Für Rainer Calmund kann sich am Sonntag ein Lebenstraum erfüllen. Der 75-Jährige war mehrere Jahrzehnte lang Hauptverantwortlicher der Fußballabteilung von Bayer Leverkusen und hat maßgeblich an dem Aufstieg des Vereins mitgewirkt. Eine Meisterschaft konnte er allerdings nie gewinnen, am Sonntag ist sie nun zum Greifen nah. Gratulieren möchte Calmund aber noch nicht.
"Ich spreche erst von der Meisterschaft, wenn es rechnerisch perfekt ist. Vorher nicht", sagte der ehemalige Manager im Gespräch mit dem "SID". "Das hat natürlich auch mit meiner Vergangenheit zu tun. Das spielt sich automatisch ab, da habe ich Respekt. Ich habe so viele Vize-Meisterschaften erlebt, das geht nicht aus dem Kopf. Deswegen mache ich das nicht."
Am Sonntag war Rainer Calmund in der Sport1-Talkshow "Doppelpass" zu Gast – bevor er sich dann von München aus auf den Weg zur Partie seiner Leverkusener gegen Werder Bremen macht. Er freue sich auch, in der Sendung zu sein, erklärte Calmund darin, auch deswegen habe er die Strapazen auf sich genommen. Und konnte sich auch eine kleine Spitze gegen einen der anwesenden Gäste nicht verkneifen.
Mit Blick in die Runde, in der der Augsburger Sportdirektor Marinko Jurendić, der frühere Schalke- und Bochum-Trainer Thomas Reis sowie der Moderator Markus Kavka anwesend waren, zeigte Calmund auf den letzten im Bunde, Stefan Effenberg, nach Calmunds Dafürhalten: "Ekelpaket und Superstar". Eine Bemerkung, die vom Publikum und den Anwesenden mit schallendem Gelächter quittiert wurde.
Der vermutliche Grund für die Beleidigung wurde im Anschluss ersichtlich: Es wurden Ausschnitte aus der Partie zwischen Bayer Leverkusen und Unterhaching gezeigt, bei der die Werkself am letzten Spieltag der Saison 1999/2000 durch eine Niederlage noch überraschend die Meisterschaft verspielt hatte. Rainer Calmund wurde gefragt, was ihm heute dabei durch den Kopf gehe.
Der holte allerdings erstmal zu einer Anekdote aus und erzählte, mit Blick auf Stefan Effenberg, wie er damals Michael Ballack von Kaiserslautern zu Leverkusen geholt habe. Bayern München, wo Effenberg seinerzeit gespielt hatte, sei damals auch an einer Verpflichtung von Ballack interessiert gewesen. Und Calmund habe deswegen zu Ballack gesagt: "Dem Effenberg kannst du dort nur die Tasche tragen. Bei uns spielst du."
Bei dem Spiel gegen Unterhaching im Jahr 2000, Calmund kam schließlich auf die Frage zurück, hätten ihre zwei "Weltstars" schlechte Leistungen gezeigt. "Emerson, die brasilianische Granate, spielt, als hätte er Schlaftabletten genommen. Ich dachte, es wäre der Bruder gekommen. Und der Ballack rundete das ab. Nicht nur, dass er auch schwach war, sondern er machte auch ein Eigentor."
Weil der FC Bayern im Parallelspiel mit 3:1 gegen Werder Bremen gewinnen konnte, wurden die Münchner wider Erwarten doch noch Meister. Und mit ihnen Stefan Effenberg. Ein Umstand, der Calmund offenbar noch immer aufregt.