Gladbach verlief damals unschön. Weitere verfügbare Trainer wären Ralph Hasenhüttl (zuletzt bei VfL Wolfsburg), Ex-Hoffenheim-Trainer Pellegrino Matarazzo oder Bo Svensson (ehemals Mainz 05).
Insgesamt steht aber nicht nur Trainer Seoane steht in der Kritik – auch Sportchef Roland Virkus gerät immer stärker ins Visier.
Seit der Verpflichtung des Schweizers 2023 gab es kaum Phasen, in denen sich die Borussia spürbar weiterentwickelt hat. Stattdessen blieb die Mannschaft über weite Strecken im grauen Mittelmaß stecken, inzwischen droht sogar der Abstiegskampf. Trotzdem hielt Virkus lange an Seoane fest – vielleicht zu lange.
Noch ist abzuwarten, ob Borussia die Reißleine zieht. Am Montagmorgen stand Seoane zwar noch auf dem Trainingsplatz, doch dem Vernehmen nach dürfte Gladbach bald die Trennung vollziehen.