Aktuelle Themen
Das Saarland, das kleinste der Flächenländer in Deutschland, am Mittwochabend war es für einen Moment mal ganz groß. Zuerst kegelte der Regionalligist FC 08 Homburg bereits am Dienstag den Zweitligisten Greuther Fürth aus dem DFB-Pokal. Nur 24 Stunden später folgte der nächste saarländische Zwergenaufstand gegen die bayerischen Platzhirsche.
Das Nonplusultra im deutschen Fußball, der FC Bayern München, musste sich beim drittklassigen 1. FC Saarbrücken geschlagen geben. Das bundesdeutsche Gelächter war groß, die Münchner Gesichter lang. Am lautesten aber lachte die Saarbrücker Anhängerschaft.
Als Bayern-Trainer Thomas Tuchel nach dem Abpfiff in der ARD mit der Quadratur des Kreises versuchte, das Unerklärliche zu erklären, tummelten sich die Fans der Heimmannschaft bereits im Hintergrund. Wobei sich einer etwas zu sehr von der eigenen Euphorie hat mitreißen lassen.
Als Tuchel soeben im Begriff war, Esther Sedlaczek und Bastian Schweinsteiger, zu sagen, dass er dem Gegner gratuliere und man selbst "auf der falschen Seite der Pokalsensationen" sei, nahm das ein Saarbrücker Sympathisant zum Anlass, den Bayern-Trainer kurzerhand ebenfalls zum Fan deklarieren zu wollen.
Für den Bruchteil einer Sekunde platzte er in das ARD-Interview und legte Tuchel einen Saarbrücken-Schal über die Schulter. Der Gedankengang des Schelms lässt sich in der Übertragung deutlich ablesen: ein kurzer Blick auf Tuchel, die entblößte Schulter im Visier.
Dann: vom ausgetüftelten Plan sichtlich beeindruckt, ein entschlossener Schritt nach vorn, Schal überstreifen, von dannen ziehen. Zwar waren im Hintergrund einige gelbbewesteten Sicherheitspersonen zu sehen, die es allem Anschein nach nicht für nötig hielten zu intervenieren, oder aber schlicht von der blitzschnellen Präzision des Enfant terrible überrumpelt wurden.
Tuchel selbst reagierte nicht oder wollte bewusst nicht reagieren, Esther Sedlaczek hingegen deutlich. Mit einem scharfen Blick quittierte sie die Aktion des Störenfrieds, der nach getaner Arbeit wieder in der Masse unterging. Im Anschluss moderierte sie aber unbeeindruckt weiter.
Was die Probleme der Bayern in den ersten 60 Minuten gewesen seien, fragte Sedlaczek anschließend, Schwung und Druck wären schließlich erst nach den Wechseln gekommen. Tuchel stimmte zu und antwortete: "Wir haben Probleme gehabt, uns an die aggressive Spielweise anzupassen und haben Probleme gehabt, den Unterschied auszumachen." Beides Vorwürfe, die sich zumindest die Fans des 1. FC Saarbrücken nicht machen müssen.
