Als nur noch wenige Sekunden im Champions-League-Finale zu spielen waren, standen Edin Terzić und Carlo Ancelotti bereits zusammen. Der BVB-Trainer wird seinem Gegenüber von Real Madrid da bereits zu dessen insgesamt siebten Erfolg in der Champions League und dessen Vorgänger-Wettbewerb als Trainer und Spieler gratuliert haben.
Am Ende besiegte Madrid die Borussia mit 2:0. Lange hielten die Dortmunder dagegen und waren sogar die bessere Mannschaft, was die Enttäuschung noch größer machen sollte. Dennoch behielt besonders Terzić die Größe auch in der Niederlage. Auf der Pressekonferenz gratulierte er, noch bevor er eine Antwort auf die erste Frage gab, erneut Ancelotti und seiner Mannschaft.
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Doch dieses sportlich ehrenhafte Verhalten legte nicht jeder der Final-Akteure an den Tag. Zumindest gab es heftige Diskussionen um das Verhalten von Final-Torschütze Vinícius Júnior.
Der Brasilianer hatte in der ersten Hälfte schon völlig übermotiviert BVB-Torhüter Gregor Kobel umgegrätscht und dafür Gelb gesehen. Gerade Mal fünf Minuten später folgte der nächste Aufreger. Nach einem Zweikampf mit Dortmunds Mats Hummels hob der 23-Jährige ab, rollte sich theatralisch weiter. Der slowenische Schiedsrichter Slavko Vinčić entschied auf Freistoß für Real Madrid. Eine Fehlentscheidung, weil es gar keinen Kontakt zwischen Vini Júnior und Hummels gab.
Das ordnete auch Star-Trainer José Mourinho ein. Der Portugiese erklärte bei TNT-Sports: "Das ist ohne Zweifel eine Schwalbe. Dafür muss es Gelb geben. Und Vinicius weiß, welche Konsequenzen ihm drohen." Die Konsequenz, auf die Mourinho anspielt: ein Platzverweis.
Der Brasilianer hätte sich demnach nicht beschweren können, wenn er schon in der ersten Hälfte des Feldes verwiesen worden wäre. Stattdessen spielte er 90 Minuten durch und entschied die Partie mit seinem Treffer zum 2:0 in der 83. Minute.
Auf der Pressekonferenz nach dem Spiel wurde Terzić darauf angesprochen, wie er dazu stehe, dass Vinícius Júnior eigentlich gar nicht mehr auf dem Platz hätte stehen dürfen. Der 41-Jährige hielt sich diplomatisch zurück, sagte zunächst, dass er die entsprechenden Szenen noch nicht erneut im TV sehen konnte.
Danach ging er auf die generelle Spielführung des Unparteiischen ein: "Ehrlicherweise fand ich es nicht verhältnismäßig, wofür wir dann Gelb bekommen haben. In so einem Spiel, bei dem so viel auf dem Spiel steht, dass man dann bei einer kleinen Geste zum Schiedsrichter sofort mit einer Gelben Karte ahndet und dann auf so einer Schlüsselposition in der Innenverteidigung."
Terzić spielt hier auf die Reaktion auf Vini Júniors Schwalbe an. Völlig fassungslos war Nico Schlotterbeck auf Schiedsrichter Vinčić zugegangen, hatte wohl zu emotional protestiert und im Anschluss die Gelbe Karte gesehen.
Seine Antwort schloss der BVB-Trainer mit einem Lob an den brasilianischen Nationalspieler ab: "Ich glaube, dass Vini Júnior ein unglaublicher Spieler ist. Das hat man heute wieder gesehen." Vielsagender ist aber ein Satz, den er dann noch nachschiebt: "... und die Szenen und die Schiedsrichter-Entscheidungen möchte ich dann nicht kommentieren."
Mehr und offenere Kritik gab es allerdings auf X. Autorin Marie von den Benken gratulierte beispielsweise Real Madrid zum Titel, schrieb allerdings auch: "Vinícius Jr. ist allerdings der mit Abstand unangenehmste Charakter aller Profifußballer in Europa. Hätte ich nicht für möglich gehalten, dass jemand so ehrloses in einem Mannschaftssport so weit kommen kann."