Nach der deutlichen 0:3-Auftaktniederlage stand Kroatien bereits unter Druck und brauchte gegen Albanien unbedingt einen Sieg. Die Mannschaft enttäuschte, führte dann plötzlich und kassierte am Ende den späten Ausgleich – 2:2 in Hamburg.
0:1 Laci (9.)
1:1 Kramaric (73.)
2:1 Klaus Gjasula (Eigentor/75.)
2:2 Klaus Gjasula (90.+4)
Die EM ist bisher ein großes Fanfest. Auch vor dem Spiel zwischen Albanien und Kroatien machten Videos die Runde, wie die Anhänger:innen beider Nationen vor dem Hamburger Stadion feierten und gemeinsame Lieder gesungen haben.
Dann mischte auch noch die Hamburger Polizei mit. Und das im komplett positiven Sinne. Ein Video auf X zeigt, wie ein Beamter unter dem Jubel der Fans zu albanischer Musik tanzte.
"Das haben wir schon gegen Spanien gesehen, das darf so nicht passieren", sagte Kommentator Marco Hagemann nach dem frühen 1:0 für Albanien.
Schon bei den drei Gegentoren gegen Spanien am ersten Spieltag machte die kroatische Defensive einen ungewohnt schlechten Job und zeigte sich unglaublich passiv. Expert:innen erwarteten eine aggressivere und bissige kroatische Mannschaft, doch sie wurden bitter enttäuscht.
Asani kann von rechts unbedrängt flanken und Torschütze Qazim Laci köpft unbedrängt ein. Auch Kroatiens Torhüter Dominik Livakovic machte nicht die beste Figur.
Und es wurde nicht besser. "Das ist langsamer und unmoderner Fußball" wetterte TV-Experte Steffen Freund nach 30 Minuten. "Die Mannschaft ist in die Jahre gekommen."
Erst zum Ende der zweiten Halbzeit kamen die Kroaten plötzlich zu vermehrten Offensivaktionen und gingen innerhalb von zwei Minuten in Führung. Doch die defensive Anfälligkeit zeigte sich wieder in der Nachspielzeit beim Ausgleich der Albaner.
Jetzt hören: "Toni Kroos – The Underrated One". Folge 1 des Podcasts über den DFB-Star gibt es hier:
Hier kannst du Toni Kroos – The Underrated One" auf Spotify kostenlos und einfach abonnieren.
Die Kroaten und Rückstände, das passt einfach nicht zusammen. Die vergangenen vier Spiele hatte der WM-Dritte von 2022 nach einem Rückstand bei Europameisterschaften nicht mehr gewonnen.
Die Negativ-Serie galt als gebrochen – bis zur 94. Minute.
Bei der Europameisterschaft sind immer wieder zahlreiche Legenden des Fußballs auf den Tribünen oder am Spielfeldrand als Teil des Trainerteams zu sehen.
Allein die Kroaten lassen mit ihren Assistenztrainern Mario Mandžukić und Ivica Olic die Herzen eines jeden Bundesliga-Fans höher schlagen. Vor dem Spiel, das durch eine Kooperation auf RTL und MagentaTV gezeigt wurde, war eine weitere Bundesliga-Legende zu sehen: Ivan Klasnic. Er ist EM-Botschafter für den kroatischen Verband.
Der 44-Jährige wurde mit Werder Bremen Deutscher Meister, DFB-Pokalsieger und nahm für Kroatien an den Europameisterschaften 2004 und 2008 und der WM 2006 teil.
Doch bereits während seiner Karriere wurde bei Klasnic 2005 eine Niereninsuffizienz festgestellt – er reichte Klage gegen die Ärzte von Werder Bremen ein, die die Erkrankung schon drei Jahre zuvor hätten feststellen müssen. Beide Parteien einigten sich auf einen außergerichtlichen Vergleich.
Bis heute musste sich der Ex-Bundesliga-Star drei Nierentransplantationen unterziehen.
Er gab er sich vor dem Spiel im MagentaTV-Interview optimistisch, was die Leistung seines Teams angeht. Besonders vom Mittelfeldtrio um Luka Modrić, Mateo Kovacic und Marcelo Brozovic, "dem Herz der Mannschaft", kündigte er eine Steigerung an.
"Wenn die drei gut spielen, machen wir auch die Tore", sagte er. Doch gerade das Trio fand zunächst kaum ins Spiel, traf immer wieder schlechte Pass-Entscheidungen und konnte das Offensivspiel der Kroaten nicht lenken. Das wurde erst im Laufe der zweiten Halbzeit besser.
"Es gibt keine Kleinen mehr." Eine neue Fußball-Weisheit, die seit einigen Jahren Einzug in den Sprachgebrauch von TV-Expert:innen erhalten hat. Und nun mussten es auch die Kroaten – WM-Dritter 2022, WM-Zweiter 2018 – am eigenen Leib erfahren.
Für Albanien auf Weltranglistenplatz 66 ist es überhaupt erst die zweite Teilnahme an einer EM. Doch mit einer starken Leistung stellten sie bereits Italien vor Probleme.
Kroatien trifft am Montag um 21 Uhr in Leipzig auf Italien, Albanien zur gleichen Zeit in Düsseldorf auf Spanien.
Aufgrund des besonderen EM-Modus geht es auch am letzten Vorrundenspiel noch um alles. Da auch die vier besten Gruppendritten weiterkommen, zählt jeder Punkt im Kampf um den Einzug ins Achtelfinale.