Als eine Facette der EM werden die vielen Flitzer in Erinnerung bleiben, die während der Spiele den Platz stürmten. Immer wieder kam es dabei zu kuriosen und teils gefährlichen Vorfällen.
Einer sprang Cristiano Ronaldo fast auf den Kopf, als dieser nach dem Spiel gegen Georgien gerade in die Katakomben verschwinden wollte. Ein anderer ist nach der Partie Spanien-Frankreich von einem Ordner abgegrätscht worden, wobei sich Spanien-Star Álvaro Morata eine leichte Verletzung zuzog.
Als Zuschauer:in hatte man sich schon an die Spielunterbrechungen und die Aufnahmen gewöhnt, wenn ein Flitzer wieder einmal die Ordner narrte und hakenschlagend über den Platz floh. Sofern die Bilder davon gezeigt überhaupt wurden: Um den Störenfrieden keine Bühne zu geben, gibt es von der Uefa die Direktive, die Aktionen möglichst nicht auf den TV-Bildern abzubilden.
Woran liegt es, dass es bei der EM in Deutschland schon so viele Flitzer gab? Eine Antwort darauf hat Uefa-Turnierdirektor Martin Kallen.
Der Schweizer Funktionär äußerte sich dazu im Interview mit der Schweizer Tageszeitung Blick. "Es gibt heute Organisationen, welche hohe Prämien im fünfstelligen Bereich vergeben für Flitzerfotos mit ihrem Branding", sagte Kallen.
Darum steht der Uefa-Boss auch hinter der Anweisung an die Regieteams, in entsprechenden Situationen umzuschalten. "Wenn wir die zeigen, kommen noch mehr", sagte der 60-Jährige. Wer die Szenen sehen wolle, könne sich die Szenen ja später "in den sozialen Medien anschauen", erklärte Kallen.
Auffällig dabei: Zu der Sicherheitsdebatte, die die Flitzer-Vorfälle ausgelöst hatte, sagte Kallen nichts. Dabei gab es durchaus viele Stimmen – darunter auch Cristiano Ronaldo – die von den Veranstalter:innen einen besseren Schutz der Spieler gefordert hatten.
Es sei eine "sehr gute Europameisterschaft" gewesen, urteilte Kallen. "Viele ausländische Gäste kamen nach Deutschland, hatten eine gute Zeit, es war friedlich, der Fußball recht gut, mit ein, zwei Überraschungen. Unter dem Strich: gelungen!"
Ein Sommermärchen, wie es sich viele deutsche Fans in Anlehnung an die großartige Stimmung bei der WM 2006 gewünscht hatten, sei es jedoch nicht gewesen. "Das wäre es nur dann gewesen, wenn Deutschland Europameister geworden wäre", befand Kallen.
Und wie hat sich die Deutsche Bahn geschlagen? Die war durch Verspätungen und Pannen immer wieder Gesprächsthema bei Fans und Medien. "Die Kapazität ist einfach zu klein. Dann ist man auf weite Distanzen immer zu spät", sagte Kallen. Er persönlich habe zwölf größere Fahrten unternommen, nur fünfmal sei die Bahn pünktlich gewesen.