Gladbach-Krise spitzt sich zu: Youngster teilt aus und spricht von "Ego"-Problem
Nach dem verdienten Auswärtspunkt in Leverkusen und dem Debüt von Trainer Eugen Polanski erhoffte sich so mancher Gladbach-Fan, die Durststrecke der blutleeren Auftritte unter Gerardo Seoane endlich überwunden zu haben. Mit ein wenig Euphorie ging man deshalb in das erste Heimspiel mit dem neuen Coach.
Doch was dann passierte, wird wohl alle Anhänger:innen noch länger verfolgen: Die Gladbacher gingen gegen Eintracht Frankfurt vor heimischer Kulisse bereits in der ersten Halbzeit sang- und klanglos mit 0:5 unter. Am Ende zeigte die Anzeigetafel des Borussia-Parks immerhin ein 4:6.
Nun steht man nach fünf Spieltagen auf dem letzten Tabellenplatz mit der schlechtesten Tordifferenz. Saisonübergreifend konnte man zwölf Spiele nicht gewinnen. Damit wurde der Negativrekord aus dem Jahr 2006 eingestellt – damals stieg die Borussia ab.
Die absolute Krise ist damit nicht mehr wegzudiskutieren. Im zweiten Spiel war unter Nagelsmann-Schüler Eugen Polanski keine echte Stabilität zu erkennen. Die Defensive wirkt weiter löchrig, das Mittelfeld ohne Plan und der Angriff zu harmlos – bis die Frankfurter Defensive mit Fehlern zum Toreschießen einlud.
Gladbach: Fans fordern Abgang von Roland Virkus
Auch Sportchef Roland Virkus gerät zunehmend in die Schusslinie. Auf den Rängen hallten schon während der ersten Halbzeit laute "Virkus raus!“-Rufe durch den Borussia-Park.
Viele Fans werfen ihm vor, den Kader falsch zusammengestellt und zu lange an Gerardo Seoane festgehalten zu haben. Die Geduld am Niederrhein scheint aufgebraucht und damit wächst der Druck, schnell sichtbare Lösungen zu präsentieren.
Eine Kurzschlussreaktion im Traineramt fordert derweil kaum jemand. Auch Virkus sagte im Nachgang des Spiels gegen Frankfurt: "Wir wollen Eugen nicht nach zwei Spielen bewerten. Er braucht Zeit, die Mannschaft kennenzulernen".
Gladbach-Youngster Joe Scally mit klaren Worten
Deutlicher wurde da schon Außenverteidiger Joe Scally, der nach dem Spiel gegenüber dem englischsprachigen Bundesliga-Channel abrechnete.
"Wir haben zu viele Egos in unserem Team. Wir machen unsere Arbeit nicht. Wir denken, dass wir mehr können, als wir wirklich können. Das muss aufhören. Wir müssen als Team spielen und unsere Rolle erfüllen. Wenn man seine eins-gegen-eins-Duelle nicht verliert, gewinnt man das Spiel auch", wetterte der US-Nationalspieler laut dem Portal "Gladbach live".
der 22 Jahre alte Jungspieler Scally bemängelte demnach besonders die Einstellung seiner Teamkameraden:
Borussia-Kapitän Tim Kleindienst äußert sich zu Abstiegs-Szenario
Auch Tim Kleindienst, der verletzte Top-Stürmer und Kapitän der Borussia, meldete sich am Sonntag im "Sport Bild"-Format "Stimmt oder Stuss" zu Wort. Auf die provokante These, ob er mit Gladbach in die 2. Liga gehen würde, reagierte er ehrlich: "Wahrscheinlich eher Stuss. Wenn du davon ausgehst, dass du weiter in der Nationalmannschaft spielen möchtest, dann fällt das mit der 2. Liga komplett heraus."
Gleichzeitig betonte er aber: "Natürlich steigen wir nicht ab. Die Qualität im Kader und die Größe des Vereins sind zu groß, um am Ende auf einem der letzten drei Plätze zu landen."
Trotz der klaren Worte von Scally und der kämpferischen Ansage von Kleindienst bleibt die Situation in Gladbach brandgefährlich. Mit null Siegen und der schlechtesten Abwehr der Liga droht der Borussia der totale Absturz, wenn nicht schnell eine Trendwende gelingt.
Für Eugen Polanski und sein Team wird es in den den kommenden Spielen ungemütlich. Werden nicht bald die ersten Siege eingefahren, steht nicht weniger als die Saison auf dem Spiel.