Borussia Dortmund war schon in der Zeit unter Edin Terzić für viele Außenstehende ein einziges Rätsel, so oft wechselten sich Topleistungen und desaströse Auftritte ab. Im Sommer trennten sich die Wege, unter Nuri Şahin sollte alles besser werden, der BVB endlich mehr Konstanz bekommen.
Das erste Zwischenfazit im Herbst fällt dahingehend ernüchternd aus. Bei der Borussia hat sich zwar auf der Trainerbank, innerhalb des Kaders sowie in der Führungsetage viel getan, auf dem Platz aber zeigen die Schwarz-Gelben noch immer die altbekannten Probleme.
Spielten sich die BVB-Stars unter der Woche in der Champions League noch regelrecht in einen Rausch, überrollten den schottischen Meister Celtic Glasgow dabei mit 7:1, folgte in der Bundesliga am Samstag ein katastrophaler Auftritt.
Bei Union Berlin begingen die Dortmunder gerade im ersten Durchgang Fehler um Fehler, lieferten den erwartungsgemäß körperbetont auftretenden Köpenickern kaum Widerstand. Die logische Konsequenz war ein 0:2-Rückstand nach 45 Minuten, der sich in der zweiten Halbzeit nicht mehr geradebiegen ließ.
Der BVB ging mit 1:2 als Verlierer vom Feld, hat nach drei Bundesliga-Auswärtsspielen noch keinen einzigen Sieg eingefahren und steht mit zehn Zählern aus den ersten sechs Partien auf dem siebten Rang. Es ist ein enttäuschender Saisonstart, der zugleich im krassen Gegensatz zur Königsklasse steht, in der Dortmund nach zwei Partien von der Tabellenspitze grüßen.
"Vor der Saison haben wir gesagt, dass der BVB sehr stark eingekauft hat. Wir haben gesagt, dass er eine sehr starke Achse hat", grübelte Stefan Effenberg im "Doppelpass" auf Sport1, warum es in Dortmund dennoch schon wieder nicht rundläuft.
"Kobel, Anton, Schlotterbeck, Süle, Can, Groß, Guirassy", nannte er dabei als zentrale Spieler. "Da habe ich gedacht, dass das Stabilität ist." Die genannten Profis spielen allerdings gar nicht immer: "Süle durfte am Anfang spielen, Can ist mal drin, mal raus, Sabitzer ebenso."
Guirassy fehlte zu Saisonbeginn zudem verletzungsbedingt, oftmals aber rotierte Sahin aus freien Stücken. Effenberg erkennt darin ein Problem:
In der Konsequenz ist für den TV-Experten auch klar, dass der Trainer seiner Mannschaft damit keinen Gefallen tut. "Sahin trägt mit seinen permanenten Wechseln eine Mitschuld daran, dass der BVB in der Bundesliga nicht stabil ist", erklärte Effenberg.
Steffen Freund, ebenfalls Ex-Profi sowie TV-Experte, wollte seinem ehemaligen Nationalmannschaftskollegen nicht widersprechen. "Ich kann Effe nicht direkt in den Rücken fallen, das machen wir erst später", sagte er lachend.
Mit ernsterer Miene führte Freund aus, "auf den Punkt" bei Effenbergs zu sein. "Bis du die Achse hast, das dauert wirklich ein wenig Zeit", verwies er zudem auf die vielen Veränderungen innerhalb des Vereins im zurückliegenden Sommer. Das häufige Rotieren hilft da folglich nicht.
Der TV-Experte betonte aber auch, dass Borussia Dortmund in den Vorjahren schon über dieselben Probleme geklagt hat. Alles könne also nicht auf Şahin zurückgeführt werden, es kann aber auf ihn zurückfallen: "Diese Unruhe hast du in großen Traditionsvereinen schnell, die ist immer gefährlich für den Trainer."