Es war der Moment, in dem Nick Woltemade die Debatte über seine Ablöse vorerst zum Verstummen brachte. Mit einem wuchtigen Kopfball in der 29. Minute erzielte der 23-Jährige beim 1:0-Sieg über die Wolverhampton Wanderers seinen ersten Treffer für Newcastle United.
Auf den Rängen im St. James' Park hallten Jubelgesänge, die Fans erfanden prompt eine eigene Melodie für den neuen Stürmer: "Woltemade, Woltemade, ole, ole, ole."
Und auch der Klub feierte auf X seine "big Nick energy" – gemeint war sein Auftreten voller Selbstbewusstsein, ein bisschen nonchalant, ein bisschen wie das von einem Mann mit großem Penis, "big dick energy" eben.
"Ich mag es. In Deutschland ist die Fan-Kultur anders. Hier seinen eigenen Song zu bekommen, ist wirklich schön", sagte er nach dem Spiel über die Standing Ovations. Auch Trainer Eddie Howe lobte den Einstand.
"Brillant erzielt", befand er über das Tor, und fügte hinzu: "Er war sehr stark, ich war sehr zufrieden mit ihm." Beeindruckt zeigte sich Howe zudem von der Geschwindigkeit, mit der der Angreifer die Vorgaben umgesetzt hatte.
Nach nur zwei Trainingseinheiten habe Woltemade verstanden, wie er ins Pressing eingebunden werden solle. "Das ist immer schwierig. Er hat viele Informationen aufgenommen an den Tagen davor."
Trotz der Lorbeeren gab es eine Sache, die Woltemade unzufrieden stimmte. "Ich musste eine Rede halten", berichtete er nach dem Spiel.
"Die Rede hat mir nicht gefallen, weil ich müde vom Spiel war und mein Englisch nicht mehr so gut." Was er in der Kabine sagte, daran erinnerte er sich später nicht mehr im Detail.
"Ich habe auf jeden Fall gesagt, dass ich glücklich bin, hier zu sein. Und ich habe Jacob nochmal für die Flanke gedankt." Das Fazit des Abends: Ein perfektes Debüt mit einem kleinen Makel, den er sich selbst attestierte.
Dass Woltemades Transfer in Deutschland wie in England diskutiert wurde, lag nicht nur an der Höhe der Ablöse, sondern auch an seinem Ruf. Zu groß die Frage, ob ein Spieler, der bisher vor allem beim VfB Stuttgart und der U21 überzeugte, tatsächlich 90 Millionen Euro wert sei.
"Ein bisschen" habe er den Druck gespürt, räumte er ein. Doch auf dem Platz wollte er diese Gedanken ausblenden und sich allein auf das Spiel konzentrieren.
Es gelang ihm – und er reihte sich mit seinem Treffer gleich in eine illustre Gesellschaft ein.
Laut Datenanbieter Opta ist er erst der dritte deutsche Spieler, dem bei seinem Premier-League-Debüt ein Tor gelang. Vor ihm hatten das nur Jürgen Klinsmann und İlkay Gündoğan geschafft.